Bottrop. Norwegen-Auswandererfamilie Wüstefeld spielte beim Badminton-Jahresendturnier vom BC 89 mit. Warum ihre norwegischen Freunde jetzt auch mal nach Bottrop kommen wollen.
- Der Bottroper Martin Wüstefeld wanderte vor einigen Jahren als Zahnarzt nach Norwegen aus. Im mittleren Teil des nordeuropäischen Landes lebt er mit seiner Frau und seinen drei in Norwegen geborenen Söhnen.
- Die Wüstefelds sind aber häufig in Bottrop bei Martins Eltern. Ende letzten Jahres verbanden sie den Heimatbesuch mit etwas Sport. Da sie in Norwegen Badminton spielen, nahmen sie hier am großen Jahresendturnier vom BC 89 Bottrop teil.
- Eine Sportart wie Badminton hat in Norwegen aber eine andere Bedeutung, berichtet Martin Wüstefeld. Es ist ein breiterer Familiensport, und vor allem eine Sache geht dort beim Sport gar nicht.
Sportlich hätte es besser laufen können. „Vielleicht lag es an der Luft.“ Bei der Nachfrage nach seinem Abschneiden beim Badmintonturnier des BC 89 Bottrop muss Martin Wüstefeld selber lachen. Aber in einem Punkt lag er bei der Traditionsveranstaltung Ende Dezember ganz weit vorne: Er hatte die längste Anreise.
Martin Wüstefeld kam mit seiner Familie aus dem 2.500-Einwohner-Städtchen Grong in Norwegen, im mittleren Teil des Landes, 200 Kilometer von Trondheim entfernt. Da mag die Luft tatsächlich besser sein als im „Pott“. Der gebürtige Bottroper ist 2010 mit seiner Frau Stephanie ins nordeuropäische Land ausgewandert. Beide ließen sich anwerben, um als Zahnärzte im Staatsdienst zu arbeiten. Mit ihren drei Söhnen sind sie drei- bis viermal im Jahr zu Besuch bei Martins Eltern in Bottrop.
Badminton ist in Norwegen Familiensport
„In Bottrop war ich eigentlich als Tennisspieler beim TV Blau-Weiß aktiv. Badminton habe ich erst in Norwegen für mich entdeckt. In unserem Dorf ist das eine der zwei, drei beliebten Sportarten“, erzählt der 45-Jährige. Seine in Norwegen geborenen Söhne Jakob, Lukas und Matti spielen hingegen von klein auf Badminton. „Das ist in Norwegen Familiensport.“

Überhaupt werde in Norwegen auch ein Sport wie Badminton anders gelebt. Fast alle zwei Wochen sind die Wüstefelds im wahrsten Sinne des Wortes in halb Norwegen für Badminton unterwegs. „Wir fahren zu Turnieren im Umkreis von 200 Kilometern, auch mal bis nach Oslo zu einem Ranglistenturnier. So sind da eben die Dimensionen.“ Die Turniere seien mit bis zu 23 Feldern meist groß, das Ligasystem mit generell wenigen Vereinen im Land eher klein, erklärt der Auswanderer die Unterschiede zu Deutschland.
Der Badmintonklub, dem sich Familie Wüstefeld in ihrem Heimatort angeschlossen hat, sei auch sehr ambitioniert. Der Ranglisten-Fünfte der Herren sowie der Erste der U15-Junioren Norwegens würden dort spielen. Und auch sein mittlerer Sohn Matti sei mit elf Jahren in der U13-Klasse Norwegens unter den Top 10. „Er ist schon sehr ehrgeizig. Mit ihm gehe ich dann auch jeden zweiten Tag hier trainieren, wenn wir zu Besuch in Bottrop sind“, sagt Martin Wüstefeld.
Gast aus Norwegen beim Turnier: „Niveau beim BC 89 Bottrop ist gut“
Schließlich wurde er auch auf das Jahresendturnier vom BC 89 Bottrop aufmerksam und nahm am 28. Dezember letzten Jahres zum ersten Mal daran teil. „Etwas Ähnliches gibt es in unserem Verein in Norwegen auch – ein Turnier nach Weihnachten. ‚Der Speck muss weg‘ ist da immer so das Motto“, lacht Wüstefeld.
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Das sportliche Niveau beim BC 89 Bottrop habe sich für ihn auch in etwa auf dem bewegt, was er von seinen guten Mitspielern in Norwegen gewöhnt ist. Eine entscheidende Sache sei jedoch anders gewesen: „Es waren halt keine Kinder dabei.“ Der Familienvater ist dann einfach mit seinem ältesten, 13-Jährigen Sohn im Herrendoppel angetreten. „Das haben wir in Norwegen auch schon mal gemacht, aber in der Regel spielen bei den Turnieren da die Senioren und Junioren parallel.“
Badminton in Bottrop und Norwegen: Bier macht einen Unterschied
Und noch etwas unterscheide Badminton in Bottrop zu dem in Norwegen ganz deutlich, erzählt Wüstefeld schmunzelnd: „Ich habe meinen Vereinskollegen in Norwegen direkt ein Foto davon geschickt, dass ich nach dem Turnier ein Bier getrunken habe. Die waren ganz erstaunt und schrieben zurück, dass sie nächste Mal auch mit nach Bottrop kommen wollen.“ Alkohol in Verbindung mit Sportveranstaltungen ist in Norwegen, wo die Alkoholpreise traditionell hoch sind, eher ein Tabu.

Auch, wenn sich seine norwegischen Freunde scheinbar begeistert von Bottrop zeigen, für Martin Wüstefeld und seine Familie sei eine Rückkehr ausgeschlossen. „Wir fühlen uns sehr wohl in Norwegen, auch in dem kleinen Städtchen auf dem Land. Wir sind zu Naturmenschen geworden, haben ein Ferienhaus am Fjord, gehen mittlerweile sogar angeln, und haben ein kleines Skigebiet vor der Tür. Und die Menschen sind entspannter als in Deutschland.“ Seine Frau und er betreiben zudem seit 2017 ihre eigene Praxis.
Beim nächsten Badminton-Jahresendturnier vom BC 89 Bottrop, das nach jetzigem Stand erst 2029 wieder geplant ist, könnte sich Martin Wüstefeld eine erneute Teilnahme aber vorstellen – nicht nur wegen des Biers danach. „Die Organisation war super, ich habe in Norwegen noch nie erlebt, dass die Zeiten so gut eingehalten wurden.“
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