Wer nun allerdings erwartete, dass dieser Treffer Gift für die Bottroper Kämpferseele sein würde, musste die Annahme von Minute zu Minute mehr ad acta legen. Klar, die Essener bestimmten die Partie, versuchten den VfB laufen zu lassen. Doch beim Fußball geht es ums Tore schießen und Chancen dafür waren Mangelware. Die Bottroper arbeiteten sich gegen den drei Klassen höher spielenden Gegner in die Partie und ließen wenig zu – nur wenn Essen Druck auf die einzelnen Abwehrspieler ausübte, wurde es brenzlig.

Der VfB hingegen konzentrierte sich zunächst komplett auf die Defensive. Die langen Pässe nach Ballgewinn fanden selten den Mitspieler. So musste ein Distanzschuss von Kapitän Kudret Kanoglu herhalten, um RWE-Keeper Jakob-Karl Golz zum ersten Mal zum Eingreifen zu zwingen. Ein Versuch, der Mut einimpfte. Der VfB legte die Ehrfurcht, die am Anfang doch zu spüren war, ein wenig ab und konnte zufrieden sein mit der ersten halben Stunde.

Rechte Offensivseite von Rot Weiss Essen überzeugt

In den zweiten 30 Minuten brachte der Regionalligist jedoch seine Qualitäten aufs Feld. Immer wieder sprinteten vor allem Adetula und Daniel Heber auf der rechten Seite ihren Gegenspieler davon. Einmal nutzte das Neuzugang Simon Engelmann und schob im Strafraum völlig freistehend zum 2:0 ein. Danach zuckte der VfB noch einmal auf und fand den Weg in die Offensive.

Nach einem Zweikampf, bei dem sich Essens David Sauerland so am Knie verletzte, dass er ausgewechselt werden musste, streifte eine Flanke von David Fojcik die Latte, kurz danach verpasste der Stürmer einen starken Schnittstellenpass von Gino Pöschl, der wiederum bei einem Schuss an Golz scheiterte.

Es sollten die letzten Möglichkeiten in den ersten 60 Minuten für Bottrop bleiben, nicht jedoch für RWE, dass nun immer mehr Überhand gewann und die auch in Treffer ummünzte. Nach einem Eckball flipperte die Kugel zu Maximilian Pronichev, der auf 3:0 stellte. Kurz danach war Engelmann nach einem langen flachen Ball auf und davon, umkurvte Bottrops Keeper Joel-Andre Frenzel und stellte auf 4:0. Die Gegenwehr war gebrochen.

„Wir haben uns 50 Minuten lang gut verkauft“

Dennoch war Wojwod mit dem Auftritt seiner Mannschaft in den ersten 60 Minuten - zurecht - sehr zufrieden: „Man darf nicht vergessen, dass wir zuletzt drei Laufeinheiten hatten. Da merkte man schon, dass wir Kräfte gelassen haben. Aber wir haben uns Torchancen herausgespielt und uns 50 Minuten lang gut verkauft. Am Ende war der Akku leer. Dafür, dass wir ein Bezirksligist sind, nehme ziehe ich ein positives Fazit für die ersten 60 Minuten“, so Wojwod.

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Und auch sein Gegenüber Christian Neidhardt erkannte an: „Sie haben uns die erste Stunde das Leben sehr schwer gemacht. Das war eine gute Mannschaft.“

In den zweiten 60 Minuten sieht der VfB Bottrop kein Land mehr

Zu Beginn der zweiten 60 Minuten brachten beide Trainer fast komplett frisches Personal – nicht zum Vorteil der Bottroper, die nun auseinander brachen, auch weil RWE viele Fehler eiskalt ausnutzten. Bottrops Keeper Felix Schürmann flog am Ball vorbei, sodass Essens Noel Futkeu leichtes Spiel hatte auf 5:0 zu stellen. Und plötzlich ging es im Minuten-Takt weiter. Der VfB kam überhaupt nicht mehr aus der eigenen Hälfte und zeigte ein Abwehrverhalten, bei dem es wohl auch gegen einen Bezirksligisten geklingelt hätte.

Essen erhöhte nach Futkeu-Pass durch Jan-Lucas Dorow auf 6:0, kurz danach spritzte Marcel Platzeck zwei Mal erfolgreich in Hereingaben rein und erneut Futkeu sorgte für das 9:0. Die Bottroper waren überfordert.

Der VfB Bottrop wehrt sich gegen RWE mit allen Kräften

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Das einzige Ziel für die letzten 30 Minuten konnte nun nur noch sein, nicht wie im Vorjahr 13 Gegentore zu kassieren – trotz der 30 Minuten längeren Spielzeit. Dies gelang, auch weil die Regionalliga-Spieler gleich vier Mal das Aluminium trafen. So fielen nur noch ein Eigentor von Sercan Istek und ein Strafstoßtreffer von Dorow - zuvor hatte sich Istek einfach von Amare Condé ausspielen und das Bein stehen lassen.

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„In den zweiten 60 Minuten war eine Art Vorführung zu sehen, wie weit der Weg noch ist, um auch eine gewisse Qualität zu haben, das muss man ehrlich sagen“, gestand Wojwod, der nach dieser Partie aber vor allem wegen der ersten 60 Minuten „gut schlafen“ kann - und mit neuen Erkenntnissen die weitere Vorbereitung angehen wird.

Das erneute Aufeinandertreffen von RW Essen und dem VfB Bottrop ist fürs nächste Jahr bereits ausgemacht. Wenn es nach Bottrops Vorsitzendem Jupp Tubay geht, spielen dann ein Landes- und ein Drittligist nebeneinander. Diese Hoffnung hat er zumindest beim Zusammensitzen nach der Partie geäußert.

Die Aufstellungen

So spielte RWE:
1. Halbzeit: Golz - Sauerland (43. Schlüsselburg), Heber, Hahn, Grund, Kehl-Gomez, Grote, Adetula, Pronichev, Kefkir, Engelmann.
2. Halbzeit: Davari - Plechaty, Rankic, Hildebrandt, Herzenbruch, Conde, Schlüsselburg (75. Neuwirt), Dahmani, Dorow, Futkeu, Platzek.

So spielte der VfB Bottrop:
1. Halbzeit: Frenzel - Steinmetz, Pieritz, Solh, Senyüz - Harm, Nawzad - S. Kanoglu, Pöschl, K. Kanoglu - Fojcik
2. Halbzeit: Schürmann - Wunder, Pieritz, Kukuczka, Figielek - K. Kanoglu, Harm - Stanczyk, Dyballa - Istek

Tore: 0:1 Adetula (2.), 0:2 Engelmann (48.), 0:3 Pronichev (55.), 0:4 Engelmann (58.), 0:5 Futkeu (64.), 0:6 Dorow (74.), 0:7 Platzek (78.), 0:8 Platzek (81.), 0:9 Futkeu (82.), 0:10 Eigentor Istek (108.), 0:11 Dorow (120.)