Duisburg. Der Ukrainer Mark Shutko sammelt bei den Ruhr Games in Duisburg beim Bouldern Kraft – auch wenn er beim Klettern abrutscht.

Am Abend erstrahlte ein Licht-Schriftzug am Himmel über den Landschaftspark Nord. Der Slogan „Duisburg ist echt“ war da zu lesen. Die zumeist jungen Besucherinnen und Besucher jubelten und feierten. Duisburg präsentiert sich in diesen Tagen bei den Ruhr Games als eine „echte Sportstadt“. Über 5200 Sportler nehmen aktiv am Festival teil. Tausende Besucher säumen das Veranstaltungsgelände auf dem Areal im Schatten der Industrie-Kultur. Die Kraftzentrale muss immer wieder die Pforten schließen, da der Andrang bei den Wettkämpfen zu groß ist. Ein gutes Zeichen für die Veranstalter und die Stadt.

Allerdings: Duisburg hat auch ein „echtes“ Eigentor geschossen. Ausgerechnet am „Super-Sportwochenende“ mit Ruhr Games, Marathon und Drachenboot-Regatta ist ein Teil der A 59 gesperrt. Die Fahrzeit aus der City zum Landschaftspark betrug am Freitagnachmittag knapp 50 Minuten.

Im Vergleich zur Geschichte von Mark Shutko erscheinen derartige Probleme ganz klein. Der junge Sportler, der im Landschaftspark an der Jugendeuropameisterschaft im Bouldern teilnimmt, stammt aus der Ukraine. Shutko hat mit seiner Familie seine Heimatstadt Sjewjerodonezk in der von den Russen besetzten Region Luhansk verlassen und vorübergehend im niederländischen Tilburg eine neue Heimat gefunden. Aktuell tourt Mark Shutko mit dem ukrainischen Kletter-Team durch Europa, um an den kontinentalen Titelkämpfen teilzunehmen. „Was die Zukunft für uns bringt, kann ich nicht sagen“, lebt der 20-Jährige in der Ungewissheit. Der Sport lenkt ab, er bringt Kraft und Selbstvertrauen.

Der Center Court der Basketballer: Die Sportler kämpfen in Duisburg vor einer beeindruckenden Kulisse um Punkte.
Der Center Court der Basketballer: Die Sportler kämpfen in Duisburg vor einer beeindruckenden Kulisse um Punkte. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Wand in der Kraftzentrale war am Wettkampftag für ihn allerdings eine zu große Herausforderung. Er unternahm mehrere Anläufe, um den steilen Parcours zu bezwingen, er rutschte aber immer wieder ab. Mark Shutko war ratlos: „Ich habe viel trainiert, ich kenne die Linien an der Wand sehr gut. Ich konnte aber einfach nicht greifen. Ich verstehe nicht, was passiert ist.“

Auch Sean Brown war mit Eifer an der Kletterwand aktiv. Der 17-Jährige trug keinen schweren Rucksack mit sich. Er kommt aus Dublin. In der irischen Hauptstadt plagt kein Krieg das Gemüt, am River Liffey bestimmt die Leichtigkeit die Seele. Mit großen Augen verfolgte Brown in einer Wettkampfpause die spektakuläre Freestyle-Moto-Cross-Darbietung an der Hochofenstraße.

Knatternde Motoren, dramatische Überschläge – die Zuschauer mussten nicht lange um Zugaben bitten. „Ich war schon häufig in Deutschland. Aber so eine Atmosphäre und Kulisse wie auf diesem Gelände habe ich noch nie erlebt“, war der junge Kletterer von der Szenerie im Landschaftspark begeistert.

Abschlussparty in Duisburg am Sonntag

Sportlerinnen und Sportler aus 30 Nationen sorgen bei den sportlichen Ruhr-Festspielen für einen internationalen Anstrich. Dazu tragen auch Mark Shutko und Sean Brown bei. Die Gäste aus der Ferne sind auf dem Gelände im Landschaftspark rege mit ihren Smartphones im Einsatz, um Bilder zu machen.

Bei den Ruhr Games geht es auch außerhalb des Landschaftsparks rund. Der ASCD richtet zum Beispiel auf seiner Anlage an der Kruppstraße im Sportpark ein Wasserball-Turnier aus. In der Halle an der Krefelder Straße steigt ein Handball-Turnier. Am Ende zieht es dann aber auch die auswärtigen „Ruhr-Gamer“ in den Landschaftspark. Am Freitag stand die Sportler-Party auf dem Programm. Sportliche Ergebnisse sind bei Treffen dieser Art nebensächlich.

Am Samstag und Sonntag gehen im Landschaftspark (jeweils ab 9 Uhr) und an den weiteren Sportstätten die Wettkämpfe weiter. Die Ruhr Games enden dann am Sonntag mit der Abschlussveranstaltung (19 Uhr) und dem Finale der Urban-Dance-Battles. Das komplette Programm ist im Internet unter der Adresse www.ruhrgames.de zu finden.