Bottrop. Fatih Candan verrät, wer ihn zum Verbleib beim VfB Bottrop überredete, seine Lungenembolie, die Ambitionen in der neuen Saison und Schalke.
Es passte absolut zur Feldstadtmeisterschaft, dass Fatih Candan, der mit Abstand beste Torschütze des Turnieres, den entscheidenden Elfmeter im Finale gegen Rhenania Bottrop schoss.
Sicher verwandelte er ins Eck und schoss den Landesligisten somit zum Titel.
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Der 32-jährige Stürmer des VfB Bottrop spricht im Interview über das Turnier, seine lange Leidenszeit nach seiner Lungenembolie im vergangenen Jahr, seinen Sinneswandel, nun doch beim VfB zu bleiben und die Ambitionen in der neuen Saison.
VfB Bottrops Fatih Candan: „Es wäre wohl sehr eng für mich geworden“
Fatih Candan, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Stadtmeisterschaft 2022 und zur Torjägerkanone. Wie haben Sie das Turnier wahrgenommen?
Es war schon extrem, denn wir hatten nur elf Feldspieler, davon drei aus der zweiten Mannschaft. Zwischendurch hat unser Torhüter Felix Schürmann neben mir im Sturm gespielt. Das ging sehr auf die Knochen.
Wie wichtig ist es für Sie als Stürmer dennoch, die Torjägerkanone geholt zu haben?
Jeder Stürmer freut sich über Tore. Es ist mein Job, ich bin Stürmer, ich muss Tore schießen. Das geht aber nur, wenn die Jungs mir auch die Bälle gut auflegen.
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Blicken wir einmal zurück. Sie wechselten vor der vergangenen Saison zum VfB Bottrop ins Jahnstadion. Der Start lief aber holprig. Sie fehlten lange durch eine Lungenembolie.
Ja, hätte mich meine Frau nicht gezwungen, ins Krankenhaus zu gehen, wäre es wohl sehr eng für mich geworden. Ich bekam dann Tabletten, durfte zunächst aber nichts machen, hatte zwei, drei Monate ein komplettes Sportverbot und musste mich immer wieder durchchecken lassen. Es war der Horror und es stand im Raum, dass ich überhaupt keinen Fußball mehr spielen kann.
Seit der Rückrunde der vergangenen Saison sind sie aber wieder dabei. Sind mittlerweile alle Probleme überwunden?
Ich stehe wieder sehr gut im Saft, kann den Körper belasten. Aber ich musste meine Trainingsarbeit komplett umstellen, denn die Thrombose, die zur Lungenembolie führte, kam aus den Beinen. Deswegen durften sich meine Waden auf keinen Fall verkrampfen. Nun nehme ich noch Blutverdünner-Tabletten, hoffe aber, dass das bald nicht mehr nötig ist.
Nicht nur im Training kam Neues auf Sie zu. Sie spielten vor ihrer Zeit beim VfB Bottrop bei der zweiten Mannschaft von Schalke 04 in der Regionalliga. Wie war es da, plötzlich in der Bezirksliga aufzulaufen?
Das war für mich etwas komplett Neues. Sowohl für meine Spielweise, als auch für meinen Kopf. Es hat etwas gebraucht, bis ich mit den Jungs klarkam beziehungsweise sie mit mir (lacht). Denn wenn ich mal meckerte, meinte ich das ja nie böse. Aber ich bin ein ehrgeiziger Typ und war hierhergekommen, um beim Aufstieg zu helfen.
Das gelang, der VfB Bottrop spielt in der kommenden Saison in der Landesliga. Auch den Kreispokal gewann das Team. Dennoch kündigten Sie zwischendurch ihren Abgang vom Verein an. Was war passiert?
Wir konnten uns zunächst nicht einig werden, wie es weitergehen sollte. Ich wusste noch nicht, wie die Mannschaft in dieser Saison aussehen wird, denn es sind ja ein paar Spieler gegangen. Da wusste ich nicht, wo ich und der Klub stehen.
Wie kam es dann zum Sinneswandel, dass sie doch weiter im Jahnstadion spielen?
Ein paar der Jungs haben verlängert und ich habe mich noch einmal mit dem Vorstand zusammengesetzt und über alles geredet. Ein Knackpunkt war für mich aber auch die Familie.
Inwiefern?
Sie fühlt sich hier einfach wohl. Und mein kleiner Junge spielt in den Bambinis beim VfB Bottrop. Er hat mich abends immer mal wieder gefragt, warum ich wechseln möchte. Da sind schon ein paar Tränen geflossen.
Nun hat der neue Trainer Michael Schrank die Mannschaft übernommen. Wie läuft die bisherige Zusammenarbeit?
Ich war zu Beginn der Vorbereitung noch im Urlaub und hatte daher erst ein paar Einheiten unter ihm. Aber man merkt sofort, dass er ein Trainer ist, der von weiter oben kommt und eigentlich gar nicht in die Landesliga gehört. Es ist ein sehr guter erster Eindruck.
Im Kader hat sich einiges getan, viele Zugänge wurden verpflichtet. Was ist für den VfB Bottrop in der kommenden Saison in der Landesliga möglich?
Noch kann ich das nicht sagen. Natürlich möchte ich persönlich oben mitspielen. Aber es ist nicht so, dass wir gezwungen sind, aufzusteigen. Mal sehen, wo es hingeht.
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Zuletzt wurde mit Alpay Cin noch ein Offensivspieler verpflichtet, der Ihnen viele Bälle auflegen soll. Kennen Sie sich schon?
Nein, nur vom Hallo und Tschüss sagen (lacht). Ich hoffe, das Zusammenspiel wird gut klappen.
Haben Sie ein persönliches Tore-Ziel?
Ach nein. Die Jungs machen zwar immer Witze darüber, wie viele Tore sie von mir erwarten. Aber ganz ehrlich, mir ist das selbst egal.
Wirklich?
Ja, von mir aus kann ich kein einziges Tor schießen und wir steigen auf. Dann bin ich auch glücklich.
Ein Blick über den Tellerrand zum Abschluss. Ihr Ex-Verein Schalke 04 hat die Rückkehr in die Bundesliga geschafft. Haben sie noch Kontakt nach Gelsenkirchen?
Mit dem einen oder anderen. Mit Florian Flick gehe ich zum Beispiel ab und an etwas essen und mit Gerald Asamoah verstehe ich mich auch noch richtig gut.
Und was trauen Sie den Schalkern in der neuen Saison zu?
Der Verein wurde in den letzten Jahren komplett neu aufgestellt, ich wünsche ihm nur das Beste. Aber das Ziel muss ganz klar sein, die Klasse zu halten und weiterhin Ruhe in den Verein zu bekommen. Mehr würde ich gar nicht erwarten.
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