Bottrop. Trainer Markus Wallerich zieht im WAZ-Interview ein positives Saisonfazit. Die Mischung aus Youngstern und Talenten machte Platz vier möglich.

Seit einigen Tagen ist die Bundesligasaison der Judo-Herren beendet. Dabei hielt die nun zurückliegende Kampfzeit für den JC 66 Bottrop eine gravierende Neuerung parat: Mit Trainer Markus Wallerich und Teammanager Jan Tefett hatten die „Piraten“ eine neue sportliche Spitze im Bundesligateam installiert und Mut bewiesen. Dieser machte sich bezahlt, denn die 66er schlossen die Saison als Viertplatzierter in der Nordstaffel ab und schafften so den Sprung in die obere Tabellenhälfte. Im Interview mit der WAZ zieht Markus Wallerich Bilanz und gibt auch Einblicke in die Zukunftsplanungen der Bottroper.


Herr Wallerich, darf man Sie für eine gelungene erste Saison als Trainer des JC 66 beglückwünschen?
Wallerich (lacht): Ich denke schon, dass dass die Saison erfolgreich war. Das Feedback aus dem Vorstand fiel positiv aus, dazu haben wir unsere eigene Zielsetzung mehr als erfüllt. Wir haben einen mutigen Weg eingeschlagen, auch immer wieder auf junge und talentierte Kämpfer vertraut. Und trotzdem haben wir nicht nur den Klassenerhalt als Minimalziel umgesetzt, sondern uns mit Platz vier sogar in der oberen Tabellenhälfte positioniert.

Wie haben Sie persönlich den Start als Coach des Bundesligisten erlebt?
Ich muss zugeben, dass es am Anfang schon etwas komisch für mich war. Ich kannte das Ganze ja vorher nur aus der Perspektive des Kämpfers - als Trainer hat man einen anderen Blick auf die Dinge und ist in allen 14 Kämpfen voll da. Deshalb war ich nach den Bundesligakämpfen auch immer völlig erschöpft, obwohl ich gar nicht selbst auf den Matten stand.

Eine Trainerkarriere haben Sie vorher noch nicht durchlebt, auch Teammanager Jan Tefett hat seine Rolle im Team neu übernommen. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?
Sowohl Jan als auch ich haben selbst lange Jahre für Bottrop in der Bundesliga gekämpft. Ich war zudem Teamkapitän und kann daher durchaus einschätzen, worauf es den Jungs ankommt. Klar war für uns beide erstmal einiges neu, da wir plötzlich in der Verantwortung standen. Aber wir sind enger zusammengerückt, ich denke dass Jan und ich ein gutes Team abgeben und uns unterstützen.


Markus Wallerich ist von der Talentförderung beim JC 66 Bottrop überzeugt.
Markus Wallerich ist von der Talentförderung beim JC 66 Bottrop überzeugt. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Wer hat denn mehr Stimmrechte?
(grinst) Das dürfte bei fünfzig zu fünfzig liegen. Jan und ich entscheiden stets gemeinsam - und sollte es mal besonders knifflig werden, etwa wie wir personell am besten aufstellen, beziehen wir auch unsere jeweiligen Kämpfer mit ein.

Sven Helbing hat das Bundesligateam viele Jahre mit all seiner Erfahrung betreut. Nun haben Sie als Trainer-Neuling am Mattenrand die Entscheidungen getroffen - wie war die Reaktion der Kämpfer?
Mit unseren routinierten Jungs wie Kalala Ngoy habe ich ja sogar noch gemeinsam gekämpft, diese kennen mich also gut. Mit den anderen habe ich einige Gespräche geführt und ihnen auch von meiner Vita als Kämpfer sowie meinen Ideen als Trainer erzählt. Da bin ich stets auf offene Ohren gestoßen und die Jungs haben mir von Beginn an vertraut. Außerdem war ich schon als Kapitän im Taktieren ganz gut.

Nun haben Sie und der JC mit dem vierten Platz ein gutes Ergebnis erzielt. Wie sehen angesichts des Erfolgs die Pläne für die Zukunft aus?
Natürlich werden wir auf dem Boden bleiben und den eingeschlagenen Weg weitergehen. Insbesondere die eigenen Talente, die teils gar von der Sportförderung der Stadt profitieren, sollen weiterentwickelt und aufgebaut werden, eine Söldnermentalität wird es bei uns nicht geben. Wir haben ein stabiles Fundament geschaffen. Klar ist aber auch, dass wir gerne diese Platzierung wiederholen würden und unsere Gegner ärgern wollen. Die Planungen laufen bereits, einige Kämpfer haben schon ihre Zusage für 2020 gegeben. Dazu verfolgen wir als Verein noch weitere interessante Ideen.