Duisburg. Die Aufarbeitung der Pokalblamage in Wuppertal hat beim MSV Duisburg begonnen. Die Verantwortlichen stehen nun massiv in der Kritik.
Ivica Grlic setzte sich am späten Mittwochabend nach dem 2:6-Debakel im FVN-Pokal-Halbfinale beim Regionalligisten Wuppertaler SV unweit des Stadions am Zoo mit einem wütenden Fan auf eine Mauer und stand Rede und Antwort. Der Sportdirektor des Fußball-Drittligisten könnte derzeit komplette Tage und Nächte damit verbringen, um den Anhängern die Situation zu erklären. Die Pleite in Wuppertal kam einem Dammbruch gleich. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Verärgerung – in den sozialen Medien laufen die Fans Sturm.
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2:6 beim Tabellenelften der Regionalliga – ein neuer Tiefpunkt, den Verantwortliche und Fans nicht mehr für möglich hielten, nachdem der MSV unter Trainer Pavel Dotchev in der Liga die Kurve gekriegt hatte. Alle drei beim MSV weiterhin unter Vertrag stehenden Cheftrainer erlebten im Saisonverlauf ihre Tiefpunkte. Torsten Lieberknecht gegen den KFC Uerdingen (0:2) und gegen Viktoria Köln (1:3), Gino Lettieri gegen den SC Verl (0:4) und beim FSV Zwickau (1:3) und nun nach dem 1:5 gegen Ingolstadt Pavel Dotchev in Wuppertal. „Dann gibt’s noch mal ’nen niedrigeren Tiefpunkt“, echauffierte sich einst DFB-Teamchef Rudi Völler. Den gibt’s offenbar tatsächlich immer wieder.
Verantwortliche des MSV Duisburg schämen sich
Bei vielen Anhängern steht Ivica Grlic wieder im Zentrum der Kritik. Aber auch Präsident Ingo Wald benötigt aktuell ein dickes Fell. In der Januar-Krise musste Gino Lettieri gehen. Auch der Sportdirektor stand unter Druck. Ivica Grlic erhielt aber später die Rückendeckung des Präsidenten. Im März stellte Wald final klar, dass Grlic für den Kader der kommenden Saison zuständig sei. Im Zuge der guten Ergebnisse kehrte Ruhe in die Diskussion ein. Nun flammt sie wieder auf.
Die Leistung der Mannschaft machte Wald am Mittwoch fassungslos und wütend. Der 63-Jährige sprach von einer „Schande für den MSV“ und sagte weiter: „Es war beschämend. Die Mannschaft hatte die Möglichkeit, den Fans nach einer desaströsen Saison noch etwas zurückzugeben, einen versöhnlichen Abschluss zu schaffen. Und dann kommt so ein Auftritt.“ Auch Trainer Pavel Dotchev war entsetzt: „Ich schäme mich für die Leistung, die die Mannschaft derzeit bringt.“
Der Trainer hatte im Vorfeld der Partie angekündigt, mit der stärksten Mannschaft in Wuppertal antreten zu wollen. Stammtorhüter Leo Weinkauf saß jedoch auf der Bank, Steven Deana hütete wie schon in Velbert gegen Uerdingen das Tor. Das war dann eben doch nicht die stärkste Mannschaft. Ein fatales Signal: Gegen Wuppertal kann der vermutlich stärkste Torhüter der 3. Liga gerne mal pausieren. Dabei hätte Weinkauf der im Zuge der Personalnot umgebauten Abwehrkette vielleicht die paar Prozent mehr Sicherheit gegeben als Steven Deana. Gleichwohl: Am Schweizer Keeper lag es grundsätzlich nicht, dass sich die Zebras am Zoo bis auf die Knochen blamierten.
Der MSV hatte den Wuppertaler SV im Vorfeld nicht beobachtet. Der Trainer hatte das im Pressegespräch auch damit begründet, dass dies im Zuge der Corona-Vorschriften auch nicht einfach sei. WSV-Sportchef Stephan Küsters hatte da mehr Glück gehabt: Er war beim Pokalauftritt der Zebras in Velbert zugegen gewesen. Der MSV begnügte sich hingegen mit Videostudium.
Pokalfinale wird in Duisburg ausgetragen
Pavel Dotchev will die Saison nun sauber zu Ende bringen. Am Samstag geht es am letzten Drittliga-Spieltag zum SV Meppen, der noch gegen den Abstieg kämpft. Ein ähnlicher MSV-Auftritt wie in Wuppertal käme dann einem Skandal gleich. Der 55-Jährige kündigte an, sich intensiv Gedanken darüber zu machen, mit welchem Personal er die letzte Aufgabe angehen will. Die Ereignisse von Wuppertal musste er auch erst einmal sacken lassen: „Ich habe schon einiges erlebt. Ich bin der erfahrenste Trainer der Liga. Aber so etwas habe ich noch nie gehabt.“
Schon vor dem Anpfiff hatte der Trainer der Mannschaft mitgeteilt, dass es im Falle eines Ausscheidens keinen verfrühten Urlaub geben wird. Das Training läuft nun bis zum 29. Mai weiter.
An diesem Tag wird auch das FVN-Pokalfinale zwischen dem Wuppertaler SV und dem SV Straelen, der überraschend Rot-Weiß Essen per Elfmeterschießen ausschaltete, über die Bühne gehen – und das ausgerechnet in Duisburg. Dies legte der Fußball-Verband Niederrhein am Donnerstag fest.
FVN-Geschäftsführer Ralf Gawlack sagte dazu: „Ein Dank geht an den MSV Duisburg, der sich trotz des verlorenen Halbfinals bereit erklärt hat, das Endspiel gemeinsam mit dem FVN auszurichten. Ich bin davon überzeugt, dass der MSV ein guter Gastgeber sein wird.“