Dortmund..
Jürgen Klopp kann die Dinge auch wunderbar pragmatisch sehen. „Ich finde“, pflegt der BVB-Trainer zu sagen, „es gibt Schlimmeres, als beim BVB auf der Bank zu sitzen.“ Kein Widerspruch. Einzig: Er wird vor dem Topspiel am Samstag in Mönchengladbach allein drei potenziellen Startelfspielern aus dem Offensivbereich mitteilen (müssen), dass sie zunächst draußen bleiben.
Es gibt so etwas wie eine Grundformation (Götze, Kagawa, Großkreutz und Lewandowski); es gibt die Meisterformation (mit Barrios anstelle von Kagawa); es gibt die zuletzt gewählte Derbyformation (zusätzlich mit Kuba anstelle von Großkreutz) und dann gibt es auch noch Perisic. Sieben Kandidaten für nur vier Planstellen. Klopp hat die Qual der Wahl. Die Bewerber im Kurzcheck:
Robert Lewandowski: Er wird spielen – ganz vorne oder zurückgezogen. Auf seine Qualität ist derzeit nicht zu verzichten. Neun Tore und fünf Vorlagen sind nur die messbaren Werte, die unschätzbaren haben zu tun mit robuster Zweikampfführung und unermüdlicher Laufbereitschaft, überragender Technik und ausgeprägtem Taktikverständnis.
Mario Götze: Er wird spielen – vermutlich rechts, sonst eben links oder in der Mitte. Weil der 19-Jährige zur seltenen Gattung jener Spieler gehört, die mit dem Ball am Fuß schneller werden, ist er immer eine unberechenbare Größe. Nebenbei hat er fünf Tore geschossen und weitere vier vorbereitet. In München hat er zudem bewiesen, dass er auch für die Defensive wertvoll ist.
Shinji Kagawa: Er dürfte spielen – zentral. Nach problematischem Saisonbeginn (Nachwirkungen Fußbruch, Mehrbelastung, weite Reisen) hat er sich stabilisiert. Bei der Gala gegen Wolfsburg war er wieder der Alte. Im Derby saß er nur deshalb draußen, weil er zuvor in München und in London jeweils über zwölf Kilometer gelaufen war; und davor mal wieder um die halbe Welt gereist war (um dann nicht für Japan gegen Nordkorea zu spielen).
Kevin Großkreutz: Er dürfte spielen – links. Nach schwachem Start zeigte auch seine Formkurve zuletzt nach oben. Gegen Schalke aus denselben Gründen wie Kagawa (extreme Laufleistung) auf der Bank. Drängt zurück in die Elf, ist heiß aufs Duell mit dem alten Weggefährten Marco Reus.
Jakub Blaszczykowski: Auch er könnte spielen – wenn, dann rechts. Nach seiner Leistung im Derby gibt es eigentlich keinen Grund, ihn wieder raus zu nehmen – außer dem einen: dass nur elf Mann gleichzeitig spielen dürfen. Eine spannende Entscheidung.
Lucas Barrios: Auch er könnte spielen – wenn, dann ganz vorne. Barrios ist kein Spieler, den man mal bringt und mal nicht; schließlich braucht so ein Torjäger Selbstvertrauen; und dafür muss er das uneingeschränkte Vertrauen des Trainers spüren. Allerdings ist, siehe oben, Lewandowski grundsätzlich gesetzt; und würde Klopp ihn zurückziehen, bliebe für Großkreutz oder Kagawa zwangsläufig abermals nur die Bank. Auch spannend.
Ivan Perisic: Er wird nicht spielen – dafür war sein Auftritt in London zu schwach, dafür sind die anderen derzeit zu stark. Es sei denn, Klopp will das Überraschungsmoment wieder auf seiner Seite haben – wie im Derby, als keiner Kuba auf dem Zettel hatte.
Es gibt in der Tat Schlimmeres als die Qual der Wahl.