Bottrop. . Es ist ein Dienstagabend und in dem mit Matten ausgelegten Raum der Renz-Halle haben sich die Mitglieder des Kampfsportclubs Bottrop (KSC) versammelt. Sie nennen sich MMA Corps Ruhrpott, 20 Kämpfer sind es heute. Häufig werden die gemischten Kampfkünste auch als Königsdisziplin des Kampfsports bezeichnet.
Es gibt Momente, in denen auch die ganz harten Jungs plötzlich weich werden. Zur Begrüßung, wenn sie sich freundschaftlich umarmen. In den kurzen Trainingspausen, in denen sie sich über Alltägliches unterhalten. Und auch beim Sparring, wenn die Neuen geduldig in die Techniken eingewiesen werden. Der Sport, den sie in der Dieter-Renz-Halle betreiben, hat verschiedene Namen. Mixed Martial Arts („Gemischte Kampfkünste“) wird er genannt, lange war er auch als Freefight (freier Kampf) bekannt. Ein Sport, der noch immer keinen guten Ruf genießt. Der so umstritten wie klischeebeladen ist. Und der sich trotzdem immer größerer Beliebtheit erfreut.
Königsdisziplin des Kampfsports
Es ist ein Dienstagabend und in dem mit Matten ausgelegten Raum der Renz-Halle haben sich die Mitglieder des Kampfsportclubs Bottrop (KSC) versammelt. Sie nennen sich MMA Corps Ruhrpott, 20 Kämpfer sind es heute. Zum ersten Mal mit dabei: Max, 22 Jahre alt und durch einen Freund auf die Gruppe aufmerksam geworden, die sich mehrmals in der Woche zum Training trifft. Häufig werden die gemischten Kampfkünste auch als Königsdisziplin des Kampfsports bezeichnet, bei der Elemente des Boxens, Kickboxens, Karate, Ringens, Judo und anderer Kampfsportarten zusammenfließen. Im Ring heißt es dann: Mann gegen Mann. Es wird geboxt und getreten, gekämpft wird im Stehen und auf dem Boden. So lange, bis der Schiedsrichter den Kampf abbricht oder der Unterlegene per Klopfzeichen signalisiert, dass er nicht mehr kann. „Ein geiler Sport“, findet Markus Adam. „Es mag auf den ersten Blick wüst aussehen, aber jeder Kampf ist von Strategie und Taktik geprägt. Wer wild drauflosschlägt, hat keine Chance.“
Der 33-Jährige muss es wissen, vor drei Jahren hat er die MMA-Abteilung des KSC gegründet, auf 120 Mitglieder ist der Verein seitdem angewachsen. Polizisten, Justizvollzugsbeamte, Studenten und auch Frauen sind darunter. Adam: „Da sind keine Schlägertypen dabei, wir sind alle nett. Wer das Gelernte auf der Straße anwendet, fliegt sofort raus!“
Er lege Wert auf Disziplin, sagt Adam, und macht dies auch sogleich deutlich. Es braucht nur ein paar kurze Kommandos des gelernten Maschinenbautechnikers, und die Gruppe beginnt mit der Aufwärmphase. Radschlag, Purzelbäume, Liegestütz – der Aufwärmparcours wird zunehmend komplizierter. Koordinativ ist schon diese Phase für Max und die anderen Neuen eine Herausforderung, zum Luftschnappen bleibt kaum Zeit. Warum auch? Ohne Kondition und Konzentration sind die kräftezehrenden Kämpfe sonst schnell vorbei. Weiter geht es mit Schattenboxen und dem gemeinsamen Einüben von Wurftechniken, in der letzten halben Stunde werden schließlich Griff- und Haltetechniken für den Bodenkampf trainiert. Der Rest ist Routine: Verbeugen, abklatschen, Feierabend. Max sinkt geschafft auf den Boden, sein T-Shirt ist schweißdurchtränkt. Doch er hat den typischen Blick eines Sportlers nach einer guten Einheit – müde: ja. Zufrieden: ebenfalls. „Ich denke, ich werde wiederkommen. Das hat Spaß gemacht“, sagt der 22-Jährige.
„Moderne Gladiatorenkämpfe“
Eine Aussage, die auch Trainer Markus Adam zufrieden stimmt. Jeder neue Interessent ist auch einer, der weniger Klischees in die Welt trägt. „Auch wenn er langsam besser wird, müssen wir noch weiter am Ruf dieser Sportart arbeiten“, sagt Adam. Wie wahr, der könnte wahrlich noch mehr Politur vertragen. Es sind die Klischees von tätowierten Schlägertypen, die sich ohne Regeln bis zur Bewusstlosigkeit in einem Käfig prügeln, die die landläufige Meinung über MMA prägen. Die in Deutschland sogar zum Übertragungsverbot im Fernsehen geführt haben und Politiker von „modernen Gladiatorenkämpfen“ sprechen lassen. Adam schüttelt den Kopf. Regeln gibt es nämlich eine ganze Menge und größere Verletzungen habe er beim MMA auch noch nie erlebt. „Klar, es wird auch ohne Handschuhe am Boden weitergekämpft. Aber Schläge zum Kopf gibt es nur bei den Profis, hier bei uns im Training wird mit Boxhandschuhen und Schienbeinschonern trainiert, auf Anfängerturnieren sind Tritte und Schläge ohnehin tabu.“
Adam weiß, dass er und seine Kollegen noch viele Kämpfe bestreiten werden. Im Ring und für die Verbesserung des Rufs ihrer Sportart.