Castrop-Rauxel. Der Habinghorster Fußballer Gökhan Gül hat die vom Deutschen Fußball Bund verliehene Fritz-Walter-Medaille für U19-Spieler in Bronze gewonnen. Er kehrte jetzt von einer Länderspiel-Reise mit der U20 des DFB heim. Im Interview spricht er über die Verleihung des Preises und seine Situation beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf.
Herr Gül, Glückwunsch zum Gewinn der Fritz-Walter-Medaille. Während der Verleihung des Preises waren Sie mit der Nationalmannschaft in Prag am Ball. Hatten Sie zu diesem Zeitpunkt bereits die Medaille überreicht bekommen?
Danke für die Glückwünsche. Ich hatte tatsächlich die Medaille in Prag schon dabei. Vor Ort habe ich ein Video mit dem Pressesprecher der U20 mit einem Grußwort gedreht, das in Stuttgart bei der Veranstaltung auf einer Leinwand eingespielt wurde.
Als Preisträger standen Sie schon einen Monat vor der Medaillenvergabe fest. Wie haben Sie davon erfahren?
Mein Vater hatte davon in der Presse gelesen und mich an einem Montag nach dem Training angerufen. Das war eine tolle Überraschung für mich. Ich hatte zuvor noch nie eine Auszeichnung, die mir selbst gilt, bekommen. Auch nicht als bester Spieler eines Turniers.
Kennen Sie die Gewinner der Gold- und Silber-Medaillen?
Ja, mit Salih Özcan vom 1. FC Köln spiele ich schon seit der U16-Nationalmannschaft zusammen. Mit Aymen Barkok von Eintracht Frankfurt habe ich bei der U19-EM zusammengespielt. Wir pflegen einen guten Kontakt.
Finden Sie es schade, dass Sie "nur" Bronze gewonnen haben?
Ganz und gar nicht. Dass ich das als Defensivspieler geschafft habe und mich hinter zwei Offensiven einreihe, ist eine tolle Sache. Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres werden ja auch fast immer Spieler nominiert, die Tore schießen.
Die Auszeichnung wird bestimmt auch dem türkischen Fußball-Verband nicht entgangen sein. Gibt es Überlegungen bald für die A-Nationalmannschaft des Heimatlands Ihrer Familie zu spielen?
Da es noch gar keinen Kontakt zwischen dem türkischen Verband und mir gab, habe ich mir dazu noch keine Gedanken machen müssen. Zudem bin ich ganz ehrlich: Ich fühle mich beim DFB sehr gut aufgehoben.
Wie wurden Sie in Düsseldorf nach Ihrer Auszeichnung empfangen?
Alle haben sich für mich gefreut. Und eine Begebenheit war richtig toll: Unser Co-Trainer Peter Hermann, der schon sehr lange im Profi-Geschäft ist, hat mich in den Arm genommen, gelobt und gesagt: "Alle, die diese Medaillen gewonnen haben, sind danach große Spieler geworden- wie etwa Mario Götze und Toni Kroos.
Aktuell haben Sie in dieser Saison noch keinen Zweitliga-Einsatz für Fortuna Düsseldorf bestritten. Werden Sie dadurch ungeduldig?
Nein, so ist es nicht. Ich habe in Friedhelm Funkel einen sehr erfahrenen Trainer, der nachweislich auf junge Spieler setzt und sich auch für meinen Wechsel vom VfL Bochum nach Düsseldorf eingesetzt hat. In der Regionalliga-Mannschaft hole ich mir derzeit Spielpraxis und auch die nötige Männer-Härte. Dadurch fühle ich mich bereit, wenn ich benötigt werde. Alle im Profi-Kader sind richtig gute Teamkameraden.
Am Ende der alten Saison kamen Sie beim Spiel bei Hannover 96, das mit 0:1 verloren ging, zu einem Einsatz. Wie haben Sie diesen erlebt?
Das war schon etwas Besonderes. Ich habe nämlich vor solch einer Kulisse wie den 43 000 Zuschauern noch nie gespielt. Die habe ich nach dem Anpfiff aber gut ausblenden können. Meine Mannschaftskameraden haben mich auch sehr unterstützt. Gut war auch, dass mir die erste Aktion direkt gelungen ist und ich gegen so etablierte Leute wie Martin Harnik, die schon in der 1. Liga gespielt haben, bestehen konnte. Dafür wurde ich vom Trainer auch gelobt.
Dennoch werden Sie von ihm derzeit nicht berücksichtigt…
Weil die Mannschaft als aktueller Tabellendritter nach fünf Spielen ohne Niederlage gut dasteht, muss ich mich hinten anstellen. Das ist aber nachvollziehbar. Ich denke, ich werde in dieser Saison noch mehrmals eine Chance bekommen.
Ihr Vater Erkan Gül ist Trainer von Eintracht Ickern in der Kreisliga B. Geben Sie mit Ihrer Zweitliga- und Nationalmannschafts-Erfahrung auch Tipps?
Ich rede gerne über Fußball mit ihm. Zumal bei Eintracht einige meiner Freunde in seiner Mannschaft mitspielen und ich mir gerne die Spiele anschaue, wenn es geht. Allerdings habe ich den Eindruck, mein Vater hört mir gar nicht zu, wenn ich ihm einen Rat geben will.