Bottrop. Sportlich trafen sich VfB Bottrop und SC Oberhausen auf Augenhöhe. Hinter den Kulissen ging es beim Spielclub aber viel zu häufig unsportlich zu.

Die letzten Spielminuten gegen SW Alstaden hatten etwas Unwirkliches. Der VfB Bottrop kämpfte am Sonntag mit jeder Faser um den Lohn für eine lange Saison, für eine ganze Reihe an Glanzleistungen, für guten Fußball, aber auch für seine Gradlinigkeit im Konkurrenzkampf mit dem SC 20 Oberhausen.

Die letzten Züge der Partie gegen Alstaden boten bange Augenblicke, in denen sich Bottrops Vereinsverantwortliche schon Argumente zurechtlegten, warum es wieder nicht reichen sollte. Doch dann rollte der Ball quer durch den Strafraum und ein Spieler ging „All in“.

Viel Zeit zum Nachdenken hatte David Fojcik nicht. Der Pass von Ahmet Jemail war exakt und gut getimet. Fojcik nahm den Ball volley. Mit dem schwachen linken Fuß. Ein Moment, der sich in Zeitlupe in die Gedächtnisse der Bottroper Fußballfans einbrennen sollte.

Der VfB Bottrop mit glücklichem Siegtreffer und verdienter Meisterschaft

Das Spielgerät flog wie an der Schnur gezogen dem Alstadener Tor entgegen. Keeper Alexander Krobok, der zuvor so viele Großchancen entschärft hatte, drehte nur noch seinen Kopf und sah, wie der Ball rechts über ihm im Toreck einschlug. 3:2! Da war es. Das Tor, das die Meisterschaft entschied.

Diese eine Szene mag glücklich gewesen sein. Das fünfte Tor am Sonntag war aber der Schlussstrich unter eine Saison, in der es nur einen Meister geben durfte. Zugegeben: Auch in der Nachbarstadt hatte eine Mannschaft guten Fußball gespielt. Der SC 20 Oberhausen dokumentierte das im Saisonverlauf mit 109 Toren und 72 Punkten aus 28 Spielen. Und dennoch wäre es nicht richtig gewesen, hätte am Sonntag der Spielclub gejubelt.

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Dass die Oberhausener ein unwürdiger Meister gewesen wären, lag nicht an Mannschaft und Trainer, aber an Vereinsverantwortlichen wie Thorsten Möllmann. Der Vorsitzende hatte keine Gelegenheit ausgelassen, den VfB auf unsportlichste Art zu traktieren.

Wenn ein Anheizer sich plötzlich die Finger verbrennt

Das hatte im Vorfeld des Rückspiels beider Teams im März einen vorläufigen Höhepunkt angenommen, als er in einem Interview erklärte, die Bottroper hätten eine Tracht verdient und diese würden sie jetzt auch bekommen. Ein Anhänger des Klubs nahm Möllmanns Ansage wörtlich, rannte in der 72. Minute beim Spielstand von 1:1 auf das Feld und trat den am Boden liegenden Bottroper Devin Müller mit Wucht gegen den Kopf.

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Über 2000 Zuschauer waren Zeuge des Spiels, das als Skandal in die Chronik beider Vereine eingehen wird. Nicht nur wegen des Tritts, sondern auch, weil Sportgerichte im Nachgang dem SC 20 die Punkte zusprachen. Ein unfassbarer Vorgang, der formaljuristisch begründbar ist, der aber einmal mehr zeigt, wie rückständig und fehlerhaft die Spielordnung ist, unter der Nordrhein-Westfalens Amateure Fußball spielen.

Schnee von gestern für Patrick Wojwod. Der 49-Jährige lobte im Moment des großen Erfolgs ausgerechnet seinen Trainerkollegen vom SC 20. Riad Jabeur hatte ihm direkt nach dem Abpfiff per Kurznachricht seinen Glückwunsch zum Aufstieg mitgeteilt. Das verdiente Respekt. Das ehrt auch Wojwod.

Patrick Wojwod sieht Mission als erfüllt an und legt eine Pause ein

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In den Worten des Trainers schwang aber auch pure Erleichterung mit. „Ich kann das Kapitel VfB Bottrop jetzt mit einem guten Gefühl abschließen. Wir haben den Aufstieg geschafft, die Mission ist erfüllt“, erklärte er nach dem Pfiff, der nicht nur das Spiel, sondern auch seine Zeit als Trainer des VfB Bottrop beendete.

Weit entfernen vom Fußball wird sich Wojwod nicht. Ein weiteres Engagement als Trainer schloss er am Sonntag nicht aus. Der Meistertrainer machte aber klar: „Ich warte, bis das passende Angebot kommt. Aber zunächst einmal habe ich meiner Frau versprochen, dass ich jetzt erst einmal zu Hause bleibe und mehr Zeit mit meiner Familie verbringe. Die dreieinhalb Jahre waren anstrengend. Die Pause wird mir gut tun.“

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