Kirchhellen. Der VfB Kirchhellen startet gegen den SC Hassel nervös, wird ängstlich, findet dank eines Duos zurück zum Mut und macht das direkt noch einmal.
Die Suppe hatte sich der VfB Kirchhellen selbst eingebrockt. Die Bezirksliga-Partie gegen den SC Hassel hätte so etwas wie die Vorentscheidung für den Klassenerhalt sein können – wenn die Bottroper die Wochen zuvor geliefert hätten.
Dies taten sie aber nicht, weshalb es gegen den vor dem Spiel Zehnten aus Gelsenkirchen zu einem Nervenkrimi kam.
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Beide Mannschaften waren zwar zunächst darauf bedacht, sicher zu stehen, offenbarten aber auch, warum sie kurz vor Saisonende immer noch gegen den Fall in die Kreisliga A kämpfen.
VfB Kirchhellen vorne und hinten engagiert, aber unsicher
Den etwas besseren Start, aber auch das dünnere Nervenkostüm, zeigten die Kirchhellener. Nach zwölf Minuten brauchte Stürmer Dominik Selm nach Hereingabe von Fabian Mohs eigentlich nur noch den Fuß hinzuhalten, um ins verwaiste Tor zu treffen, allerdings bekam er seine Gliedmaßen nicht richtig geordnet und ließ so eine riesige Chance aus.
Kurz danach flutschte VfB-Keeper Josua Garz eine Flanke böse durch die Hände, den keinen Meter vor der Torlinie freiliegenden Ball konnte Stefan Große Venhaus gerade noch so wegschlagen, ehe – wieder auf der Gegenseite – Mohs seinen Lupfer über den Hasseler Torhüter zu tief ansetzte.
SC Hassel sucht mit allen Wegen den Mittelstürmer Lukas Tomanek
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Die Gelsenkirchener suchten ihr Glück vor allem über den guten Linksaußen Devran Özdemir, der einmal nur knapp über das Tor schlenzte, oder über Flanken und lange Bälle aus der Defensive auf den wuchtigen Stürmer Lukas Tomanek.
Der VfB indes war auf ein taktisches Mittel nicht beschränkt. Mal flogen die Diagonalbälle, um die Hasseler Defensive in Bewegung zu bringen, mal versuchten Mohs und Selm mit kurzen Pässen Platz zu schaffen. Das Problem: so richtig funktionierte keins von beidem. Und wenn Kirchhellen dann doch einmal einen aussichtsreichen Spielzug startete, war der beendet, bevor der Schuss aufs Tor flog.
Doppelschlag kurz vor der Pause trifft den VfB Kirchhellen hart
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So musste sich der VfB auch selbst an die Nase packen, als Tomanek im Strafraum einen halben Meter zu viel Platz hatte, eine dieser Halbfeldflanken mit der Brust herunternahm und mit einem Flachschuss an den Innenpfosten die vorher hörbar unzufriedenen Gäste in Front schoss (35. Minute).
Nun waren es die Kirchhellener, die mit dem ihrem Auftritt haderten und den nötigen Mut, sich selbst aus dem Schlamassel zu ziehen, vermissen ließen. Denn die Entscheidung über Sieg oder Niederlage fällt nun einmal auch im Kopf. Und dort sorgte die Angst für Lethargie statt Energie.
Noch vor der Pause erreichte ein Chipball aus dem Mittelfeld über die Kirchhellener Abwehrreihe hinweg erneut Tomanek, der keine Probleme hatte, Garz zum zweiten Mal zu überwinden (40.), die VfB-Hypothek für die zweite Hälfte war enorm groß.
Kapitän Fabian Mohs führt den VfB zurück ins Spiel
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In dieser versuchte das Kirchhellener Trainerteam mit Julian Thimm, Nico Graf und einer Umstellung – Schmücker spielte nun im Sturmzentrum – neue Impulse zu setzen. Und tatsächlich lag der Ball nach nur fünf Minuten im Tor, als Mohs eine Flanke von Thimm über die Linie drückte, Schiedsrichter Rolf Rötzheim ließ den Jubel durch einen zweifelhaften Abseitspfiff jedoch schnell verstimmen.
Der VfB steckte aber nicht auf und nutzte nun die negative Erfahrung anders als noch in Hälfte eins dafür, noch einen Schritt mehr nach vorne statt zurück zu machen. Keine 60 Sekunden nach dem abgepfiffenen Tor schlenzte Sascha Markmann Richtung langen Pfosten, Hasslers Keeper Simon Schnipper ließ den Ball fehlerhaft nur abprallen, Mohs war zur Stelle und drückte ihn über die Linie zum Anschlusstreffer (55.).
Mohs stand nun völlig unter Strom und ging als Kapitän voran. Wieder nur ein paar Minuten später versuchte Mohs Schnipper aus 30 Metern zu überlisten, der bekam aber gerade noch die Fingerspitzen ran und lenkte die Kugel an die Unterkante der Latte, von dort sprang sie raus. Dann setzte Schmücker den Ball per Hacke aus dem Gewühl über das Tor. Der VfB war drauf und dran, das Spiel zu drehen. Man fragte sich nur: warum denn nicht gleich so?
Ping-Pong-Tor trifft Kirchhellen ins Mark – doch dann kommt Stratmann
Die Kirchhellener machten weiter Druck, vor allem Thimm und Mohs blieben brandgefährlich, zielten bei den nächsten beiden Chancen aber zu hoch. Das sollte sich rächen. Nach einer Standardsituation wurde im Kirchhellener Strafraum Kopfball-Ping-Pong gespielt, gleich zwei Mal retteten die Kirchhellener unmittelbar vor der Linie, am Ende lag der Ball aber dennoch drin (65.). 1:3 statt 2:2 aus VfB-Sicht, Gift für die Bottroper Comeback-Bemühungen.
Wie der VfB mit dem erneuten Rückschlag aber umging, macht Mut für die weiteren Wochen im Abstiegskampf. Ein paar Minuten brauchte Kirchhellen, um sich zu schütteln, dann nahm Max Stratmann aus über 30 Metern bei einem Freistoß genau Maß und überwand den erneut unsicheren Gelsenkirchener Torhüter zum 2:3.
Hassel versuchte nun an der Uhr zu drehen, auch um den Aufwind des VfB zu brechen. Dieser warf alles nach vorne, was anderes blieb ihm auch nicht mehr. Hassel lauerte auf einen Konter oder eine Standardsituation, um die Entscheidung herbeizuführen und hatte durchaus gefährliche Aktionen, die der VfB mit etwas Glück aber überstand. Dem Glück des Tüchtigen.
Denn tatsächlich, in der Nachspielzeit löffelten die Kirchhellener die Suppe, die sie sich selbst eingebrockt hatten, diesmal aus. Ein langer Ball nach einem Freistoß wurde zunächst noch abgewehrt, wurde aber wieder hereingebracht. Am langen Pfosten war Schmücker wach – und köpfte zum Ausgleichs-Glück ins Tor. Der VfB lebt noch!
VfB Kirchhellen - SC Hassel 3:3 (0:2)
Tore: 0:1 (36. Minute), 0:2 (40.); 1:2 Mohs (55.), 1:3 (65.), 2:3 Stratman (72.), 3:3 Schmücker (94.)
VfB Kirchhellen: Garz - Engel (46. Graf), Josten, Große Venhaus, Isaias - Markmann, Stratmann - Grove (74. Kahnert), Mohs, Schmücker (95. Freese) - Selm (46. Thimm)