Duisburg. . EVD trennt sich nach zwei Monaten von Trainer Frank Petrozza. Reemt Pyka übernimmt, Sportdirektor soll kommen. Neun Niederlagen in elf Spielen.
Es gab schon kürzere Amtszeiten. Jan Benda senior musste seinerzeit nach nur 37 Tagen im Amt den Trainerposten beim damaligen Eishockey-Zweitligisten EV Duisburg räumen. Frank Petrozza hatte etwas mehr Zeit – allerdings nicht allzu viel. Nach zwei Monaten als Coach des Oberligisten von der Wedau mit 19 Spielen muss der 47-Jährige wieder gehen. Die Füchse haben ihn am Mittwochmittag beurlaubt. Er hatte am 4. Dezember die Nachfolge des zuvor ebenfalls geschassten Doug Irwin angetreten und dafür seinen Vertrag beim Herner EV aufgelöst.
Der Grund: anhaltende Erfolglosigkeit. Zwar konnten die Duisburger ihre Spiele am 28. Januar gegen Essen sowie am 2. Februar in Leipzig gewinnen – doch für das Jahr 2018 stehen in elf Spielen zwei Siege und neun Niederlagen zu Buche. Damit hat sich exakt mit dem Jahreswechsel der Trend umgekehrt. Denn in den acht Spielen unter Petrozza im alten Jahr gingen sieben Partien an die Füchse und nur das Spiel bei den Hannover Scorpions wurde verloren.
„Ich glaube weiterhin an die Qualität des Teams“
Die Bilanz des neuen Jahres brach dem Coach allerdings das Genick. Tatsächlich erinnert die Bilanz an die vier Jahre der Füchse in der Deutschen Eishockey-Liga, als die Duisburger ein Dauer-Abo auf den letzten Platz hatten. „Ich werde nichts Negatives sagen“, erklärte Petrozza. „Ich glaube weiterhin an die Qualität des Teams und dass es eine Chance hat, in den Play-offs weit zu kommen – allerdings braucht man dafür jeden Spieler“, so Petrozza. In den Wochen zuvor hatte er oft gesagt: „Unsere Topspieler müssen auch unsere Topspieler sein.“
Damit hat der Italo-Kanadier recht. Zwar steht er für die zurückliegenden 19 Spiele in der Verantwortung, mit der Zusammenstellung des Teams hatte er nichts zu tun gehabt. Dazu kommt die Verletzung von Robin Slanina, des bis dahin besten Scorers der Mannschaft, die in seine Amtszeit fällt. Und der aktuelle Topscorer Raphael Joly ruft schon seit Wochen sein Potenzial nur mäßig ab. Mit Armands Berzins steht ein technisch herausragender zweiter Kontingentspieler im Team, der aber mit zehn Treffern in 37 Partien das Toreschießen nun wahrlich nicht erfunden hat.
Reemt Pyka kündigt taktische Veränderungen an
„Ich werde allerdings keine Ausreden suchen“, sagt Petrozza. „Wir haben die Ergebnisse nicht gebracht. Dazu stehe ich.“
Sportlich wird nun der langjährige Co-Trainer der Füchse, Reemt Pyka, die Verantwortung bis zum Saisonende tragen. Was er anders machen wird? „Wir werden taktisch einiges verändern. Wir haben tolle Torhüter, aber in der defensiven Zone müssen wir besser stehen und auch in der neutralen Zone besser arbeiten.“ Die Füchse-Leitung unter Sebastian Uckermann hatte erklärt: „Die aktuelle sportliche Lage ist desaströs. Da gibt es nichts zu beschönigen. Wir haben im Jahr 2018 neun von elf Spielen verloren und laufen Gefahr, unsere sportlichen Ziele komplett aus den Augen zu verlieren. Wir dachten wir hätten die Tiefpunkte der Saison nach der Trennung von Doug Irwin im November überwunden. Leider ist die Situation nun noch schlechter geworden.“
Die Zeit drängt, da die entscheidende Saisonphase kurz bevorsteht. Die Füchse erklärten weiter: „Nach intensivem Austausch mit der Mannschaft gab es jedoch keine weiteren Handlungsoptionen mehr. Gerade auch vor dem zeitlichen Hintergrund, dass lediglich noch sechs Spiele der Meisterrunde vor Play-off-Start anstehen und nur mit einer fast optimalen Punkteausbeute der so wichtige zweite Tabellenplatz erreicht werden kann.“ Gelingt das nicht, ist die Gefahr groß, dass es erneut nicht allzu weit in den Play-offs gehen könnte, da die ganz dicken Brocken dann schon im Achtelfinale warten, in dem man dann noch nicht einmal Heimrecht hätte, wenn man schlechter als auf Platz vier abschneiden würde.
Die Füchse laden für Donnerstag (19.30 Uhr, Restaurant der Eissporthalle) zu einem Fantalk ein, wo dann auch die finale Zusammensetzung der erneuerten sportlichen Leitung, neben Trainer Reemt Pyka, bekanntgeben.“ Das heißt übersetzt offenbar, dass in Kürze noch ein Sportlicher Leiter zum Team stoßen wird.
>>Kommentar: Die Fehler wurden früher gemacht
Eines gilt es gleich zu Beginn festzuhalten: Wer zweimal in der Saison einen Trainer feuert, stellt unausgesprochen fest, dass in der Saisonplanung einiges schief gelaufen ist. Denn Frank Petrozza, der vor zwei Monaten seinen Vertrag in Herne aufgelöst hat, um nach Duisburg wechseln zu können, steht nicht in der Verantwortung für die Zusammenstellung des Kaders. Die Formschwäche, die einige Spieler schon unter Doug Irwin an den Tag gelegt haben, gehört nicht zu seiner Verantwortung. Dass sich mit Robin Slanina der wichtigste Stürmer verletzt hat, dass Raphael Joly seit Wochen nicht so spielt, wie man es von ihm gewohnt ist, dass Armands Berzins zwar technisch stark ist, aber seltener als jedes drittes Spiel im Schnitt trifft, dass sich David Cespiva in der Oberliga nicht zurecht findet – all das hat Frank Petrozza ebenso wenig zu verantworten.
Petrozza selbst übernimmt freilich die Verantwortung für die anhaltende Negativserie. Neun Niederlagen in elf Spielen des Jahres 2018 sind eine Quote, die auch anderswo Trainer den Job kosten können. Offenbar ist die Hoffnung groß, durch einen erneuten Wechsel von einem besseren Platz und möglichst mit Heimrecht in die Play-offs zu starten – und dann dort nicht sang- und klanglos auszuscheiden.
Dieser Trainerwechsel stellt nun endgültig die Spieler in die Verantwortung. Denn wenn es auch fortan nicht läuft, kann dies nicht an drei Trainern liegen. In dem Fall wäre zur neuen Saison ein radikaler Schnitt bei der Zusammenstellung des Teams nötig. Und es hat sich gezeigt, dass es ein Fehler ist, den Trainer auch zum Sportdirektor zu machen. Diese Posten müssen ohne Wenn und Aber von zwei verschiedenen Personen besetzt sein. Was der EVD zudem braucht, um künftig erfolgreich zu sein: Eine Saison, in der es ausschließlich um Eishockey geht – ohne jede Nebengeräusche.