Bottrop. Nach langer Verletzungspause endlich wieder im Team. Erst die Kapitänsbinde und dann kam die sechste Minute, in der nur das Edelmetall im Weg war
Endlich wieder! Seit meiner etwas längeren Verletzung durfte ich am letzten Sonntag mein erstes Spiel von Beginn an bestreiten. Ich hatte mir im Sommer eine Adduktorenzerrung zugezogen. Beim Beachvolleyball. An einem Tag vor einem Kreisligaspiel meiner 11er. Oder wie Coach Carter sagte: „Warum geht man am Tag vor einem Ligaspiel ernsthaft noch Volleyball spielen?!?!“ Weitere Details und den genauen Wortlaut der Unterhaltung möchte ich nicht verraten, da diese Zeitung ja auch minderjährige Leser bedient.
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Trotzdem belohnte Coach Carter mein Comeback am Sonntag mit der Kapitänsbinde. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass ich diese nur erhalten habe, damit ich Bier spendieren muss, aber egal. Bei uns ist es nämlich so Tradition, dass Premieren mit Bier bezahlt werden müssen. Das erste Tor, das erste Mal die Nummer 10 oder eben auch das erste Mal Kapitän.
Selbst Coach Carter traute seinen Augen kaum
Mit breiter Brust und durchaus etwas übermotiviert, ging es für mich in das Freundschaftsspiel gegen die Zweitvertretung von Rhenania Bottrop. Auf dem neuen Kunstrasen der Rhenanen erwischte ich einen guten Start. Coach Carter wünschte sich von mir, dass ich in dieser Kolumne etwas über die sechste Spielminute erzähle. Wahrscheinlich, weil er selber noch nicht glauben kann, was er da von MIR gesehen hat.
Also gut: Ich behauptete einen Ball gegen den ersten Gegenspieler, tunnelte einen weiteren und schlenzte den Ball aus schwieriger Position an den Pfosten. Ich bin ehrlich, keine Ahnung wie das passieren konnte. Aber genug von mir.
Unsere Mannschaft war sehr gebeutelt. Am Vortag nahmen einige Spieler an einem Kleinfeldturnier teil. Ein überragender fünfter Platz sprang dabei heraus. Wahrscheinlich aber auch nur, weil Coach Carter erlaubte, dass während des Spaßturniers Bier getrunken werden darf. Oder weil auch nur fünf Mannschaften teilgenommen hatten.
Vor dem Tor fehlt dann die Kaltschnäuzigkeit
Mit Kater, Muskelschmerzen und den sonstigen Problemen, die jeder so von uns hat, schlugen wir uns dennoch sehr gut gegen den Tabellenführer seiner Kreisliga B-Gruppe. Eine U23 als Gegner. Micha, rot auf dem Kopf, aber grau auf dem Personalausweis, hätte gefühlt der Vater von jedem dieser Jungs sein können. So kam es auch, dass die Gastgeber spritzig zu Werke gingen. Lediglich die Kaltschnäuzigkeit und Abgeklärtheit - die schätzungsweise aufgrund der fehlenden langjährigen Erfahrung an den Tag gelegt wurde - fehlte den Rhenanen.
Diese wiederum hatten wir entgegenzusetzen, weshalb die Partie die ganze Zeit über ausgeglichen war. Lediglich vorm Tor fehlte uns die Kaltschnäuzigkeit. Und das, obwohl Antonio, Nikolaj und ich es aus sämtlichen Positionen versucht hatten. Am Ende hieß es 2:0 für die Gastgeber. Ein ausbaufähiges Comeback also.
Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 26-Jährige ist Spieler des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins.