Für Marcel Sieberg und seine Mitstreiter um André Greipel vom Team Lotto-Belisol gab es am Freitag bei der Generalprobe für das große Finale der Tour de France am Sonntag (22.) auf der Champs Elysees in Paris nichts zu holen.

Im Gegenteil. Eine Woche vor dem Olympischen Straßenrennen in London (am 28. Juli) ließ der große Rivale Marc Cavendish seine Muskeln spielen. Der Weltmeister aus England (Team Sky) zündete auf der 18. Etappe über 222,5 Kilometer von Blagnac nach Brive-la-Gaillarde im Sprint eine Rakete und gewann ganz überlegen vor dem Australier Matthew Goss (Orica-GreenEdge) und dem Slowaken Peter Sagan (Liquigas).

Cavendish düpierte bei der Entscheidung die gesamte Sprintkonkurrenz und ließ auch Greipel keine Chance. Die Medaillenhoffnung des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) rollte kopfschüttelnd als Elfter über den Zielstrich. Auch sein Edelanfahrer Marcel Sieberg konnte da nicht helfen. „Es war eine harte Etappe. Es war sehr schwer, das Feld zu kontrollieren. André hat im Finale das Hinterrad von Jurgen Roelandts verloren“, wird der 30-jährige Rauxeler vom Internet-Portal „radsport-news“ zitiert.

Sieberg wurde mit vier Sekunden Rückstand auf den Tagessieger auf Rang 44 notiert, zeitgleich mit seinem Lotto-Belisol-Teamkameraden Jurgen van den Broeck (26.), der damit seinem vierten Platz in der Gesamtwertung behauptete. Der Belgier hat theoretisch noch die Chance, auf einen Podestplatz zu fahren. Auf Rang drei, gehalten vom Italiener Vinzenzo Nibali (Liqugas), hat van den Broeck 3:12 Minuten Rückstand. Das Gelbe Trikot dürfte dem Briten Bradley Wiggins (Sky) nicht mehr zu nehmen sein.

Marcel Sieberg kann mit dem Abschneiden bei seiner dritten Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt durchaus zufrieden sein. Für die 3314 Kilometer, die der Castrop-Rauxeler auf den bisherigen 18 Etappen abgestrampelt hat, saß er 86 Stunden und 33 Minuten im Sattel. Die letzten 183 Kilometer auf den Schluss-Etappen am Samstag (Einzelzeitfahren über 53 Km von Bonneval nach Chartres) und am Sonntag über 120 Km von Rambouillet nach Paris sind im Vergleich dazu ein Klacks.

Natürlich werde er noch alles tun, um seinem Sprintkapitän André Greipel noch zum vierten Etappensieg zu verhelfen, so Sieberg. „Ein Sieg auf der Champs Elysees, das wäre sicherlich ein echtes Highlight“, hatte Greipel vor einigen Tagen verlauten lassen. Den Gewinn des Grünen Trikots für den punktbesten Fahrer der Tour wird der Rostocker allerdings wohl abschreiben müssen. Der in dieser Wertung führende Slowake Peter Sagan (Liquigas), Dritter der Tagesetappe vom Freitag, nimmt 122 Punkte Vorsprung mit auf den Weg nach Paris.