Duisburg. Die Mitglieder des MSV Duisburg wollten bei der Versammlung während der Aussprache, der Entlastung und bei den Wahlen unter sich bleiben.

In der Geschichte des MSV Duisburg ist das ein Novum. Die Mitglieder des Spielvereins beschlossen am Dienstag zu Beginn der Jahreshauptversammlung im Zirkus Flic Flac mit überwältigender Mehrheit einen Teilausschluss der Presse. Menschen mit Kameras durften schon kurz nach Beginn der Zusammenkunft ihrer Tätigkeit nicht mehr nachgehen.

Ein Mitglied begründete den entsprechenden Antrag damit, dass die Inhalte einer zu erwartenden heißen Diskussion intern bleiben sollten. Die schreibenden Journalisten mussten nach den Berichten des Vorstandes und der weiteren Funktionäre den Zirkus verlassen. Die Aussprache, die Abstimmungen zur Entlastung und die Wahlen zum Verwaltungsrat gingen am späten Abend unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne. Präsident Ingo Wald hatte vor der Versammlung auf ein anderes Abstimmungsergebnis gehofft. Sportdirektor Ivica Grlic dürfte die Entscheidung hingegen gefallen haben. Er betrieb Medienschelte und sagte: „Man muss sich wehren.“

Joachim Llambi postet Foto auf Instagram

Gut 500 Vereinsmitglieder kamen am Dienstag zur Jahreshauptversammlung in den Zirkus Flic Flac.
Gut 500 Vereinsmitglieder kamen am Dienstag zur Jahreshauptversammlung in den Zirkus Flic Flac. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die Fotografen und Kameraleute durften gar nicht erst ins Zelt. Der Antragsteller argumentierte, dass unter anderem geplante Aufnahmen des Fernsehsenders RTL für die MSV-Doku der Anlass für den Antrag gewesen seien. Auch der Fotograf dieser Zeitung musste gehen. Diese – juristisch einwandfreien – Vorgänge sind in der Geschichte der MSV-Versammlungen einmalig. Das Angebot des MSV, Fotos zur Verfügung zu stellen, nahm diese Redaktion nicht an, weil sie einem Verein im Krisenmodus nicht die „Macht des Bildes“ überlassen will.

Ungeachtet des Votums tauchten während des Abends – offenbar durch Mitglieder – Bilder in den sozialen Medien auf. Versammlungsleiter Frank Nolte sah sich gezwungen, einzuschreiten. Promi-Mitglied Joachim Llambi hatte während der Rede von Ingo Wald ein Foto des Präsidenten am Rednerpult auf dem Netzwerk Instagram gepostet. Auch nach Noltes Einlassung war das Bild mit dem Satz „Jetzt wird es spannend“ online.

Die Kameras hätten einen sehr angespannten MSV-Boss Ingo Wald am Rednerpult am Ende der Manege, die im Zirkus Flic Flac die Form eines Laufstegs hat, eingefangen. Der 63-Jährige sprach fast eine Stunde lang. Der Präsident verwies auf die Schwierigkeiten der letzten Jahre: sportlicher Misserfolg, die dadurch resultierenden finanziellen Engpässe und die Zuspitzung durch die Corona-Pandemie. Den Corona-Schaden in den beiden Spielzeiten bezifferte er auf sieben Millionen Euro.

Ein Geschenk in Form der Mitteilung über die Verpflichtung eines Sportvorstandes hatte Wald nicht mitgebracht. Der Präsident sieht genügend Potenzial für sportlich bessere Zeiten. Wald: „Wir glauben weiterhin, dass die Mannschaft einen einstelligen Tabellenplatz erreichen kann.“ Für diesen Satz erntete der MSV-Chef vereinzelt Gelächter. Dennoch verließ er später unter dem Beifall der gut 500 Anwesenden das Podium.

Pfiffe und Applaus für Duisburgs Sportdirektor Grlic

Unter vereinzelten Pfiffen und Buhrufen trat Sportdirektor Ivica Grlic ans Pult. „So ist das in einer Familie“, entgegnete der Manager zu Beginn seines Berichtes. Der Sportchef versuchte, den Mitgliedern die Schwierigkeiten seit dem Zweitliga-Jahr, als der MSV als Aufsteiger auf dem siebten Platz landete, zu erläutern. Vom Absturz im Folgejahr sei er überrascht gewesen.

Für das Scheitern in der vergangenen Saison machte Grlic auch Ex-Geschäftsführer Michael Klatt verantwortlich. Der damalige Finanzchef habe den Saisonetat kurzfristig um 500.000 Euro reduziert. „Ich war nicht mehr handlungsfähig“, blickte der Sportdirektor am Dienstag zurück. Seine Aussage nach dem verpassten Aufstieg, „wieder angreifen zu wollen“, stufte der 46-Jährige rückblickend als Fehler ein. Zur Verpflichtung von Trainer Gino Lettieri als Nachfolger von Torsten Lieberknecht sagte Grlic: „Das Thema Gino Lettieri habe ich einfach unterschätzt. Dafür habe ich mich entschuldigt.“ Bei kritischen Zwischenrufen verwies der Sportdirektor auf die spätere Aussprache unter Ausschluss der Öffentlichkeit, für die er zur Verfügung stehe.

Als Ivica Grlic das Rednerpult verließ gab es erneut Pfiffe, allerdings auch Applaus.