Am Dienstag hatte Radrennprofi Marcel Sieberg den ersten Ruhetag bei der 99. Tour de France. Eine Pause zum rechten Zeitpunkt – neun Etappen und der Prolog in Lüttich stecken den Fahrern bereits in den Knochen.

„Eigentlich geht es mir ganz gut“, sagt der 30-Jährige. „Durch das Zeitfahren am Montag haben wir fast anderthalb Tage frei. Meine Beine sind gut, nur der Rücken ist ein bisschen steif.“ Den Ruhetag nutzten Sieberg und seine Teamkollegen zur Regeneration. „Wir sind eine Stunde Rad gefahren, später kommt noch eine Massage“, sagt der Europastädter. „Und dann macht man gar nichts mehr.“

Höchstens vielleicht über den bisherigen Tourverlauf nachdenken, der für das belgische Team Lotto-Belisol gut war. Sprinter André Greipel konnte zwei aufeinanderfolgende Etappen für sich entscheiden. Eitel Sonnenschein, könnte man meinen. Marcel Sieberg sagt: „Dass wir zwei Etappen gewinnen konnten, war natürlich super. Auf der anderen Seite hätte noch der eine oder andere Sieg kommen können.“ Zum Beispiel auf der zweiten Etappe, als Greipel aber von seinem Dauerrivalen Mark Cavendish knapp geschlagen wurde. Oder auch auf der sechsten Etappe, auf der der Lotto-Belisol-Sprinter nach einem frühen Sturz gehandicapt war und nach einem zweiten Sturz auch noch Schmerzen im Handgelenk hatte. „Er ist zuerst auf seine Schulter gefallen. Und im Sprint geht es schon rabiat zu“, sagt Sieberg, der Greipel mit den Teamkollegen dazu motivierte, den Sprint mitzufahren. „Wir haben gesagt, wenn er den Lenker halten könne, müsse er versuchen zu sprinten.“ Das tat der Rostocker und musste sich erst auf den letzten Metern dem Slowaken Peter Sagan geschlagen geben. Wegen dieser knapp verpassten weiteren Tagessiege lautet Siebergs Fazit: „Wir sind auf jeden Fall zufrieden, aber es hätte auch mehr sein können.“

Was die Verletzungen Greipels angeht, hoffe man im Rennstall, dass Greipel durchhält. „Die Abschürfungen verheilen. Probleme hat André mit der Schulter, ein Nerv macht ihm Sorgen. Durch die Berge wird es nicht einfach.“ Und in die Berge geht es nun direkt nach dem Ruhetag. Der 18,3 km lange Anstieg zum Col du Grand Colombier am Mittwoch hat eine Steigung von durchschnittlich sieben Prozent. Die Strecke von Albertville nach La Toussuire am Donnerstag ist zwar „nur“ 148 km lang, führt dabei aber über drei Pässe und findet mit einer Bergankunft ihr Ende. „Die nächsten zwei Tage werden nicht so schön“, sagt denn auch Marcel Sieberg. Für ihn und Greipel gehe es darum, über die Berge zu kommen.

Trotzdem gibt es natürlich noch Ziele, schließlich stehen noch elf Etappen an. „Drei, vier Sprinteretappen sind auch noch dabei“, so Sieberg, der dann wieder Greipel in Position fahren will. Auch Lotto-Belisols Klassementfahrer Jurgen van den Broeck, derzeit Neunter, wird wohl mehr wollen. „Er ist in guter Form, in den Bergen wird er gut mitfahren können“, sagt Marcel Sieberg.

Vielleicht gibt es so ja noch einmal Grund zum Feiern, auch wenn die Fahrer das nur eingeschränkt tun können. „Die Betreuer und Mechaniker feiern bestimmt länger als wir“, sagt Sieberg mit einem Lachen.