Duisburg/London. Als „Lucky Loser“ rückte die Duisburgerin Nicola Geuer in Wimbledon ins Hauptfeld des Doppel-Wettbewerbs nach. Es ist ihr Grand-Slam-Debüt.
In London trifft sich die Tennis-Weltelite derzeit zu ihrem Saisonhöhepunkt. Es ist wieder Wimbledon-Zeit. Und da, wo Boris Becker mit 17 Jahren zum Helden aufstieg und Roger Federer von Rekord zu Rekord jagt, ist eine Duisburgerin mittendrin – Nicola Geuer. Ausgerechnet im Mekka des Tennissports feiert die 30-Jährige ihr Grand-Slam-Debüt.
Dabei schien der Traum vergangene Woche schon ausgeträumt zu sein: In der zweiten Runde des Qualifikationsturniers verlor sie zusammen mit der Schweizerin Viktorija Golubic gegen eine niederländisch-belgische Paarung. Die Koffer waren bereits gepackt, als sich dann ihre Partnerin am Freitag über WhatsApp meldete und schrieb: „Wir sind drin.“ Die Schweizerin Timea Bacsinszky musste verletzungsbedingt absagen – Geuer und Golubic waren aufgrund ihrer Ranglistenposition die ersten Nachrücker. „Lucky Loser“ nennt man das im Tennis.
„Ich bin hier, um zu arbeiten“
Und so blieb die Duisburgerin im hochsommerlichen Südwesten Londons und bereitet sich auf ihre erste Runde vor. Dass die Uhren in Wimbledon etwas anders ticken, hat sie schnell gemerkt. „Es ist einfach ein besonderes Flair“, erzählt die Nummer 99 der Doppel-Weltrangliste. Im Spieler-Restaurant steht sie neben Serena Williams oder Rafael Nadal am Büffet. Im Aorangi Park trainiert sie neben Novak Djokovic. Sie versuche das Erlebnis auch zu genießen, sagt die Rechtshänderin, die nach zahlreichen Verletzungen und Umwegen in ihrer Laufbahn endlich angekommen ist bei den Grand-Slam-Turnieren.
Doch Zeit um zum Beispiel die Matches der Stars zu schauen, hat die Duisburgerin nicht. Die Vorbereitungen für den Auftakt stehen im Vordergrund. „Ich bin hier, um zu arbeiten. Das ist mein Job“, macht Nicola „Nicky“ Geuer erstaunlich unaufgeregt klar.
Erstrundengegner aus den USA
Am Mittwoch trifft sie mit ihrer Partnerin aus dem Nachbarland auf die Amerikanerinnen Sachia Vickery und Sofia Kenin. „Das sind beides gute Spielerinnen, die auch im Einzel im Hauptfeld stehen“, ist sich Geuer der Herausforderung bewusst. Allerdings bildet auch sie mit Viktorija Golubic ein starkes Team. 2014 bis 2016 spielten die Duisburgerin und die Frau aus Zürich häufig gemeinsam auf der Tour. Nach einer Pause sind sie nun wieder als Team unterwegs. „Das passt sowohl spielerisch und menschlich sehr gut“, berichtet Nicola Geuer.
Seit 2016 konzentriert sich die 30-Jährige nur noch aufs Doppel. Grund dafür seien die zahlreichen Verletzungen gewesen. Eine gute Entscheidung. Dank ihrer gefühlvollen Volleys und ihres taktischen Geschicks auf dem Platz spielte sich Geuer stetig in der Weltrangliste nach oben – bis unter die Top 100. Vor wenigen Wochen stieg Nicola Geuer zudem mit dem TC Bredeney in die Bundesliga auf. Die aktuelle Form stimmt also. Und auf dem „heiligen Rasen“ fühlt sich die Musik- und Hundeliebhaberin ebenfalls wohl.
Bei ihrem Heimatverein, dem TC Eintracht Duisburg, werden sie aufgeregt auf die Ergebnisse aus London schauen. Auch ihre Eltern, ihre Schwester Simona und ihre Freunde hoffen, dass Nicolas Reise in dem Traditionsturnier weitergeht. Denn Wimbledon war schon immer ein Ort zum Träumen. Nun auch für eine Duisburgerin.