Die Fußballer erzielen Tore, gewinnen Punkte und Meisterschaften. Die wesentliche Arbeit in des Fußballvereins findet aber im Verborgenen statt.

Dass der SV Rhenania Bottrop in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern konnte, hat der Verein Menschen zu verdanken, die über die Jahrzehnte hinweg mit großem Einsatz die Zukunft gestaltet, mutige Entscheidungen getroffen und kräftig angepackt haben. Dank Menschen wie Natascha und Jörg Koßek zählt der SV Rhenania trotz seiner 100 Jahre zu den quirligsten und modernsten Klubs der Bottroper Sportlandschaft.

An diesem Dienstagabend standen für die Koßeks eigentlich nur die üblichen Dienstagabend-Angelegenheiten auf dem Programm: Papierkram, Mitgliederverwaltung, Gespräche mit Vorstandskollegen, Trainern und Fußballern. „In einem Verein mit 780 aktiven Mitgliedern gibt es immer was zu tun“, sagt Jörg Koßek. Doch dann öffnete Sandra Urban die Tür zum Vereinsheim. Die Frau von der Ehrenamt-Agentur hatte sich den Abend reserviert, um den beiden Koßeks die Ehrenamt-Karte zu überreichen.

Der Verein steckte in einer Sackgasse

Die beiden Koßeks sind seit sechs Jahren beim SV Rhenania. „Wir wollten eigentlich nur, dass unsere Tochter irgendwo Fußball spielen kann“, erinnert sich Jörg Koßek. Im Blankenfeld fand das Ehepaar aber nicht nur den passenden Verein, sondern auch einen neuen Lebensmittelpunkt. Beide erlebten in der Anfangszeit einen Verein im Umbruch. Weil Struktur in den Entscheider-Ebenen fehlte, kehrten viele Mitglieder dem Klub den Rücken. Der SV Rhenania kämpfte mit den Problemen, die viele kleinere Vereine plagen, Es fehlte an Esprit, Ideen und Identifikation. Kurz: Der Verein steckte in einer Sackgasse.

Vergünstigungen in ganz Deutschland

Das Profil der Karteninhaber ist klar umrissen. „Wir überreichen diese Auszeichnung an Menschen, die sich mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr für die Allgemeinheit einsetzen“, erklärt Urban. 114 Karten hat die Ehrenamt-Agentur in den vergangenen zwei Jahren an Menschen in Bottrop ausgegeben.

Mit der Ehrenamts-Karte erhalten die Inhaber eine ganze Reihe an Vergünstigungen. So erhalten sie unter anderem Vergünstigungen bei teilnehmenden Einzelhändlern. Nicht nur in Bottrop, denn die Ehrenamts-Karte wird bundesweit ausgegeben und erhält auch bundesweit Unterstützung durch Förderer.

Eine praktische Übersicht über alle Vergünstigungen liefert eine eigene Smartphone-App. Weitere Informationen finden Sie unter: ehrenamt-bottrop.de

„Das war keine leichte Zeit“, erinnert sich Jörg Koßek, der zusammen mit seiner Frau schnell die Ehrenamts-Karriereleiter bestieg. Erst Betreuer, dann Trainer, dann die ersten Vorstandsposten. Nebenbei erwarb Jörg Koßek die Trainer-C-Lizenz. Heute ist er Jugendleiter und Geschäftsführer des Hauptvorstandes, seine Ehefrau Natascha ist 2. Geschäftsführerin der Jugendabteilung und Schriftführerin im Hauptverein. Sie widmet sich vor allem der Mitgliederverwaltung.

Das Arbeitspensum ist enorm. „Ein zweiter Fulltime-Job“, beschreibt Natascha Koßek ohne zu klagen. Denn beide empfinden die vielen Stunden Arbeit nicht nur als Belastung. „Der große Zusammenhalt im Verein, das Miteinander gibt uns viel Kraft und Bestätigung“, sagt Jörg Koßek und ergänzt: „In den letzten sechs Jahren ist hier ganz viel passiert. Wir haben überall im Verein engagierte Mitglieder, die ihre Ideen einbringen und anpacken. Diese Arbeit ist anstrengend, macht aber auch großen Spaß.“

Kunstrasenbau in Rekordzeit

Die offensichtlichsten Veränderungen beim SV Rhenania erkennen Besucher gleich auf den ersten Blick. Der neue Kunstrasenplatz wurde in Rekordzeit fertiggestellt. Die Idee dazu und das Konzept zur Verwirklichung stammen aus der Jugendabteilung. „Ohne Jörg und Patrick Gödecke gäbe es diesen Platz nicht. Die beiden haben sofort Fakten geschaffen, sie haben Sponsoren gewonnen, mit den Behörden gesprochen und aus dem Traum Wirklichkeit werden lassen“, sagt Sascha Carl.

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Der Vorsitzende des Vereins ist glücklich darüber, dass sich um ihn herum viele engagierte Mitglieder versammelt haben: „Ohne Ehrenamtliche könnte ein Verein nicht überleben, er wäre regelrecht aufgeschmissen. Jörg und Natascha sind für uns enorm wichtig.“ An Visionen für die Zukunft mangelt es dem SV Rhenania Bottrop nicht. Großes Potenzial birgt die bis auf 20 Mannschaften angewachsene Jugendabteilung, in der 17 Jungen- und drei Mädchenteams am Spielbetrieb teilnehmen.

„Wir sind erstmals in der Vereinsgeschichte mit Mannschaften von der D- bis zur A-Jugend in der Kreisliga A vertreten“, sagt Jörg Koßek nicht ohne Stolz. Die Idee, auf qualifizierte Trainer zu setzen und den eigenen Übungsleitern den Abschluss einer Trainerlizenz zu ermöglichen zahlt sich aus. Der SV Rhenania setzt sogar noch einen obendrauf: Denn mittlerweile haben dort selbst die Trainer einen Trainer.