Bottrop. Der SV Rhenania führte in der 85. Spielminute noch mit 3:1: Strittige Schiedsrichterentscheidungen bringen den VfB Bottrop ins Spiel zurück
Zuschauer, Fußballer und Trainer rangen nach 90 intensiven Minuten um Fassung. Der SV Rhenania sah in der Schlussphase mit einer 3:1-Führung im Rücken wie der sichere Sieger aus. Ein umstrittener Elfmeter brachte den VfB Bottrop dann aber doch noch einmal heran. Und in der vierten Minute der Nachspielzeit traf ein Spieler zum Ausgleich, der nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen.
Die Spiele am Wochenende in der Übersicht
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Devin Müller ließ seiner Freude freien Lauf. Der Kicker des VfB Bottrop hatte in der vierten Minute der Nachspielzeit genau da gestanden, wo er stehen musste. Er hatte soeben eine scharfe Hereingabe von Kudret Kanoglu, den letzten Versuch des VfB Bottrop, über die Linie gedrückt. Müller jubelte und an der Außenlinie fiel Marco Hoffmann die Farbe aus dem Gesicht. Der Trainer des SV Rhenania schrie ungläubig eine rhetorische Frage heraus: „Das war jetzt nicht der Müller, oder?“
1000 Zuschauer sehen im Blankenfeld ein mitreißendes Spiel
Die gespielte Verwunderung von Hoffmann hatte Gründe, denn Müller hatte schon einige Male zuvor im Brennpunkt gestanden. Etwa bei Rhenanias Treffer zum 3:1, als er den Torschützen Gino Pöschl abräumte und wohl nur deshalb ungeschoren davon kam, weil Pöschl den Ball trotz des Foulspiels im Netz unterbrachte.
In der Schlussphase bettelte Müller dann nahezu um einen Platzverweis. Sein Körpereinsatz an Thilo Grollmann im Anschluss an einen Eckball lag auf der Grenze zwischen Foulspiel und Tätlichkeit. Schiedsrichter Leon Schaafs hätte alle Argumente für einen Platzverweis gehabt, zeigte aber nur Gelb. Pädagogische Wirkung entfaltete die Verwarnung aber nicht, denn Müller räumte Grollmann nur wenig später ein zweites Mal rustikal ab. Schaafs nestelte an seiner Brusttasche, entschied sich dann aber doch anders.
So durfte Müller in der Nachspielzeit stehen, wo er stehen musste. Er setzte den Schlusspunkt eines Spiels, das mehr als 1000 Zuschauer gut unterhalten und phasenweise sogar mitgerissen hatte.
Rhenania Bottrop hatte deutlich mehr vom Spiel
Die Güte des Spiels tröstete Marco Hoffmann wenig. Rhenanias Trainer ärgerte sich tierisch über die vergebene Möglichkeit, als verdienter Sieger vom Platz zu gehen. Denn die Blau-Weißen waren über 90 Minuten gesehen die bessere und aktivere Mannschaft.
Der VfB Bottrop hatte zwar gleich seine erste Chance durch Marcel Brenne (17.) zur Führung genutzt und hatte im Anschluss gegen anstürmende Rhenanen auch einige Gelegenheiten, auf 2:0 zu stellen, doch besser im Spiel waren die Hausherren. In der ersten Halbzeit fehlte der Hoffmann-Elf aber das Glück im Abschluss. Emre Kilic hatte nach einer Viertelstunde das 1:0 auf dem Fuß, Marvin Polak scheiterte mit einem Freistoß (19.), später boten sich noch Kilic und Thilo Grollmann beste Gelegenheiten, doch entweder fehlten Zentimeter, oder aber der bis dahin glänzend aufgelegte VfB-Keeper Joel Frenzel parierte.
Verdiente 1:0-Pausenführung für cleveren VfB Bottrop
Der VfB Bottrop nahm die 1:0-Führung mit in die Pause. Nicht unverdient, zumal sich auch die Schwarz-Weißen bis dahin einige Male offensiv in Szene gesetzt hatten. Die dickste Möglichkeit auf das 2:0 verpasste Brenne mit einem Schuss aus 16 Metern (40.).
Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer dann ein ganz anderes Spiel. Der VfB war komplett abgemeldet und hatte alle Hände voll damit zu tun, die Rhenanen am Toreschießen zu hindern. Das klappte aber nur mäßig, denn die Blau-Weißen jubelten schon nach fünf Minuten über den Ausgleich. Marvin Polak hatte mit einem wuchtigen Kopfball die Freistoß-Flanke von Gino Pöschl veredelt.
In der zweiten Halbzeit reagieren die Schwarz-Weißen nur
Die Rhenania war jetzt klar am Drücker und wusste ihre Überlegenheit auch zu nutzen. Emre Kilic brachte sein Team nach 63 Minuten mit einem Schuss aus kurzer Distanz in Führung. Fünf Minuten später leistete sich Joel Frenzel dann seinen einzigen dicken Fehler. Der VfB-Keeper spielte Gino Pöschl den Ball an der Strafraumkante in den Fuß und der traf trotz eines Foulspiels von Devin Müller aus spitzem Winkel zum 3:1.
Der VfB drohte komplett auseinanderzubrechen und hatte in der 76. Minute riesiges Glück, dass Danny Steinmetz den Schuss von Thilo Grollmann noch von der Linie kratzen konnte.
Dass das Spiel noch einmal eine Wende nehmen würde, daran glaubte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand. Zumal der VfB nur konfuse Angriffsbemühungen zustande brachte. Dennoch wurde es noch einmal spannend. Und den Schuh dafür musste sich auch die Rhenania anziehen. Schiedsrichter Schoofs wertete den Zweikampf zwischen Robin Müller und Kudret Kanoglu in der 85. Minute als Foulspiel und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eine strittige und harte Entscheidung, wie die Videoaufzeichnungen des Spiels belegten. Rhenanias Torhüter Danny Große-Beck parierte zwar den Strafstoß, blockte den Ball aber unglücklich vor die Füße von Okan Solak, der seinen Fehlschuss damit korrigieren konnte.
Aus Sicht der Rhenanen kam es noch dicker. Denn eigentlich waren die vier Minuten Nachspielzeit bereits abgelaufen. In der Spielfeldmitte krümmte sich Emre Kilic vor Schmerzen auf dem Boden. Der VfB widerstand den lautstarken Aufforderungen, den Ball ins Aus zu spielen und zog seinen letzten Angriff auf, an dessen Ende Devin Müller und der 3:3-Ausgleichstreffer stand.
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