Duisburg. Die Trainer der anderen West-Bundesligisten hoffen auf eine Lösung, mit der der Club Raffelberg in der Topspielklasse verbleiben kann.
Der unverschuldete Abstieg des Club Raffelberg aus der Hallenhockey-Bundesliga der Frauen sorgt für eine Menge Solidarität mit den Duisburgerinnen – kein Trainer der Liga sagt, dass es die Grün-Schwarzen verdient hätten, die Topspielklasse verlassen zu müssen. Wie berichtet sorgte erst die Spielumwertung der Partie zwischen den Deutschen Meister Düsseldorfer HC und dem CR-Konkurrenten Bonner THV von einem 11:2 in ein 0:5 für den Absturz. DHC-Trainer Nico Sussenburger hatte angekündigt, vor dem Bundesschiedsgericht für eine Entscheidung pro CR kämpfen zu wollen – da es die Düsseldorfer waren, denen der Fehler unterlaufen war. Im Raum steht weiterhin die möglicherweise nicht ganz eindeutige telefonische Aussage eines DHB-Mitarbeiters zur Spielberechtigung der betreffenden Spielerin. Das sagen nun die übrigen vier Bundesliga-Trainer.
„Das ist maximal unglücklich gelaufen“, sagt Markus Lonnes, der Coach von Rot-Weiß Köln. „Hier gibt es sicherlich zwei Dinge zu beachten – die rechtliche und die moralische Seite.“ Er erklärt: „Raffelberg hat es natürlich verdient, in der Bundesliga zu bleiben. Es ist zudem extrem ärgerlich, dass die betreffende Spielerin im elektronischen Spielbericht mit schwarz als spielberechtigt und nicht rot markiert war“, so Lonnes, der aber auch einräumt: „Ich kann natürlich auch die Bonner verstehen, weil die Spielwertung in der Spielordnung so vorgesehen ist.“ Bleibt die Frage nach einer sinnvollen Lösung. Eben die vom CR ins Spiel gebrachte Aufstockung der Bundesliga-Westgruppe von sechs auf sieben Teams? „So lange wir nicht am 24. Dezember und 1. Januar spielen müssen, könnte ich damit leben“, sagt Lonnes.
Daniel Kamphaus, Trainer des HTC Uhlenhorst Mülheim, betont: „Das ist sportlich katastrophal.“ Auch er sieht die sportliche Qualifikation der Raffelbergerinnen für die Bundesliga als gegeben an: „Der CR hat gegen den direkten Konkurrenten einmal unentschieden gespielt und einmal gewonnen und hat zudem einen Punkt gegen Köln aus den Top 3 geholt. Das ist sonst nur Krefeld gegen uns mit einem Sieg gelungen.“ Daher sagt er, dass der „CR den Abstieg wegen eines Fehler eines anderen Vereins nicht verdient“ hat. Was sagt er zu einer möglichen Aufstockung der Gruppe für eine Saison? „Ich kann nicht einschätzen, ob das realisierbar ist. Wenn es so entschieden wird, ist das eben so. Ob’s geht, werden wir sehen.“
Selbst Jan Henseler, Trainer des direkt betroffenen Konkurrenten Bonner THV, erklärt: „Die Situation ist alles andere als schön. Wir wissen ganz genau, dass wir den Klassenerhalt sportlich nicht geschafft haben. Als wir am letzten Spieltag mit 3:0 gegen Krefeld gewonnen hatten, kam keine wirkliche Freude auf.“ Er zeigt auf, dass die Lage für sein Team in den letzten zwei Wochen der Saison nicht einfach war. „Das war sehr schwer für meine Spielerinnen. Plötzlich standen ja nicht wir, sondern der CR im direkten Duell mit dem Rücken zur Wand. Wir haben versucht, es auszublenden, was natürlich nie ganz geht.“ Zur Siebenerlösung als Kompromiss sagt Henseler: „Wir wären natürlich die Allerletzten, die etwas dagegen hätten. Wenn es geht, bitte gerne!“
André Schiefer, Coach des Crefelder HTC, ist über die gesamte Situation sehr verärgert: „Durch diese Umwertung hätte es auch uns noch erwischen können.“ Daher bedauert er, „dass es für solche Entscheidungen keinen Spielraum für den DHB gibt. Zum einen hatte der Einsatz der Spielerin bei einem 11:2-Endergebnis keinen Einfluss, zum anderen hat der DHC ordnungsgemäß angefragt. Was telefonisch besprochen wurde, kann ich nicht sagen.“ Also eine Siebener-Gruppe? „An sich bin ich der Meinung, dass Bonn sich den Klassenerhalt nicht verdient hat.“
Nun gilt es für den Club Raffelberg abzuwarten. Der Düsseldorfer HC hat Widerspruch gegen die erfolgte Spielumwertung eingelegt. Das Bundesschiedsgericht des Deutschen Hockey-Bundes muss die Situation nun bewerten. Es ist davon auszugehen, dass das Gremium in einem schriftlichen Verfahren entscheiden wird.