Duisburg. 150 Tage nach seinem letzten Spiel stand Patrick Dertwinkel beim VfB Homberg wieder auf dem Platz. Zwischenzeitlich war seine Laufbahn gefährdet.
Viel zu lachen gab es für die Regionalliga-Kicker des VfB Homberg beim 0:4 gegen die U23 des FC Schalke nicht. Zwei Spieler hatten dennoch ein Lächeln auf den Lippen. „Ich bin schon grinsend aufs Feld gelaufen“, freute sich Ferdi Acar nach zehn Spielen Zwangspause wieder auf 29 Einsatzminuten gekommen zu sein. Dabei hätte sich der Mittelfeldspieler ein besseres Ergebnis zum Comeback gewünscht – da ging es Patrick Dertwinkel nicht anders. Doch auch der eigentliche Spielmacher des VfB war „einfach überglücklich“, am Samstag erstmals in dieser Saison wieder auf dem Feld stehen zu können.
„150 Tage war es da her, dass ich mein letztes Meisterschaftsspiel bestreiten konnte“, hat Dertwinkel genau mitgezählt. Denn „die letzten Monate waren einfach nur frustrierend“, sagt der 26-Jährige, der in der Aufstiegssaison als Kopf des Teams galt, und mit 15 Toren sowie fünf Assists auch statistisch maßgeblich am Erfolg beteiligt war. „Noch vor knapp fünf Wochen war mir nicht klar, ob ich überhaupt wieder Fußball spielen kann.“
Besserung nach zweiter Operation
Erst setzte ihn in der Sommerpause eine Meniskusverletzung außer Gefecht, anschließend machte ein schmerzhaftes, auch Läuferknie genanntes, Traktussyndrom jede sportliche Aktivität unmöglich. „Meine Laufstrecke ging immer weiter bergab, Am Ende konnte ich gerade mal noch 700 Meter joggen, dann war es vorbei.“ Monatelang schleppte sich Dertwinkel durch die Reha, mit der sein Tag um 5.30 Uhr in der Früh begann. „Danach zur Arbeit, dann zur weiteren Behandlung in den Verein“, skizziert die Nummer 31 der Homberger seinen Alltagsablauf während der Leidenszeit.
„Umso frustrierender war es, dass ich kaum Fortschritte gemacht hatte.“ Doch dann entschlossen sich der Mittelfeldmann und die behandelnden Ärzte zu einer zweiten OP, bei der sie am 30. September entzündetes Gewebe aus dem lädierten Knie entfernten. Ein Glücks(ein)griff. „Seitdem war ich sehr schnell schmerzfrei und fühle mich nun richtig gesund“, atmet Dertwinkel auf.
Mit einem gerade gestarteten Fernstudium im Fußball-Management hat er vorsorglich begonnen, sich neben seinem Job bei der Stadtverwaltung Mülheim und eben dem Fußball ein weiteres Standbein aufzubauen. „Mein Ziel ist es, irgendwann als Sportlicher Leiter tätig zu sein. Aber das kann nun hoffentlich noch ein paar Jahre warten. Zum Glück bin ich doch noch kein Invalide.“
So fühlten sich die ersten 20 Regionalliga-Minuten für den 26-Jährigen wie eine fußballerische Wiedergeburt an. „Ich war erst eine Woche im Mannschaftstraining, aber Spielpraxis ist noch einmal etwas anderes. Die Belastung ist nicht vergleichbar, und ich bin sehr dankbar, dass der Trainer mir das Vertrauen für diese Einsatzminuten gegeben hat.“Bei hundert Prozent könne er nach so langer Aus- und kurzer Trainingszeit freilich noch nicht sein, sagt der Mittelfeldstratege. „Aber jeder Tag mehr tut gut. Ich möchte jetzt in den nächsten Wochen angreifen und versuchen, dem Team zu helfen.“
Realistische Erwartungen
Dass einige Hoffnungen in Reihen der Homberger Aktiven und Fans mit der Rückkehr des Spielmachers verbunden sind, ist nachvollziehbar. Die Erwartungshaltung wüssten aber alle schon realistisch anzusetzen, glaubt Patrick Dertwinkel. „Ich denke, keiner hat die Erwartung, dass ich jetzt wieder zweistellig treffe und sofort Spiele entscheide. Wir funktionieren nur als Kollektiv. Und ich werde versuchen, meine Qualitäten in dieses Kollektiv einzubringen. Sei es, indem ich vorne ein Ding reinköpfe, oder von hinten raus mit einem langen Ball eines vorbereite“, sagt der Spielgestalter, der sich nach 24 Regionalliga-Einsätzen, die er von 2011 bis 2013 für die U 23 von Borussia Mönchengladbach bestritt, nun auf ein Fortsetzung beim VfB freut.
Da könnten die nächsten beiden Spiele daheim gegen Ligaprimus und DFB-Pokalschreck SC Verl sowie der anschließende Auswärtskick bei seinem alten Verein in Mönchengladbach für den Anfang „nicht geiler sein“, sagt Patrick Dertwinkel – mit einem breiten Lächeln.
Und das hat beim Gedanken an die Rückkehr des Spielmachers wohl gerade jeder Homberger im Gesicht...