Duisburg. Der SV Genc Osman muss sich nach dem unerwarteten Abstieg aus der Landesliga neu aufstellen. Für die Trainerposition gibt es wohl eine Lösung.
Ein Zuschauer, der es mit dem SV Genc Osman hielt, hatte schon zur Pause die Nase voll. „Spielen die hier um die goldene Ananas oder was?“, schimpfte er und meinte damit zwar grundsätzlich beide Teams, die sich im entscheidenden Duell um den Klassenerhalt in der Fußball-Landesliga gegenüberstanden, aber bei der gastgebenden SpVgg Sterkrade-Nord ärgerte ihn das eben weniger als bei den Gästen aus Neumühl, die nicht den Anschein erweckten, um ihre letzte Chance kämpfen zu wollen. Als eine gute Stunde später der erste Abstieg der ersten Mannschaft seit der Vereinsgründung 2007 feststand, musste Trainer Ilyas Basol dem Beobachter beipflichten: „Wenn man so spielt, dann will man Bezirksliga spielen.“
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Auch mit etwas Abstand vom letzten Spieltag weicht die Verblüffung über das, was mit dem SV Genc Osman passiert ist, nicht. Als die wohl bis auf weiteres letzte Landesligasaison mit einer 14er-Gruppe im vergangenen August angestoßen wurde, galt der Klub von der Oberhauser Allee eindeutig eher als Auf- denn als Abstiegskandidat. Doch schon das 0:1 zum Auftakt bei der SGE Bedburg-Hau wies den Weg zu einer Realität, die sich von der vorherigen Zitterspielzeit nur wenig unterscheiden sollte. Die vermeintlich prominent besetzte Mannschaft bekam nie wirklich die Kurve, auch nicht nach dem Rücktritt von Trainer Haluk Piricek im Oktober. Platz sechs zur Saisonhalbzeit täuschte, weiter waren es nur zwei Punkte bis zum ersten Abstiegsplatz.
Ilyas Basol, als Trainer eingesprungen, wollte weitermachen, bis ein adäquater Nachfolger gefunden war. Dieser ließ sich nicht finden, also machte er weiter. Ein Fehler im Nachhinein? Vielleicht hätte die klischeehafte „harte Hand“ geholfen, darüber sinniert Basol jetzt auch. „Ich denke darüber nach, was ich falsch gemacht habe“, sagt er.
0:6-Pleite als Anfang vom Ende
Nach den sich in der Rückrunde häufenden Enttäuschungen wurde immer wieder das Gespräch mit den Spielern gesucht, die dann stets Besserung gelobten und danach den nächsten Reinfall produzierten. Das 0:6 gegen die SV Hönnepel-Niedermörmter, mit dem Absturz auf den Abstiegsplatz verbunden, markierte am fünftletzten Spieltag den Anfang vom Ende. Tragikomische Züge nahm die Sache dann im Saisonfinale mit dem 4:4 gegen Fichte Lintfort und dem 2:3 gegen die DJK Lowick an, zwei leichtfertig vergebene Matchbälle auf eigenem Platz. Dann schließlich der Showdown im Nordler-Park, vor dem Ilyas Basol ein „brutal gutes Gefühl“ hatte. Es trog, mal wieder.
Nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg? Keine Frage, das wird das Ziel sein. Wie holprig der Weg dorthin trotz großer Anstrengungen sein kann, beweist derzeit der VfB Speldorf. Dort musste Trainer Julien Schneider kurz vor Saisonende trotz Platz eins gehen; kurz darauf wurde er als Besucher bei einem Genc-Heimspiel gesichtet. Die Mission Landesliga-Rückkehr wird aber wohl doch ein anderer angehen: Yalcin Nezir, als Spieler unter anderem für Hamborn 07, den FSV Duisburg und die DJK Vierlinden am Ball, und im vergangenen Jahr als Coach mit dem TSV Bruckhausen knapp am Bezirksliga-Aufstieg gescheitert. Ilyas Basol ist dabei, den Kader für das Unternehmen zusammenzustellen. „12, 13 Leute haben schon zugesagt“, berichtet er. Nach dem gerade erlebten Fiasko wird es aber weniger darauf ankommen, welche Namen auf einem Zettel stehen, sondern eher auf die Einsatzbereitschaft, die sich dahinter verbirgt.