Duisburg. Der Abwehrspieler des MSV Duisburg will dafür sorgen, dass die Heimpremiere von Torsten Lieberknecht ein Erfolg wird. Am Montag kommt St. Pauli.

Martin Haltermann, der Pressesprecher des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg, hatte sich für die Einstimmung der Journalisten auf das Festtagsspiel gegen den FC St. Pauli Gerrit Nauber als Gesprächspartner ausgeguckt. Eine ausgesprochen gute Wahl. Auch wenn Nauber niemals die Dieter-Thomas-Heck-Gedächtnismedaille für Langstreckenreden erhalten wird.

Tatsächlich beschränkte er sich bei seiner ersten Einschätzung der Ausgangslage auf „Meine Erfahrungen sind gut gegen St. Pauli, und wir haben auf jeden Fall viel vor.“ Der Innenverteidiger wirkte nun auch nicht so, als mache ihm das Frage-und-Antwortspiel so wahnsinnig viel Spaß. Aber das muss nun gar nichts heißen. Bei Abwehrspielern gilt eine trockene und humorfreie Art als positive Eigenschaft.

Spiel gegen den Ball: Torsten Lieberknecht betont die Wichtigkeit der Defensivarbeit.
Spiel gegen den Ball: Torsten Lieberknecht betont die Wichtigkeit der Defensivarbeit. © Tanja Pickartz

Dennoch, die Auswahl des Spielers bestätigte das Leitmotiv, das Trainer Torsten Lieberknecht bei seinem Ausblick auf den Montagabend vor geschätzt 20.000 Zuschauern herausarbeitete: gute Abwehrarbeit. Gleich mehrfach sprach er von Defensivstrategie und dem Spiel gegen den Ball. Das heißt nicht, dass für die Partie am Montag um 20.30 Uhr das Motto „Punkt genügt“ gilt. Auch wenn der Gegner aus den letzten vier Spielen zehn Punkte holte und schnell umschaltet. Der Coach macht deutlich: „Ich will natürlich jedes Spiel gewinnen. Aber Heimspiele sowieso.“ Seit dem Köln-Spiel weiß man ja auch, dass das überhaupt geht.

Doch später sagt Lieberknecht dann, dass ein 1:0 ebenfalls ganz schick sein kann, dass für den weiteren Erfolg der Saison die Stabilität in der Abwehr mit Hünen wie Gerrit Nauber entscheidend sei. Und selbst als er seinen Angriff dafür lobt, dass inzwischen die Trainingsspiele nicht mehr so oft 0:0 ausgingen, wie es wohl unter Ilia Gruev vorkam, merkt er an: Ein Trainer frage sich dann auch immer, ob was mit der Hintermannschaft nicht stimme.

Nauber passt zum Tag ebenfalls, weil er einer der Profiteure des Trainerwechsels ist. Ilia Gruev hatte zuletzt eher weniger regelmäßig auf den ehemaligen Lotter zurückgegriffen. Gegen Köln war Nauber beim 2:1 ein Turm in der Schlacht und auf ihn wird der Coach auch gegen die Hamburger setzen. Lieberknecht greift das Wort vom Hünen gern auf.

Was Nauber über die gesamte Truppe sagt, gilt auch für ihn persönlich: „Nach dem Sieg in Köln ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen und du bekommst das Gefühl: Du kannst es doch.“ Dieses Gefühl wollen die Zebras mit in den Spieltagsabschluss am Montag nehmen und sich mit drei weiteren Zählern bestätigen, was Nauber meint, wenn er sagt: „Wir haben noch viel vor.“ Da gehe es darum, „den Anschluss an die Konkurrenz zu suchen und sich von den anderen zu befreien“.

Blick richtet sich auf die Defensive

Schließlich richtet sich der Blick auf die Defensive, weil dort Sebastian Neumann mit Hüftproblemen auf längere Zeit ausfällt. Dem Coach gehen damit die Fachkräfte auf der Position aus. Die Umstellung auf eine Dreierkette wie in Köln fällt nicht mehr so leicht ohne den Neuzugang. Lieberknecht sieht das nicht so tragisch: Es sei ja auch denkbar, einen Spieler auf einer Position einzusetzen, für die er nicht ursprünglich vorgesehen sei. Zu seinen Lieblingsworten gehört ohne Frage „Flexibilität“.

Was er taktisch genau vorhat, ließ der Coach natürlich nicht durchblicken. Was sein Personal aber von ihm erwartet, wird klar, wenn immer wieder betont wird, wie gut der neue Mann seine Mannschaft vor dem Köln-Spiel auf den Gegner eingestellt habe. Noch ist der MSV nicht so weit, dem Gegner das Spiel aufzuzwingen. Denn bei aller guten Laune, bei aller Zuversicht, bei allem Lob für das Team macht der Chef ebenfalls deutlich: „Wir haben erst fünf Punkte.“ Das war angesichts des Überraschungscoups fast aus dem Blick geraten. Der Druck aufs Team ist weiter groß und auch das kommt eher im Nebensatz vor: Die Partie ist die Heimpremiere des Coaches. Die möchte er nicht verpatzen. Und wo gerade das Wort Premiere gefallen ist: Zu null hat das Zebra in der Liga auch noch nicht gespielt. Schon weiß man wieder, warum es eine gute Wahl war, Gerrit Nauber mit zum Pressegespräch einzuladen.