Auf der zweiten Etappe der Tour de France musste der Castrop-Rauxeler das Hauptfeld ziehen lassen – dabei befand er sich allerdings in illustrer Gesellschaft.
Ein Defekt am Samstag, zu viel Tempo in den Bergen am Sonntag – das erste Wochenende der 100. Tour de France lief für den Castrop-Rauxeler Marcel Sieberg, seinen Kapitän André Greipel und ihr belgisches Team Lotto Belisol alles andere als glatt.
„Ich bin der größte und schwerste Kerl im Team und der mit dem höchsten Körperfettgehalt“ – das sendete Marcel Sieberg vor dem Start der ersten Etappe via Twitter in die Welt. Dass er mit diesen Voraussetzungen kein Experte für Kletterpartien und Bergwertungen ist, ist offensichtlich und hinlänglich bekannt. Gleiches gilt auch für seinen Teamkapitän André Greipel: dass der den klassisch kraftvollen Körperbau eines Sprinters besitzt, bezeugt sein Spitzname „Gorilla“.
Nachzügler in guter Gesellschaft
Von daher war es auch nicht überraschend, dass die zweite Etappe der Tour de France, die 256 Kilometer über Korsika von Bastia nach Ajaccio führte, kein Zuckerschlecken wurde. Siebergs Platzierung, Platz 150, geht von daher auch in Ordnung – bitter ist allerdings der zeitliche Rückstand auf die Spitze. Mehr als 17 Minuten ließ sich der Castrop-Rauxeler abnehmen. Als der erste heftigere Berg der Tour, der Col de Vizzavona (Kategorie 2), anstand, musste Sieberg das Feld ziehen lassen und schaffte es auch nicht, den Anschluss wiederherzustellen. Im Gegenteil: Er verlor auch auf dem Rest der Strecke, als es größtenteils bergab ging, noch viel Zeit auf Hauptfeld und Spitze. Immerhin war er in prominenter Gesellschaft, er kam zusammen mit allen vier Wertungstrikots ins Ziel: Marcel Kittel in Gelb (Gesamtführender), Alexander Kristoff in Grün (Sprintwertung), Juan José Lobato im gepunkteten Trikot (Bergwertung) und Danny van Poppel im weißen Trikot des besten Jungfahrers – sie waren Teil der Nachzüglergruppe, der auch Sieberg angehörte.
Wenigstens einmal konnte Sieberg sich doch freuen: Den Zwischensprint des Pelotons gewann André Greipel als erster Fahrer nach den Ausreißern. Das war ihm auch schon am Samstag gelungen, damit liegt Greipel gut im Rennen um das grüne Trikot des besten Sprinters.
Ersten Etappensieg knapp verpasst
Beinahe hätte Siebergs Kapitän die zweite Etappe sogar selbst in Gelb fahren dürfen – doch das turbulente Finale der ersten Etappe machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Bei einem Massensturz wenige Kilometer vor der Ziellinie war Greipel zwar, im Gegensatz zu einigen anderen Topsprintern, nicht gestürzt, die ausgedünnte Konkurrenz um den Etappensieg konnte er aber trotzdem nicht nutzen, da ihm im Getümmel das Schaltauge abgerissen wurde – nach diesem Defekt wurde er Drittletzter, war aber trotzdem nicht enttäuscht: „Glück gehabt. Platz 196, aber gesund im Ziel. Das zählt manchmal mehr“, kommentierte er das Rennen auf seiner Homepage.
Fast schon skurril war, was kurz vor dem Ende der Etappe passierte. Da sich ein Mannschaftsbus in der Zieldurchfahrt verkeilt hatte, wurde die Ziellinie kurzfristig um drei Kilometer nach vorne gelegt – das hätte, so kurz vor dem Zielsprint, die komplette Rennsituation verändert. Wenige Minuten später nahm die Rennleitung die Entscheidung wieder zurück..
Sieberg sauer über Bus-Chaos
Ohne den Druck, Greipel nach dessen Defekt in den Zielsprint bringen zu müssen, kam Sieberg als 43. in Bastia über die Ziellinie. „Nervosität war ja vorausgesagt, solch ein Chaos aber nicht“, kommentierte er die Etappe auf dem Internetauftritt von André Greipel. Besonders über das Bus-Chaos war er richtig sauer. Er twitterte, nicht übersetzungsfähig: „What a fuck! Das geht nicht beim größten Rennen des Jahres.“