Duisburg. Pia Maertens vom Club Raffelberg überzeugt bei der Europameisterschaft in Antwerpen und wird als beste Nachwuchsspielerin ausgezeichnet.

Die deutschen Spielerinnen drehen ihre Abschlussrunde, als der Teammanager zu Pia Maertens kommt und sagt: „Du wirst als beste Nachwuchsspielerin der Europameisterschaft geehrt.“ Die 20-jährige Duisburgerin ist überrascht. „Ich hatte die Siegerehrung bei den Männern gesehen, wusste aber nicht, dass es diesen Award gibt“, staunte sie. „Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Aber noch fühlt sich das wie ein Trostpreis an“, erklärt sie.

Die deutsche Frauen-Hockey-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft Silber gewonnen. „Wenn ich ehrlich bin“, sagt das Toptalent vom Club Raffelberg, das längst viel mehr als ein Talent ist, „fühlt sich das immer noch mehr wie ein verlorenes Finale als wie eine gewonnene Silbermedaille an.“

Plötzlich Ruhe

Am Montagnachmittag ist sie wieder zu Hause. Die Tür ist ins Schloss gefallen. Pia Maertens ruht sich aus. Und auf einmal ist all der Trubel wieder vorbei. Sie ist nun Vizeeuropameisterin. „Aber plötzlich ist dein Tag nicht mehr durchgeplant. Da fällst du erst einmal in ein Loch und realisierst, was in den letzten zehn Tagen passiert ist.“

Die Leistung der Nationalmannschaft ist bemerkenswert – schließlich waren viele junge Spielerinnen dabei. „Für einige war dies das erste oder eines der ersten großen Turniere“, sagt Maertens. Das Finale gegen Oranje „lief so wie die meisten Spiele gegen die Niederlande“, sagt Maertens. Heißt: Das DHB-Team spielt stark, läuft aber einem Rückstand hinterher und verliert am Ende nur knapp gegen den Weltmeister. Diesmal war es ein 0:2.

Strittige Szene im Finale

Eine Szene, die sich wenige Minuten vor dem Ende des Finals abspielte, beschäftigt die Duisburgerin immer noch. „Ich führe den Ball in der Luft, meine von hinten einen Schlag zu spüren, komme zum Abschluss und der Ball trifft einen Fuß – ich dachte, einen niederländischen“, beschreibt Maertens die Situation. Es könnte aber auch ein deutscher Fuß gewesen sein. Ob nun Foul oder Fuß der Niederländerinnen – es wäre eine Strafecke und damit die Chance auf das 1:1. „Ich bin aber nicht zur Schiedsrichterin gegangen, um den Videobeweis zu fordern“, berichtet sie, „weil ich mir nicht sicher genug war.“ Scheitert ein Videobeweis, verliert die betreffende Mannschaft das Recht, die Überprüfung einer Szene anzufordern.

Letztlich war Maertens’ Zurückhaltung nicht unbegründet. „Ich habe mir die Szene nochmal angeschaut, kann aber trotzdem nicht sagen, wie es wirklich war.“ Wäre die Videoschiedsrichterin zum gleichen Schluss gekommen, wäre es bei der Entscheidung auf dem Feld geblieben. Nichts passiert also.

Olympia-Qualifikation im November

Das Gesamtfazit fällt positiv aus. „Wir sind mit dem 13:0 gegen Weißrussland natürlich sehr leicht ins Turnier gekommen“, berichtet Maertens. „Bei den Unentschieden gegen England und Irland war es knapp, aber auch verdient, dass wir ins Halbfinale gekommen sind“, sagt die Duisburgerin. „England ist nicht irgendwer und Irland ist immerhin Vizeweltmeister.“ Es folgte ein 3:2-Halbfinalsieg gegen Spanien durch ein Tor in letzter Minute. „Das ist zwar glücklich, der Sieg war aber auch sehr verdient.“ Und damit ist die Silbermedaille ausgesprochen verdient. „Und auch gegen die Niederlande ist in einem Spiel immer etwas drin.“

In wenigen Tagen wird sie erstmals mit ihrem neuen Team, Rot-Weiß Köln, trainieren. Im November muss die DHB-Auswahl bei einem Quali-Turnier um einen von sieben freien Olympia-Plätzen spielen. Bislang sind Japan (als Gastgeber und Asienmeister), Argentinien (Sieger der Panamerikanischen Spiele), Südafrika (Afrika-Qualifikation) und die Niederlande (Europameister) direkt qualifiziert. Der Ozeanienmeister wird noch ermittelt.