„Yeni Gençlik Spor“ ist türkisch und bedeutet übersetzt: „neue Jugend und Sport.“ Das Wort „neu“ steht seit Januar diesen Jahres mehr denn je im Fokus des türkischen Sportvereins. Vieles soll sich ändern: „Wir möchten uns weiterentwickeln, um unseren Spielern bessere Perspektiven bieten zu können“, beschreibt Trainer Helmut Schulz das Vorhaben.
Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen hat er es sich zur Aufgabe gemacht, „seine Jungs“, so gut zu unterstützen wie nur möglich. Neben der sportlichen Leistungsförderung zählen nun deshalb auch Nachhilfe, Deutschunterricht und Hilfe bei der Jobsuche zum Ausbildungskonzept des Vereins.
„Wir haben zu Beginn der neuen Saison die gängigen Geldprämien für unsere Spieler abgeschafft. Zum einen wird das recht teuer, wenn die erste Mannschaft sich so gut schlägt. Zum anderen geht es uns vielmehr um die ideelle Förderung des Nachwuchses“, erklärt er. Außerdem erhebt der Verein seit Januar einen Mitgliederbeitrag: „Obwohl es bei einem Großteil der anderen Vereinen üblich ist, war es das hier bei uns bisher nicht. Diese Einnahmequelle möchten wir aber nutzen, um davon weitere Programme für unseren Nachwuchs zu finanzieren“ , erklärt der 59-jährige Übungsleiter.
Da die Trainingsgebühr gering ist, beweist Schulz Erfindungsreichtum, wenn es darum geht, Geld für „seine Jungs und Mädels“ ranzuschaffen. Er holte große Unternehmen wie Poco und die Sparkasse ebenso mit ins Boot wie ortsansässige Mittelständler. So entstand um Yeni Genclikspor ein nachhaltiger Sponsorenpool, um das Projekt langfristig zu sichern.
Auch mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) steht Schulz im Kontakt. Mit der Unterstützung von Jung-Nationalspieler Ilkay Gündogan von Borussia Dortmund und seiner Kollegin Fatmire Bajramaj aus dem Frauen-Nationalteam möchte er im Sommer ein Multikulti-Fußballturnier veranstalten.
„Wir möchten dabei Jugendliche unterschiedlichster Herkunft zusammenführen. Bei Yeni Genclikspor spielen Griechen, Russen, Türken, Polen und Deutsche gemeinsam Fußball. Der Zusammenhalt ist einfach toll.“
Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, denkt der Vorstand auch gerade über eine Namensänderung nach. Der neue Vereinsname soll nicht mehr türkischsprachig sein, sondern die Internationalität des Fußballvereins widerspiegeln. Gelebte Integration für alle.
„Für den Umgang der Spieler miteinander spielt die unterschiedliche Herkunft selten eine Rolle, im Alltagsleben tut sie das schon“, berichtet Helmut Schulz von den Problemen einiger Jugendlicher: „Weil zu Hause häufig kein Deutsch gesprochen wird, haben sie Probleme in der Schule und darum später auch Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz oder einen Job zu finden.“
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bietet der SV Yeni Genclikspor von nun an kostenlose Nachhilfestunden an. Kooperationspartner für dieses neue Angebot ist das „Chancenwerk“, eine gemeinnützige Organisation zur Förderung von Schülern und Studenten mit Migrationshintergrund.
Schulz selbst bringt sich ein, indem er den jungen Menschen beim Schreiben von Bewerbungen zur Hand geht und ihnen natürlich hinterher dann auch bei der Jobsuche hilft. „Ich höre mich ständig um, wo jemand gebraucht wird und vermittle dann zwischen Unternehmen und Spieler“, erklärt der Fußballtrainer.
Trotz der umfangreichen ideellen Unterstützung kommt jedoch auch der Fußball nicht zu kurz. Die acht Mannschaften von Yeni Genclikspor trainieren je zweimal pro Woche – mindestens. „Ein Aufstieg aus der Kreisliga wäre super“, meint Schulz und prognostiziert: „bei den aktuellen Leistungen unserer Jungs ist das gar nicht so unwahrscheinlich.“
Auch bei den Mädchen läuft es neuerdings gut. Die U15 der Mädchen schlug sich beim ersten öffentlichen Auftritt, einem Hallenturnier schon ganz gut. „Zugegebener Maßen war es dort für viele ein ungewohntes Bild, eine Torfrau mit Kopftuch zu sehen“, berichtet Schulz. Und ergänzt: „Doch das gehört dazu. Jeder Mensch und jede Kultur ist eben anders. Und das ist gut so.“