Bottrop. Die Frauenfußballabteilung von Rhenania Bottrop erhält einen großen Schub. Marcel Dietzek und Co. haben sich im Blankenfeld viel vorgenommen.
Am Tag nach seinem Geburtstag ist Marcel Dietzek erreichbar. Gesprächsstoff gibt es genug, denn der nun 37-jährige Fußballtrainer hat nach seinem Aus bei Frauen-Landesligist SSV Buer einen neuen Verein gefunden: den Bezirksligisten Rhenania Bottrop. Zusammen mit Dietzek wechselt praktisch die halbe Frauenabteilung des Gelsenkirchener Klubs nach Bottrop: Abteilungsleiter Martin Möllenbeck, Dietzeks Trainerteam um Assistent André Emmerich, Torwarttrainerin Nadine Sievers und Athletiktrainer Manfred Gallwitz sowie der Großteil des Landesliga-Kaders. Im WAZ-Interview verrät er, warum ihn sein neuer Klub fasziniert, was er im Vergleich zu Buer verändern will und wann er den Aufstieg in die Landesliga anpeilt.
Herr Dietzek, zunächst mal alles Gute nachträglich zum Geburtstag. An welcher Stelle stand Rhenania Bottrop auf Ihrer Geschenke-Wunschliste?
Marcel Dietzek: Vielen Dank. Ehrlich gesagt gab es gar keine Wunschliste, im Gegenteil. Ich habe sogar überlegt, ob ich überhaupt eine neue Aufgabe annehme oder liebe pausiere. Mein Trainerteam und die Mannschaft haben mir dann aber Mut zugesprochen und gesagt, dass sie mitkommen, egal wohin ich gehe.
Wie kam dann der Kontakt zu Rhenania zustande?
Rhenania ist auf uns zugekommen. Am Anfang dachte ich ‚Okay, ich bin Bueraner, was habe ich mit Bottrop am Hut?‘ Aber im ersten Gespräch mit dem Vorstand habe ich direkt gemerkt, dass wir uns hier heimisch fühlen und etwas Großes aufbauen können. Danach haben wir uns im Team direkt für Rhenania entschieden.
Was fasziniert Sie an dieser Aufgabe?
Beim SV Rhenania Bottrop sind die Grundvoraussetzungen super. Der Verein hat eine hervorragende Sportanlage mit zwei Kunstrasenplätzen. Außerdem sind alle U-Mannschaften besetzt und beide Damen-Teams spielen in der Bezirksliga. Mit unserer Verstärkung aus Buer können wir hier etwas Großes aufbauen. Ich freue mich riesig auf diese neue Aufgabe und bin froh, wenn wir bald wieder auf dem Platz stehen dürfen.
Was meinen Sie mit Verstärkung aus Buer? Wie viele Spielerinnen werden den Weg nach Bottrop mitgehen?
Der Großteil der Spielerinnen wird wohl mitkommen, aber einige werden auch zu anderen Klubs gehen. Zum Beispiel wird Torhüterin Myrthe Roest zurück nach Holland wechseln, weil sie dort einen Erstligavertrag erhalten hat. Zwei Spielerinnen wollen sich Schalke anschließen, eine andere will nach Wattenscheid. Der Rest hat signalisiert, unserem Weg folgen zu wollen, weil sie auch wegen uns nach Buer gekommen sind. Das ist aber erst fix, wenn die Tinte trocken ist.
Wie reagieren die aktuellen Rhenania-Spielerinnen auf die vielen Neuzugänge?
Jede Spielerin stellt sich natürlich erstmal die Frage, was mit ihr passiert, wenn wir fast ein ganzes Team mitbringen. Ich tausche mich deshalb intensiv mit Malin Cziuraj aus, da sie als Kapitänin das Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer ist. Das Vertrauen der Spielerinnen ist da, auch wenn es natürlich ein Umbruch ist. Wir haben momentan 60 Spielerinnen, die wir in zwei Teams aufteilen werden. Eines davon wird ein leistungsstarkes sein. Wir haben ein großes Feld, aus dem wir auswählen können. Das ist gut, denn zuletzt waren die Rhenania-Teams ziemlich klein aufgestellt.
Sie haben praktisch die halbe Frauenabteilung nach Bottrop mitgenommen. In Buer kam nach Ihrem Aus der Vorwurf auf, dass es sich bei der Abteilung um einen „Verein im Verein“ gehandelt habe. Wie soll die Verbindung mit dem Gesamtverein bei Rhenania aussehen?
Die wird deutlich enger sein. Der Vorstand hat schon im ersten Gespräch betont, dass die Zusammenarbeit gemeinschaftlicher laufen soll. In Buer war ich am Anfang der alleinige Macher. Es gab Zeiten, da habe ich vor einem wichtigen Spiel in der Kabine eine Ansprache gehalten und wurde zwischendurch angesprochen, was denn gerade in der Cafeteria los sei. Ich musste mich um fast alles kümmern. Jetzt ist das anders, ich habe jetzt ein großes Team. Wir werden intensiv mit dem Vorstand zusammenarbeiten.
Und was steht auf Ihrer Ziele-Wunschliste mit Rhenania? Gibt es wie zuletzt in Buer eine „Vision Bundesliga“?
Nein, die Bundesliga ist nicht das Ziel. Wir fangen jetzt ja erstmal an und wollen mit dem leistungsstarken Team um den Aufstieg in die Landesliga spielen. Das ist aber nicht einfach, das habe ich in Buer gemerkt. Rhenanias Erste war zuletzt immer unter den Top-Drei, mit den Verstärkungen sind wir nun gut gerüstet, um in der Bezirksliga oben anzugreifen und selbst in der Landesliga eine gute Rolle zu spielen. Wir haben aber keinen Druck, unbedingt aufsteigen zu müssen.
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