Duisburg. Die C-Junioren des MSV haben eine unerwartet starke erste Saisonhälfte gespielt. Das mussten auch Gegner wie Dortmund und Schalke anerkennen.

Vincent Wagner war ein sehr passabler Fußballer. Bei Rot-Weiß Essen, beim FC Kray und beim KFC Uerdingen kickte der 33-Jährige jahrelang in Regional- und Oberliga und war immer eine verlässliche Größe. Highlights in der Spielerkarriere waren zwei Siege mit RWE in der ersten Runde des DFB-Pokals, als Wagner 2007 den FC Energie Cottbus (6:5 nach Elfmeterschießen) und 2011 Union Berlin (4:3 nach Elfmeterschießen) als jeweils letzter Elfmeterschütze aus dem Pokal beförderte. Seit einigen Jahren arbeitet Wagner nun an seiner Trainerkarriere. Mit großem Erfolg: Nach einem Engagement beim VfL Bochum, wo er neben der U 19 auch ein halbes Jahr Co-Trainer der Zweitliga-Mannschaft war, ist er seit Sommer 2018 beim MSV Duisburg und hat mit der U 15 eine überragende Hinrunde hingelegt.

Nur das schwächere Torverhältnis trennt die Meidericher aktuell von der Tabellenspitze der Regionalliga. Die Erfolge gegen nahezu alle Spitzenteams der Liga wie Borussia Dortmund (2:0), Schalke 04 (2:0), Borussia Mönchengladbach (1:0), den 1. FC Köln (2:0) und den VfL Bochum (3:2) sind eindrucksvoll. Seit dem Aufstieg der C-Junioren in die höchste deutsche Spielklasse 2008 hat es so eine Statistik bei den Leistungsmannschaften des MSV nicht mehr gegeben.

Fast schon radikal hohes Pressing

Wohlgemerkt, erst die Hälfte der Saison ist vorüber und es kann noch viel passieren, doch nicht nur die Ergebnisse lassen aufhorchen. Auch die Art und Weise, wie der MSV spielt, zeugt von Qualität. Das aktive Spiel und vor allem das fast schon radikale hohe Pressing gegen den Ball beherrscht die U 15 immer besser.

Im Kreise seiner Jungs: Trainer Vincent Wagner hat die MSV-C-Junioren an die Spitze der Regionalliga geführt.
Im Kreise seiner Jungs: Trainer Vincent Wagner hat die MSV-C-Junioren an die Spitze der Regionalliga geführt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Trainer Vincent Wagner, der hauptamtlich an einem Essener Gymnasium als Lehrer für Sport und Geschichte arbeitet, ist von seinen Jungs überzeugt: „Beim Pressen sind die Jungs wirklich brutal gut. Ich glaube, dass es in der Liga in der Sache keine Mannschaft gibt, die das besser hinbekommt. Das Schöne daran ist, dass die Jungs aber auch richtig guten Fußball spielen können. Viele Mannschaften können nur eins davon. Wir können beides. Dazu kommt die Tatsache, dass die Jungs richtige Mentalitätsmonster sind. Das Wort hört sich komisch an, passt aber bestens auf den Willen und die Mentalität der Jungs.“

28 von 30 möglichen Punkten

Die Entwicklung der Mannschaft kommt nicht von ungefähr. Setzte es zum Start noch Niederlagen gegen Bayer Leverkusen (0:1) und Fortuna Düsseldorf (0:1), so gab es zuletzt 28 von 30 möglichen Zählern. Wagner hat dafür nicht nur auf dem Platz einen Qualitätsschub ausgemacht: „Unser Nachwuchs-Leiter Uwe Schubert hat es möglich gemacht, dass das Funktionsteam nun viel breiter aufgestellt ist. Neben meinen Co-Trainern Matthias Bloch und Patrick Henle habe ich auch einen überragenden Betreuer Daniel Ocvirk. Zudem haben alle NLZ-Teams einen Torwart-Trainer, einen Videoanalysten sowie eine medizinische Abteilung, die uns zur Seite steht. Wir machen viel Athletiktraining, viel Techniktraining und können uns so beim eigentlichen Training auf dem Platz ausschließlich mit dem Ball beschäftigen.“

Und das zahlt sich aus, wie das Beispiel des elften Spieltages auswärts bei Schalke 04 zeigt. Im Vorjahr unterlag der MSV auf Schalke mit 0:2 – vor einem Monat revanchierte er sich eindrucksvoll. „Es standen acht Spieler auf dem Feld, die schon letztes Jahr dabei waren. Das zeigt die Entwicklung. Und es war ja nicht so, dass wir einfach nur gewonnen haben, sondern das auch völlig verdient. Ich musste während der Partie kaum Positionskorrekturen vornehmen, was viel wert ist“, so Wagner, der sich bei einer der letzten Einheiten fast schon erschrocken zeigte: „Einige Jungs haben auf unserer Multifunktionsanlage Fußballtennis gespielt. Ich war total überrascht, mit welcher Finesse, wie clever und mit welchen Ideen die Jungs da agiert haben. Vor einem Jahr war das noch ein halbes Chaos.“

Sollte sich die Entwicklung der U 15 auch in der Rückrunde fortsetzen, könnte der Höhenflug aber auch in gewissen Punkten problematisch sein: dann, wenn die eigene U 17 die angepeilte Rückkehr in die B-Junioren-Bundesliga nicht stemmt. Dann würde die U 16 nämlich weiterhin nur in der Leistungsklasse spielen dürfen. Der MSV hätte höchstens die Möglichkeit, einige seiner U-15-Talente direkt in die U-17-Niederrheinliga zu schicken, was aber nicht der idealste Weg wäre.

Für beide Fälle wurde ein Plan ausgearbeitet, wie Wagner erklärt: „Der Verein muss natürlich in beide Richtungen planen. Es gibt aber jetzt schon eine zweistellige Zahl an Spielern, die sich ligenunabhängig zum MSV bekannt haben. Dazu gehört auch schon ein Großteil der Führungsspieler.“