Bottrop. Seine Einwechslung gegen die SpVgg Steele sollte nur ein Dankeschön sein. Doch der Debütant lieferte reichlich Argumente für weitere Einsätze.
Eine Karriere im Profifußball kommt für ihn nicht infrage, das weiß Jesse Okoye. Und trotzdem gelang dem 20-Jährigen am Sonntag ein Saisondebüt, das unglaubliche Parallelen zu dem eines Weltstars aufweist.
Am 18. Januar 2020 machte Erling Haaland sein erstes Spiel für Borussia Dortmund. Der Norweger war damals 19 Jahre alt und hockte zunächst nur auf der Reservebank. Trainer Lucien Favre brachte den Stürmer nach einer Stunde ins Spiel. 23 Minuten später hatte Haaland seinen ersten Hattrick erzielt und den BVB zu einem 5:3-Sieg gegen den FC Augsburg geführt.
In seinem ersten Spiel für den VfB Bottrop gelingt ihm gleich ein Hattrick
Acht Tore fielen auch am Sonntag im Landesligaspiel des VfB Bottrop bei der SpVgg. Steele. Auch hier hatte der Trainer nach einer Stunde das richtige Händchen. Und auch hier brauchte der Debütant nur 23 Minuten für seinen Hattrick. Der 20-jährige Jesse Okoye feierte einen traumhaften Einstand.
„Eigentlich“, erklärte Dusan Trebaljevac am Sonntag, „wollte ich ihn nur für seinen Trainingsfleiß und seine tadellose Einstellung in den letzten Wochen belohnen.“ Dass sein Joker innerhalb von nur 23 Minuten einen Hattrick erzielte, zauberte dem Trainer des VfB Bottrop ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.
Jesse Okoye empfahl sich beim VfB Bottrop in einem Auswahltraining
Die Bottroper unter den rund 150 Zuschauern applaudierten begeistert, fragten sich aber auch: Wo kommt der denn her? Jesse Okoye ist nämlich erst seit Sommer beim VfB Bottrop. Der 20-Jährige hatte am Auswahltraining teilgenommen und gehörte zu den vier Fußballern, die das Trainerteam des Landesligisten überzeugten.
Der Offensivspieler fand sich nach durchwachsenen Leistungen in der Vorbereitung dann aber im Kader der zweiten Mannschaft wieder. Für das B-Liga-Team erzielte er an den ersten neun Spieltagen acht Tore. „Wir haben uns seine Auftritte in der zweiten Mannschaft oft angesehen. Da ist er nicht nur durch seine Torgefahr, sondern auch durch seinen Einsatzwillen sehr positiv aufgefallen“, berichtet VfB Bottrops Sportlicher Leiter Philipp Drießen.
VfB-Coach Dusan Trebaljevac berief Okoye erstmals beim PSV Wesel-Lackhausen in den Bottroper Kader. Am Sonntag durfte der Stürmer dann auch zum ersten Mal aufs Feld. „Ich freue mich sehr über meine Tore“, erklärte Okoye nach seinem Landesliga-Debüt, „aber ich weiß, dass ich auch in Zukunft so performen muss, wenn ich meinem Team weiterhelfen will.“
Dusan Trebaljevac: „Jesse ist ein toller Fußballer mit unheimlicher Mentalität“
Diese Bescheidenheit gepaart mit großem Einsatzwillen könnten Okoye auch in den kommenden Wochen regelmäßig in den Kader spülen. „Er ist ein toller Fußballer mit unheimlicher Mentalität. Und er hat sich in den vergangenen Wochen unheimlich gut entwickelt“, sagt Trebaljevac.
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Wie groß seine Lust auf Fußball und den VfB Bottrop ist, beweist der Angreifer schon vor jeder Trainingseinheit. Denn Okoye lebt in Düsseldorf, fährt zeitintensiv mit Bus und Bahn zum Jahnstadion. „Eine Stunde hin, eine zurück“, sagt er, „für mich ist das kein Problem, ich bin das gewohnt. Ich vertreibe mir die Zeit mit Musikhören, meistens Hip-Hop.“
Jesse Okoye ist so etwas wie der Weltenbürger beim VfB Bottrop. Seine Mutter ist Japanerin, sein Vater kommt aus Nigeria und geboren wurde er 2004 in den Vereinigten Staaten (Hawaii). Seine Liebe zum Fußball entdeckte er mit sieben Jahren in Tokyo: „Direkt neben der Grundschule war ein Fußballverein. Da bin ich immer hingegangen.“
Seine Zukunft sieht der junge Mann aber in Deutschland. Aktuell ist er in der Landeshauptstadt in einem Lagerhaus beschäftigt, bemüht sich um ein Visum, um länger in Deutschland bleiben zu können. „Vielleicht klappt das schon in den kommenden Wochen“, sagt er.
Seinen 21. Geburtstag und Weihnachten verbringt Jesse Okoye in Tokyo
Wenn die Saison im Dezember in die Winterpause geht, steigt Okoye ins Flugzeug. Seinen 21. Geburtstag am 19. Dezember und Weihnachten will er bei seiner Schwester in Tokyo verbringen: „Ich fühle mich sehr wohl hier in Deutschland. Aber natürlich vermisse ich auch meine Familie.“
Allein fühlt er sich in Deutschland nicht. Auch, weil er trotz bescheidener Deutschkenntnisse kaum Verständigungsprobleme hat. „Was auf dem Spielfeld gesprochen wird, verstehe ich gut“, sagt er. Und weil beim VfB niemand Japanisch kann, ist Englisch der gemeinsame Nenner. Geht es nach dem jungen Fußballer, will er in den kommenden Wochen ohnehin viel lieber Tore für sich sprechen lassen.
Weiter geht es für den VfB Bottrop bereits am Samstag. Dann empfangen die Schwarz-Weißen den VfB Speldorf im Jahnstadion. Holt der VfB den dritten Sieg in Folge, klettert er bis Sonntag auf den zweiten Tabellenplatz der Landesliga. Spielbeginn ist um 14 Uhr.
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