Duisburg. . Der ASV-Fahrer führt weiterhin das Race Across America an. Mittlerweile glaubt er selbst an den Erfolg.
Ein Duisburger hat als erster Deutscher den Sieg beim Race Across America (RAAM) vor Augen. Bei dem 4939 Kilometer (3069 Meilen) langen Ultradistanz-Rennen von Oceanside (Kalifornien) an der Westküste nach Annapolis (Maryland) an der Ostküste lag Pierre Bischoff am Mittwoch 500 Meilen vor dem Ziel klar in Führung. Den 31-Jährigen, der für den ASV Duisburg startet, trennte da ein Vorsprung von knapp 100 Meilen vor dem Briten Mark Pattison und rund 180 Meilen vom US-Amerikaner Dave Haase auf Platz drei. Mit gut 300 Meilen Vorsprung auf den Viertplatzierten Robert Ferris (USA) ist ihm ein Platz auf dem Treppchen bei seiner RAAM-Premiere fast sicher. Falls er sein bisheriges Tempo halten kann, wird Pierre Bischoff voraussichtlich am Freitagnachmittag (MEZ) das Ziel erreichen.
Viel Unterstützung aus Duisburg
„Seit gestern glaubt er an den Sieg“, berichtete seine Schwester Claudia am Mittwoch per Telefon. Sie steuert das Wohnmobil, im dem auch Mutter Dagmar ihren Sohn beim härtesten Rennen der Welt begleitet. Am vergangenen Dienstag, 14. Juni, hat der Kampf gegen 21 weitere Starter in der Einzelwertung der unter 50-Jährigen für Bischoff begonnen. Längst ist das Rennen für alle zum Kampf gegen sich selbst geworden, den nicht Muskeln, sondern der Kopf entscheidet.
Das spürt auch das Begleitteam aus Familienmitgliedern und Freunden, das nicht nur für Verpflegung, Massage und Gesundheitspflege gefragt ist, sondern immer mehr auch für die Motivation. „Bis gestern hat er noch Scherze gemacht, aber das ist vorbei“, sagt Claudia Bischoff. „Sehr hilfreich sind auch die zahlreichen Pusher aus Duisburg. Das erreicht ihn und das hilft“, betont die Schwester.
Einzelne Telefonate stellte das Team zuletzt auch zu Pierre Bischoff durch, um die Langeweile zu vertreiben, während er in einem konstanten Tempo zwischen 28 und 30 km/h durch die scheinbar unendlichen Weiten des amerikanischen Mittelwestens kurbelte. In den wenigen Pausen – bis Mittwoch insgesamt nur rund 15 Stunden – gibt’s Kraftfutter für Körper und Kopf. Neben der Familie ist Bischoffs ehemaliger Trainer Josef Rütten (ASV) ebenso mit an Bord wie die Freunde Michael Westerhaus, Masseur Martin Enge und Rick Steffen als Sanitäter. „Der Mann für den Hintern. Ganz wichtig“, sagt Claudia Bischoff.
Die Apalachen als letztes Hindernis
Auch physisch ist bei dem 31-Jährigen fast alles im grünen Bereich. „Leichte Schmerzen im Knie, sonst geht es ihm gut“, berichtet die Schwester. Umso überraschender nach der absolvierten Distanz, weil Bischoff sich fünf Wochen vor dem Start im Trainingslager auf Mallorca beim Zusammenstoß mit einem Auto noch das Schlüsselbein gebrochen, die Schulter verletzt und eine Rippe gebrochen hatte. „Das macht ihm erstaunlicherweise gar keine Probleme“, so die Schwester.
Das vor dem Start gesteckte Ziel, die Ostküste in weniger als neun Tagen zu erreichen, ist wohl nicht mehr zu erreichen. Völlig egal, wenn am Ende der Sieg für den RAAM-„Rookie“ steht, der bei seiner Premiere aber noch den deutschen Rekord knacken könnte der bei etwa 9 Tagen, 15 Stunden steht. Auf den letzten 500 Meilen türmt sich nur noch die Bergkette der Apalachen mit Steigungen bis 20 % auf dem Weg zum größten sportlichen Erfolg seines Lebens. Doch dafür ist Pierre Bischoff, der seit drei Jahren in Nauders/Tirol trainiert und arbeitet, gerüstet. Er wird seinen Vorsprung verteidigen, ist Claudia Bischoff fest überzeugt: „Mein Bruder liebt die Berge.“