Bottrop. . Der Bottroper Sportbund übernimmt die Kletterhalle der Arena 79 ab Oktober. Damit steht neben dem Malakoffturm eine weitere Anlaufstelle für Kletterinteressierte zur Verfügung. Doch birgt das Projekt auch Risiken: Mehrere kommerzielle Anbieter sind mit dem Betreiben der Halle bereits gescheitert.

Hier ist einfach alles drei Nummern größer. Auch Martin Schmid blickt sich noch etwas ungläubig in der riesigen Halle um. 1500 Quadratmeter Wandfläche gibt es hier in dem Gebäude am Südring. Jeder einzelne der Quadratmeter ist mit bunten Steinen verziert. Aus der Ferne sieht es aus, als habe jemand Hunderte Packungen Smarties an die Wand geworfen. Die unterschiedlich großen, farbigen Vorsprünge sind Trittstufen und Haltegriffe. Martin Schmid und das Bildungswerk im Bottroper Sportbund haben mit dieser Halle einiges vor. Die Arena 79 soll wieder eine Heimat für alle Kletterbegeisterten aus der Umgebung werden. Zum Treffpunkt für erfahrene Aufsteiger und für Hobbykraxler. Für Familien, Anfänger und Sportbegeisterte mit Erkrankungen oder Behinderungen. Der Sportbund ist nun der neue Betreiber der Kletterwände, Ende Oktober wird die Halle wiedereröffnet.

Projekt ist auch ein Risiko

Seit vielen Jahren sorgen der Sportbund und das Bildungswerk NRW mit ihren Kletteraktionen für Aufmerksamkeit in der Stadt. Die eigene Kletterwand im Malakoffturm von Prosper II ist seit Jahren eine beliebte Anlaufstelle für Kletterinteressierte. Nun wird das ganze Projekt mit der Einmietung in der Arena 79 noch einmal eine Nummer größer. Dass ein Sportbund eine eigene Halle dieser Ausmaße betreibt, ist ohnehin einzigartig. Zumal Bottrop auch noch der kleinste unter den NRW-Sportbünden ist. „Man muss Mut haben und etwas auszuprobieren“, sagt Schmid. Wohl wissend, dass das Unterfangen nicht ohne Risiko ist.

2009 baute Unternehmer Karsten Helmke ein altes Karstadt-Warenlager zum Erlebnisparadies für Sportler um. Mit Kletterhalle, Indoorgolfbereich, (Kunststoff-)Eislaufbahn und Rennsimulatoren. Das Konzept funktionierte nur bedingt, zuletzt fand sich kein neuer Betreiber für den Kletterbereich. Die Chance für den Sportbund, der nun eine Halle betreibt, die „fast neuwertig ist. Viele der Trittsteine sehen noch so aus, als seien sie erst vor wenigen Tagen angebracht worden“, sagt Christian Kunert, Klettertrainer und künftiger Leiter des Bereichs. Der 23-Jährige schwärmt von den vielen Kletterrouten, die Anfängern und Fortgeschrittenen eine große Vielfalt bieten werden. Vom Boulder (Freikletter)-Bereich, von den modernen Sanitäranlagen und der Fußbodenheizung. Von einem Themenbereich mit computerunterstützen Kletterwänden, ideal für Kinderfeiern. Doch hat das seinen Preis, die Miet- und Nebenkosten im vierstelligen Bereich müssen erst einmal eingenommen werden. Zumal der Sportbund als gemeinnützige Einrichtung auf die Preisbremse tritt. „Wir können die soziale Wirklichkeit nicht außer Acht lassen“, sagt Schmid. Soll heißen: Klettern in der Arena 79 wird billiger sein als in den kommerziellen Hallen der Umgebung. Schmid: „Da stehen wir natürlich unter Druck!“

Mehrere kommerzielle Anbieter sind mit dem Betreiben der Halle bereits gescheitert. Warum sollte sie nun unter Führung des Sportbundes laufen? „In der Kletterszene läuft viel über Mundpropaganda. Früher wurde die Zielgruppe einfach nicht erreicht“, sagt Christian Kunert. Wie alle zwölf Trainer des Bildungswerks ist er in der Kletterszene des Ruhrgebiets verwurzelt, kennt viele der Sportler. Ein weiterer Pluspunkt soll die Betreuung sein. „Unsere Trainer stehen für Hilfestellungen und Hinweise zur Verfügung, falls es von den Kletterern gewünscht ist“, so Schmid.

Bis zum Eröffnungswochenende mit den Tagen der offenen Tür am 25./26. Oktober steht für den Sportbund noch viel Arbeit an. Ruhebereiche sollen eingerichtet werden, neue Routen werden an den Wänden geschaffen. Dann wird die Halle regelmäßig von 17 bis 22 Uhr geöffnet sein. Schmid und Kunert sind sich einig: „Mit dieser Kletterhalle brauchen wir uns in NRW nicht zu verstecken.“