Bottrop. Er spielte für Schalke 04 und den MSV. Vor einem halben Jahrhundert sorgte er in einer Bottroper Arbeitersiedlung für Aufsehen: Manfred Dubski.

War das ein Ereignis, als in der Bottroper Arbeitersiedlung vor mehr als einem halben Jahrhundert ein Mercedes 350 SL vorfuhr. Solch eine edle Karosse hatte in der Fuchsstraße im Eigen fast noch nie geparkt; es war der Wagen von Günter Siebert, dem Präsidenten des glorreichen FC Schalke 04, Meisterspieler außerdem von 1958.

„Das war da ein Highlight,“ blickt Manfred Dubski stolz zurück, auch wenn Sieberts Gespräch mit seinen Eltern nicht sofort das erhoffte Ergebnis brachte. Vater und Mutter von Dubski, Kranführer und Putzfrau von Beruf, setzten durch, dass ihr Sohn erst die Lehre zum Schlosser abschließen und danach erst Fußballspieler werden sollte.

Als 16-Jähriger kreuzt Dubski die Wege von Nationalspieler Erwin Kremers

Das war im Jahr 1971, kurz nach einem Freundschaftsspiel der westfälischen Jugendauswahl gegen die Schalker Profis in der Glückauf-Kampfbahn. Die Bewachung von Nationalspieler Erwin Kremers war dem 16-jährigen Fußballspieler von Fortuna Bottrop, der wie sein Vater auf der Zeche Gutehoffnungshütte arbeitete, gut gelungen.

Da bat ihn Mannschaftsbetreuer Ede Lichterfeld nach dem Spiel, zu Präsident Günter Siebert ins „Stübchen“ unter der Tribüne zu kommen. Damals so eine Art VIP-Raum, heute würde man in dem fensterlosen Verhau neben den Umkleidekabinen vermutlich nicht mal mehr Bälle lagern.

Saison 1983/84: Manfred Dubski und der MSV Duisburg unterliegen Eintracht Frankfurt im Relegationsspiel mit 0:5.
Saison 1983/84: Manfred Dubski und der MSV Duisburg unterliegen Eintracht Frankfurt im Relegationsspiel mit 0:5. © imago/Werner Otto | imago sportfotodienst

Dort kam der erste Kontakt zustande zu Siebert, der zu dieser Zeit viele Jugendnationalspieler aus der Umgebung an den Klub band, Rolf Rüssmann u.a. oder auch Paul Holz aus Bottrop. Dort trug damals Manfred Dubski Schalke schon im Herzen.

Mitte der 1960er Jahre hatte er ein Spiel in Gelsenkirchen erlebt, mit Friedel Rausch und Gerd Neuser gegen die Bayern um Beckenbauer. Ein Nachbar aus dem Stadtteil Eigen, Werner Markwitz, hatte ihn mitgenommen. „Da war ich zwölf und hatte von da an den Traum, irgendwann für Schalke zu spielen“, berichtet der 67-Jährige.

Schüler-Landerspiele gegen England vor ausverkaufen Rängen

Einen anderen Traum hat Dubski vorher umsetzen können, mit der deutschen Schülernationalmannschaft gegen England zu spielen. Die Freundschaftsspiele fanden im Wechsel im Londoner Wembley- und Berliner Olympiastadion statt, vor ausverkauften Häusern mit Liveübertragungen im Fernsehen am Vormittag. „Trikot und Trainingsanzug mit dem Adler auf der Brust anzuziehen, war eine tolle Sache, auch wenn man die Dinge später zurückgeben musste,“ erzählt Manfred Dubski.

Manfred Dubski späht für den FC Schalke 04 noch immer nach Talenten. 
Manfred Dubski späht für den FC Schalke 04 noch immer nach Talenten.  © Tibor Meingast

Später dann, vor genau 50 Jahren, standen gleich nach seiner Gesellenprüfung die Schalker wieder bei den Dubskis auf der Matte und machten den Lizenzspielervertrag. 1500 D-Mark im Monat und ein Handgeld gab es und Manfred trainierte mit 17 bei den Profis mit. „Er ist gleich aufgefallen in der Vorbereitung. Manni konnte unheimlich viel laufen“, erinnert sich Klaus Fischer, Schalkes bester Torjäger.

In die Mannschaft des Pokalsiegers von 1972 mit Nigbur, Rüssmann, Fichtel, Scheer, Holz und den Kremers-Zwillingen schaffte er es nicht sofort, machte als A-Jugendlicher aber immerhin acht Bundesligaspiele in seiner ersten Saison. „Im Ausdauerbereich war er fast nicht zu schlagen und hat alles für die Mannschaft getan“, sagt Klaus Fischer.

Vater sieht nur ein Bundesliga-Spiel von Manfred Dubski

Dubski debütierte kurz nach seinem 18. Geburtstag im Oktober 1972 in der höchsten Spielklasse, noch in der alten Glückauf-Kampfbahn bei einem 3:0 gegen Oberhausen. Es war der siebte Spieltag; eingewechselt wurde er in der 87. Minute für den Torschützen Klaus Scheer. „Es war das einzige Spiel, das mein Papa gesehen hat“, berichtet Manfred Dubski. Sein Vater starb im Dezember 1972.

In diesem Monat kam der Junge bei einem 1:1 gegen den MSV Duisburg erstmals über 90 Minuten zum Einsatz. Im Kicker wird Dubski als Rechtsaußen im Angriff neben Erwin Kremers und dem Luxemburger Nico Braun geführt. „Ich spielte gegen Bernard Dietz.“

Auf insgesamt 190 Bundesligaspiele brachte es der Defensivspezialist, seit 1978 beim MSV Duisburg. Rot-Weiß Oberhausen und Union Solingen folgten noch und in der Zweiten Liga 210 Einsätze. Groß ist daher sein Fundus an Profierfahrung: „17 Jahre sind eine lange Zeit.“ Er sei mehr „von der Einsatzbereitschaft“ gekommen, „bissig“ gewesen und findet: „Ich war ein mittelmäßiger Spieler.“ Die Meinung teilen nicht alle. Wichtig für die Mannschaft sei er immer gewesen und das Urteil von Klaus Fischer lautet: „Manni hat das herausragend gemacht.“

Dubski geht bei Alexandar Ristic in die Lehre

Nach der Spielerkarriere wurde Dubski Trainer. „Ich weiß ja, dass keiner auf dich wartet“, sagt er. „Du musst selbst die Initiative ergreifen, versuchen selbst die Türen zu öffnen.“ Den A-Schein als Trainer erwarb Dubski während der aktiven Karriere, für seine Fußballlehrerlizenz hospitierte er im nahen Gelsenkirchen beim Trainer der Profis, Alexandar Ristic, den er von früher kannte. Wie es so seine charmante Art war, blaffte der Jugoslawe aber gleich: „Mach dir nur keine Hoffnung, dass du Co-Trainer wirst!“ Ristic hatte mit Jupp Koitka schon einen.

Manuel Neuer über Manfred Dubski: Jeder Spieler konnte zu ihm gehen, wenn er ein Problem hatte. Da war er wie ein väterlicher Freund für uns – hilfsbereit und immer mit einem offenen Ohr. Er ist ein Guter. Es war immer eine Freude, unten ihm zu trainieren.
Manuel Neuer über Manfred Dubski: Jeder Spieler konnte zu ihm gehen, wenn er ein Problem hatte. Da war er wie ein väterlicher Freund für uns – hilfsbereit und immer mit einem offenen Ohr. Er ist ein Guter. Es war immer eine Freude, unten ihm zu trainieren. © dpa | Marius Becker

Das hielt Manfred Dubski nicht davon ab, monatelang ohne Gegenleistung zum Trainingsgelände im Berger Feld zu kommen und fleißig die Aufgaben eines Assistenten zu übernehmen. Dem Schalker Jugendleiter Bodo Menze fiel der frühere Profi auf und er sprach ihn 1992 an, als der damalige B-Jugend-Trainer Klaus Fichtel zur A-Jugend befördert wurde.

Dubski holt mit Schalkes B-Junioren den DM-Titel

Mit der B-Jugend (U17) feierte Manfred Dubski 2002 seinen größten Erfolg als Trainer, die Deutsche Meisterschaft mit Spielern wie Tim Hoogland oder Michael Delura im Finale gegen den VfB Stuttgart um Mario Gomez, Christian Gentner und Marvin Compper.

Als „stets gut gelaunten Trainer“ hat ihn Manuel Neuer wahrgenommen, damals noch schmächtig und Torwart Nummer drei, heute Nationaltorhüter: „Jeder Spieler konnte zu ihm gehen, wenn er ein Problem hatte. Da war er wie ein väterlicher Freund für uns – hilfsbereit und immer mit einem offenen Ohr. Er ist ein Guter. Es war immer eine Freude, unten ihm zu trainieren.“

Neben Neuer hat Dubski mit Benedikt Höwedes und Julian Draxler weitere spätere Weltmeister von 2014 ausgebildet; Höwedes lobt: „Er hatte die besondere Fähigkeit, uns Spaß und Teamgeist zu vermitteln.“ Fußball bestimmt noch immer das Leben von „Manni“ Dubski, seit 2008 arbeitet er überwiegend im Scouting bei Schalke, dem Entdecken und Entwickeln von Fußballprofis.

Immer noch ein sicheres Gespür für Talente

„Ich bin mit Herz und Leidenschaft dabei“, sagt er, Rentner und doch noch voll berufstätig. „So lange das so ist und ich das machen kann, mache ich das.“ Der Schalker Sportvorstand Peter Knäbel sieht in Manfred Dubski „einen wichtigen Perlentaucher mit Sonderbegabung. Er hat ein Auge dafür, Spieler zu finden, die an den ersten Hürden der Talentselektion gescheitert sind.“

Auch letztes Wochenende stand Dubski wieder in Meppen auf dem Fußballplatz, arbeitet weiter mit jungen Leuten, findet, „das hält frisch und agil“. Sportvorstand Knäbel bestätigt: „Manni ist mit und durch Fußball jung geblieben. Das Spiel und seine Anforderungen haben sich zwar wesentlich verändert, aber Mannis Auge auf die Talente ist immer noch aktuell.“ Einer von Knäbels Vorgängern, Horst Heldt, adelte Manfred Dubski schon vor Jahren als „eine Legende auf Schalke“.

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