Eigentlich war von Marcel Sieberg nicht viel zu erwarten auf der dritten Etappe der Tour de France. Doch da die Etappe von Taktik statt Attacke geprägt war, sah es kurz so aus, als würden der Castrop-Rauxeler und sein Team doch noch eine unverhoffte Chance bekommen.
Einen Erfolg konnte Marcel Sieberg schon vor der dritten Etappe bejubeln: „Neuer Rekord bei der Dopingkontrolle! Vier Minuten vom Eintreten in den Kontrollraum bis zum Versiegeln der Behälter. Leider wird das in keiner Wertung festgehalten“, scherzte er auf dem Internetauftritt seines Teamkapitäns André Greipel.
Ernster ging es dann auf der Strecke zu. Eine „verrückte“ Etappe erwartete Marcel Sieberg zwischen Ajaccio und Calvi (Korsika). Er hoffe, es werde nicht „zu schlimm“. Die sehr hügelige Etappe mit vier Bergwertungen und noch viel mehr kleinen Ansteigen war eigentlich nicht nach dem Geschmack des Hünen aus Castrop-Rauxel.
Doch die Etappe wurde weder schlimm noch verrückt, im Gegenteil. Für die Zuschauer war sie deutlich weniger attraktiv als die ersten beiden, das sie von der Taktik des luxemburgischen Teams RadioShack-Leopard geprägt wurde. Dessen Fahrer kontrollierten nahezu über die gesamte Renndauer das Tempo im Feld, hielten es für Tourverhältnisse eher gemächlich, achteten aber immer darauf,dass das Ausreißer-Quintett nicht zu weit davonfahren konnte.
So blieb das Peloton trotz des anspruchsvollen Profils bis zum letzten Anstieg etwa zwanzig Kilometer vor dem Ziel beisammen. Erst an dieser Bergwertung mussten Greipel und Sieberg abreißen lassen. Einerseits war das keine Überraschung, es war eher viel früher zu erwarten gewesen, dass die Sprinter das Feld ziehen lassen müssen. Andererseits war das aber auch ärgerlich – denn die Etappe wurde, anders als vorausgesagt, im Massensprint entschieden. Hätten Sieberg und Greipel also Anschluss an das Feld halten können, die Chance auf den ersten Etappensieg wäre nicht so schlecht gewesen, da auch die Konkurrenten Cavendish und Kittel zurückfielen. Die Gruppe kam mit 9:15 Minuten Rückstand ins Ziel, Sieberg beendete die Etappe als 180. Den Etappensieg sicherte sich Simon Gerrans (Orica), das RadioShack-Team ermöglichte Jan Bakelants einen weiteren Tag in Gelb. Das grüne Trikot eroberte Peter Sagan (74 Punkte). Greipel liegt in dieser Wertung mit 30 Punkten auf Platz 13. Im Zwischensprint der dritten Etappe wurde er Siebter, nur die fünf Ausreißer und Marcel Kittel passierten die Wertungsmarke eher als der Rostocker.
Beim heutigen Mannschaftszeitfahren (15.15 Uhr), der ersten Etappe auf dem französischen Festland, gehört Siebergs Lotto Belisol-Team nicht zum Favoritenkreis.