Bottrop. 29 Tage nach dem tragischen Tod von Sebastian Wolpers kommt in Bottrop die Fußballfamilie zusammen. Auch, um einen Herzenswunsch zu erfüllen.

Das tragische Trainingsunglück, das sich am 3. Oktober auf der Sportanlage des VfL Grafenwald ereignete, hat die Familie, die Freunde, den Verein und die regionale Fußballszene in Trauer versetzt, aber auch enger zusammenrücken lassen. Der A-Kreisligist richtete am Freitag ein Gedächtnisturnier zu Ehren von Sebastian Wolpers aus. Der 22-jährige Oberhausener war vor vier Wochen im Training zusammengebrochen. Das Leben des jungen Fußballers konnte trotz aller Versuche nicht mehr gerettet werden.

Schon Hunderte Meter vor der Sportanlage reiht sich an den Straßengräben im ländlichen Grafenwald ein Auto an das nächste. Die offiziell ausgewiesenen Parkflächen des VfL Grafenwald reichen bei weitem nicht aus. Mehr als 700 Menschen sind der Einladung des A-Kreisligisten zum Sebastian Wolpers-Gedächtnisturnier gefolgt. Neben zwei Teams des VfL Grafenwald treten die Sportfreunde Königshardt und die Betriebsmannschaft der Commerzbank an.

Für die Zuschauer ist der Besuch beim VfL Grafenwald eine Herzensangelegenheit

„Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, dass Fußball tatsächlich verbindet, dass Fußballer zusammenstehen, wenn es darauf ankommt. Und dass Zusammenhalt und Freundschaft in unserem Sport keine Floskeln sind“, erklärt Adrian Reiß und beschreibt damit wohl die Gefühlslage der meisten Besucher. Der Trainer des A-Kreisligisten BW Fuhlenbrock versteht seinen Besuch als Herzensangelegenheit.

Benefizturnier beim VfL Grafenwald in Bottrop zu Ehren des verstorbenen Fußballers Sebastian Wolpers
Über 700 Zuschauer sind gekommen. Viele spenden bei Sebastian Wolpers-Gedächtnisturnier für einen besonderen Zweck. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und genau so nehmen es auch die auf, denen am Freitag das Mitgefühl gilt. Sebastians Mutter Karin sagt gerührt: „Ich spüre die große Wertschätzung meinem Sohn gegenüber. Das macht etwas mit mir.“ Dieser Tag beim VfL Grafenwald bedeute ihr viel, auch wenn es den Schmerz nicht lindere.

Die Traditionself von Borussia Dortmund soll nach Grafenwald kommen

„Für mich, meine Frau und meinen Sohn war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir heute dabei sind“, sagt Ali Sakiz. Der Betreuer des Bezirksligisten Rhenania Bottrop ergänzt: „Unsere komplette Mannschaft ist hier. Das ist der Tag an, dem die ganze Bottroper Fußballfamilie zusammenstehen muss.“

An diesem Freitag wird viel an Sebastian Wolpers gedacht. Aber der Blick aller richtet sich auch nach vorn. Sebastians Familie und der VfL Grafenwald arbeiten gemeinsam an der Umsetzung einer Idee, „die ihm wohl sehr gefallen hätte“, glaubt Karin Wolpers. Am 3. Oktober 2025, also an dem Tag, an dem sich der Tod von Sebastian zum ersten Mal jährt, soll ihm zu Ehren die Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund in Grafenwald auflaufen.

Eine Mannschaft des VfL Grafenwald spielt für einen Tag in Schwarz-Gelb

„Sebastian war ein großer BVB-Fan. Er hatte eine Dauerkarte, war beim Champions League-Finale gegen Real Madrid in London dabei“, sagt VfL Grafenwalds Abteilungsleiter Uwe Bromkamp. Die Farben seines Lieblingsvereins erstrahlen auch am Freitag. Das Freunde-Team des VfL Grafenwald hat extra einen Trikotsatz angeschafft. Natürlich in Schwarz-Gelb. Alle im Team tragen Sebastians Spitznamen und seine Nummer 4 auf dem Rücken, außerdem ein fettgedrucktes „YNWA“ - You`ll never walk alone.

Benefizturnier beim VfL Grafenwald in Bottrop zu Ehren des verstorbenen Fußballers Sebastian Wolpers
Zwei der vier Turnierteilnehmer stellte der VfL Grafenwald selbst. Das „Freunde-Team“ spielte in den Farben von Sebastians Lieblingsklub Borussia Dortmund. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wir haben mit den Dortmundern schon Kontakt aufgenommen, aber noch keine Rückmeldung bekommen“, sagt Sven Koutcky. Der Sportliche Leiter des VfL Grafenwald gehört zu den vielen Mitgliedern, die am Freitag kräftig anpacken. Der Umsatz der Grill-, Kuchen- und Getränkestände wird in die Spendenboxen fließen. Die Verantwortlichen des VfL spekulieren, dass wohl eine höhere vierstellige Summe notwendig sein wird, um die ehemaligen Fußballprofis aus Dortmund nach Bottrop zu lotsen. „Ich wünsche mir sehr, dass es gelingt“, sagt Karin Wolpers.

An der Umsetzung dieses Wunsches beteiligt sich auch der letzte Arbeitgeber von Sebastian. Die Commerzbank hat ihre Ruhrgebiets-Mannschaft nach Grafenwald geschickt. Für die war Sebastian seit 2022 aktiv. Und das sehr erfolgreich. 2022 wurde das Team Deutscher Commerzbank-Meister, ein Jahr später und auch 2024 Vizemeister.

Henning Wiegert: An so einem Tag zeigt sich die besondere Kraft des Sports

„Ich habe Sebastian als lebensfrohen und tollen Menschen kennengelernt. Sein plötzlicher Tod hat uns alle sehr mitgenommen“, sagt Dirk Mumot. Der Vorsitzende der Commerzbank-Betriebssportgemeinschaft ist an diesem Freitag Trainer der Mannschaft. Unterstützung leisten Sebastians ehemalige Arbeitskollegen nicht nur symbolisch. „Bei der Commerzbank gibt es ein internes Spendenkonto, auf das nun schon seit einigen Wochen eingezahlt wird. Die Mannschaft hat beschlossen, die Summe am Ende aus eigener Tasche zu verdoppeln“, so Mumot.

Benefizturnier beim VfL Grafenwald in Bottrop zu Ehren des verstorbenen Fußballers Sebastian Wolpers
Dirk Mumot, Vorsitzender der Betriebssportgemeinschaft der Commerzbank. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der plötzliche Tod von Sebastian wird den VfL Grafenwald so schnell nicht loslassen. Henrik Friegel durfte sich zu seinen besten Freunden zählen. Der Spieler des VfL Grafenwald sagt: „Die Gemeinschaft in Grafenwald ist stark. Wir haben viel gesprochen, dieser Austausch war unheimlich wichtig. Mir persönlich hat das sehr geholfen. Ich bin sehr dankbar, dass heute so viele Leute gekommen sind. Das spiegelt wider, wie vielen Menschen Sebastian am Herzen lag.“

Beeindruckt vom Gedächtnisturnier zeigt sich am Freitag auch Henning Wiegert. Der Leiter des Bottroper Sport- und Bäderbetriebs sagt: „Es ist schon ein starkes Zeichen, wie die Vereine hier zusammenstehen. Vor dem VfL Grafenwald ziehe ich den Hut. Er ist dieser extremen Situation mit Ruhe, Besonnenheit und großer Empathie begegnet. Es gibt in unserer Zeit viele Momente, in denen wir am gesellschaftlichen Zusammenhalt zweifeln. Aber an einem Tag, wie diesem, ist das anders. Dann zeigt sich die besondere Kraft des Sports.“

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