In den Niederlanden haben jugendliche Amateurfußballer am Sonntag einen Linienrichter zu Tode geprügelt. Dieser grausame Vorfall sorgt weitum für Fassungslosigkeit gesorgt. Auch hierzulande wird mit Entsetzen reagiert.

„Zuerst einmal möchte ich im Namen aller Castrop-Rauxeler Fußballer unser tiefes Mitgefühl mit den Angehörigen bekunden“, sagt Robert Mathis. Der Fußball-Spartenleiter im Castrop-Rauxeler Stadtsportverband (SSV) befindet sich wegen Herz- und Kreislaufproblemen derzeit im Krankenhaus (EVK) und hat in viele Zeitungen die Berichte über den gewaltsamen Tod des 41-jährigen Linienrichters aus dem niederländischen Almere gelesen.

Die steigende Gewalt auf den Fußballplätzen ist längst auch in den unteren Spielklassen angekommen. Kaum ein Wochenende vergeht, wo nicht irgendwo über üble Ausschreitungen berichtet werden muss. „Wir sollten nicht so tun, als komme so etwas in unseren Regionen nicht vor“, betont Robert Mathis, „wir hören immer wieder davon. Sogar bei Jugendspielen gibt es Ausschreitungen.“

Im Seniorenbereich werden Schiedsrichter und Assistenten immer wieder angegangen, verbal und auch körperlich attackiert. Erst vor wenigen Wochen war es beispielsweise in der Kreisliga A des Fußballkreises Herne/Castrop-Rauxel in der Partie zwischen SF Treff Wanne und der SpVgg. Horsthausen zu einem Spielabbruch gekommen, weil sich der Schiedsrichter bedroht gefühlt hat. Von regelrechten „Jagdszenen“ war dort die Rede.

„Das ist leider kein Einzelfall“, betont Robert Mathis. Und ein Blick in die Medien unterstreicht dies. Nicht nur Schiedsrichter sind Opfer von gewalttätigen „Ausrastern“, auch unter so genannten „Fans“ und unter Spielern fliegen die Fäuste. Im November lieferten sich „Fans“ bei einer Oberliga-Partie zwischen dem TuS Ennepetal und der SpVgg. Erkenschwick ein handfestes „Scharmützel“, als ein Fan-Banner zerrissen worden war. Die Polizei musste einschreiten.

Die unrühmliche „Liste“ der gewalttätigen Aktionen auf und neben den Fußballplätzen ließe sich beinahe endlos weiter führen. „Das ist ein schlimmer Zustand und eine dramatische Entwicklung“, klagt Robert Mathis.

Der Spartenleiter nimmt die Häufung dieser Vorkommnisse zum Anlass, alle Beteiligten zur Besonnenheit aufzurufen – nicht zum ersten Mal: „Wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern müssen die erschreckende Entwickung ernst nehmen. Wir müssen alle gemeinsam darauf achten, dass so etwas nicht vorkommt.“

Im Fußballkreis Herne/Castrop-Rauxel werden Schiedsrichter bei den so genannten „Belehrungsabenden“ schon seit geraumer Zeit auf mögliche Eskalationen vorbereitet. „Besonders die jungen Schiedsrichter müssen geschult werden,“ hatte der kommissarische Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses, Boris Bejmowicz, zu Beginn der Saison erläutert. Vor allem diese jungen, noch unerfahrenen Unparteiischen seien immer wieder Ziel von verbalen Angriffen. Robert Mathis, der sich fast jedes Wochenende auf den Fußballplätzen umsieht, hat festgestellt: „Es gibt Spieler, die geradezu systematisch austesten, wie weit sie gehen können“.

All dies beschreibt ein Besorgnis erregendes Szenario, das auf den Fußballplätzen Einzug gehalten hat. Nicht immer endet die Eskalation so tragisch wie am letzten Sonntag in Almelo. Doch die Gewaltbereitschaft nimmt zu. Nicht nur auf den Sportplätzen.

Schweigeminute am kommenden Sonntag

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) ist zutiefst betroffen angesichts des gewaltsamen Todes eines niederländischen Linienrichters am vergangenen Wochenende.

Um dem tiefen Mitgefühl und der Verbundenheit Ausdruck zu geben, wird am kommenden Sonntag, 9. Dezember, bei allen Fußballspielen im FLVW-Verbandsgebiet eine Schweigeminute durchgeführt. „Es ist uns wichtig, damit ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen“, so Präsident Hermann Korfmacher im Namen aller Präsidiums- und Verwaltungsratsmitglieder des FLVW.

Die Kreisvorsitzenden und Schiedsrichter-Ausschüsse wurden bereits über das Ansinnen des Präsidiums informiert und aufgerufen, die Vereine in die Aktion am Sonntag einzubinden. Der Verband hofft auf eine breite Beteiligung. „Wir empfinden tiefes Mitgefühl mit seiner Familie, seinen Freunden, seinem Verein und dem niederländischen Fußball“, so Hermann Korfmacher.