Bottrop. Agatha Schmidt vom JC 66 Bottrop hat die Olympischen Spiele verpasst. Trotzdem wird sie zuschauen und hat Pläne, wie es sportlich weitergeht.

Der Traum ist fürs Erste nicht Realität geworden. Agatha Schmidt, die erfolgreiche Judoka des JC 66 Bottrop, startet nicht bei den Olympischen Spielen in Paris.

Die Qualifikation ist der 27-Jährigen nicht geglückt, nachdem die Nummer 41 der Weltrangliste in der Klasse bis 63 Kilogramm im Frühjahr noch ordentliche Chancen auf die Teilnahme hatte. Wenn es am 30. Juli in Paris um die Medaillen geht, bleibt ihr nur die Zuschauerrolle.

Nach dem Urlaub wird Olympia im TV verfolgt

Wie wird Ihr Sommer jetzt?

Schmidt: Entspannt. Nach der anstrengenden Qualiphase versuche ich mich jetzt hauptsächlich zu erholen.

Wird es auch einen Urlaub geben?

Ich war direkt kurz nach der Qualiphase Mitte Mai in Schweden für fast zwei Wochen. Das war sehr schön, wir waren auch viel in der Natur. Das war sehr angenehm, um aus dem ganzen Trubel rauszukommen. Wir sind mit dem Kanu gefahren und ich habe erstmals gezeltet. Das hat uns sehr gut getan. Sonst ist nichts geplant.

Wie werden Sie die Olympischen Spiele verfolgen?

Sehr interessiert. Ich kenne die ganzen Leute, weil ich seit einem Jahr jeden Wettkampf mit ihnen zusammen bestritten habe. Ich war noch sie so nah dran an den Leuten und habe noch nie so mitgefiebert, deshalb werde ich vor allem Judo sehr genau verfolgen und auch versuchen, von den anderen Disziplinen etwas mitzukriegen.

Bottroperin findet noch keine Erklärung

Wie schauen Sie zurück auf die Qualifikation? Sind sie sehr enttäuscht?

Ja, schon. Im ersten Moment war die Enttäuschung sehr groß, jetzt, mit ein bisschen Abstand, habe ich auch gelernt, stolz zu sein auf das, was ich geleistet habe.

Zurecht.

Aber das braucht immer ein bisschen. Ich glaube, es ist noch Luft nach oben. Auch wenn das große Ziel verpasst ist und mehrere Wettkämpfe nicht so liefen, wie ich wollte, sehe ich doch, dass ich für mich persönlich sehr Großes geleistet habe.

Judoka Agatha Schmidt (in blau) hat die Olympischen Spiele in Paris verpasst.
Judoka Agatha Schmidt (in blau) hat die Olympischen Spiele in Paris verpasst. © Juan Gabi | Juan Gabi

Im Juni letzten Jahres gewannen Sie in Madrid erstmals ein European Open-Turnier, 2024 dann mit Silber in Linz ihre erste Medaille bei einem Grand Prix. Waren das nicht Meilensteine für Ihre Entwicklung?

Ja, total. Auf dem Niveau im Finale zu stehen, war schon extrem krass. Es hat mir gezeigt, dass ich auch gute Leute schlagen und um Medaillen mitkämpfen kann. Leider habe ich es danach nicht weiter beweisen können.

Haben Sie eine Erklärung, warum?

Das fragt man sich immer. Ich kann es mir nicht erklären und weiß auch noch nicht, welche Schlüsse ich daraus ziehen kann.

Entscheidung über Olympia 2028 fällt nach dem Sommer

Werden Sie in der Gewichtsklasse bleiben und die Spiele 2028 anstreben?

In der Klasse werde ich sicher bleiben, aber wie es weitergeht, muss ich nach diesem Sommer entscheiden. Ich versuche gerade noch zu verarbeiten, was alles passiert ist.

„Eine Medaille beim Grand Prix habe ich geholt, eine Medaille bei einem Grand Slam, bei Europa- oder Weltmeisterschaften fehlt natürlich. Das sind Ziele und Träume, die noch unerfüllt geblieben sind.“

Agatha Schmidt
JC 66 Bottrop

Wie geht es weiter mit Ihrem Engagement beim JC 66 Bottrop?

Dem Verein bleibe ich auf jeden Fall treu. Ich durfte letztens beim Bundesliga-Kampftag der Männer ein Kindertraining leiten und den Kindern meine Spezialtechnik zeigen. Ich hoffe, dass ich etwas von der Erfahrung, die ich gesammelt habe, zurückgeben kann, und bin natürlich weiter Teil des Bundesligateams.

Haben Sie sonst Ziele im Judo?

Wenn man die Olympischen Spiele so knapp verpasst, ist es trotzdem noch ein Traum und ein Ziel. Eine Medaille beim Grand Prix habe ich geholt, eine Medaille bei einem Grand Slam, bei Europa- oder Weltmeisterschaften fehlt natürlich. Das sind Ziele und Träume, die noch unerfüllt geblieben sind.

Bleiben sie dem Judo kurzfristig also treu?

Ja, ich denke schon.

Bottroperin hat ihr Studium erfolgreich abgeschlossen

Und ihr Studium …

Das habe ich abgeschlossen. Vor ein paar Tagen kam der Bescheid von der Uni Köln, dass ich meinen Master of Information System geschafft habe. Zwei Wochen nach dem letzten Qualifikationsturnier in Kasachstan habe ich die Masterarbeit abgegeben.

Und wie geht es beruflich weiter?

Die Masterarbeit habe ich beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik geschrieben, bin dort noch bis Jahresende als Werksstudentin in Teilzeit beschäftigt. Wir wollen noch ein Paper daraus machen, aber wie es danach weitergeht, weiß ich noch nicht.