Gelsenkirchen. Eintracht Gelsenkirchen führte nach 90 Minuten mit 3:1 und feierte schon den Aufstieg in die Bezirksliga. Doch dann nahm das Drama seinen Lauf.

Der VfB Kirchhellen ist Bezirksligist. Das ist die kürzeste Version einer Geschichte, die im üblichen Format kaum nachzuerzählen ist. Annähernd 2000 Zuschauer im Gelsenkirchener Stadion Lüttinghof waren Augenzeuge eines Spiel, das alles hatte, was den Amateurfußball auszeichnet. Am Ende jubelte der VfB Kirchhellen, der sich nach einem 3:3 in regulärer Spielzeit und einer torlosen Verlängerung im Elfmeterschießen durchsetzte.

"Ich muss mich schämen", erklärte ein völlig aufgelöster Bartosz Maslon nachdem Marc Bühler den entscheidenden Elfmeter verwandelt und sich das Spielfeld in eine wilde Traube jubelnder VfB-Fans und Spieler verwandelt hatte. Kirchhellens Trainer gab zu: "Ich habe nicht mehr an meine Mannschaft geglaubt. In der Schlussminute war ich schon auf dem Weg zu meinem Gelsenkirchener Trainerkollegen, legte mir die Worte zurecht und wollte ihm zum Aufstieg gratulieren." Doch Maslon hatte die Rechnung ohne sein Team gemacht. Das schaffte das Kunststück, einen 1:3-Rückstand in der Nachspielzeit auszugleichen und damit eine Verlängerung zu erzwingen.

Schwaches Spiel der Kirchhellener

Zur Ehrenrettung des Kirchhellener Trainers muss erwähnt werden, dass der VfB tatsächlich das vielleicht schwächste Spiel der kompletten Saison abgeliefert hatte. Über weite Strecken war das schlicht enttäuschend, was die Blau-Weißen auf dem gut gepflegten Rasen ablieferten.

Dabei hatten die Kirchhellener in der Anfangsphase noch alles richtig gemacht. Schon nach sechs Minuten hatte Julian Thimm die Führung auf dem Fuß. Der A-Jugendliche hatte Gelsenkirchens Innenverteidigung gesprengt, lief allein auf Torhüter Kristopher Schanze zu und musste sich eigentlich nur noch eine Ecke aussuchen. Doch dem Youngster schlotterten die Knie.

In der 13. Minute segelte eine Flanke von Sascha Markmann in den Gelsenkirchener Strafraum. Julian Thimm brachte den Ball am langen Pfosten aufs Tor, doch die Eintracht konnte zur Ecke klären. Die brachte dann die Kirchhellener Führung. Fabian Mohs entwischt seinem Bewacher und köpfte aus kurzer Distanz ein. Nur eine Minute später hatte Marc Kohlhaw das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte mit seinem Schuss aber an den Reflexen von Kristopher Schanze. Der VfB hatte das Spiel im Griff.

Kirchhellen kommt nach dem Ausgleich aus dem Tritt

Doch Unaufmerksamkeiten in der Defensive brachten die Blau-Weißen aus dem Tritt. Beim Ausgleichstreffer nach 17 Minuten durch Erdem Polat mischte sich Unvermögen mit einer Überdosis Pech. Andre Wiwerink hatte den Ball an der Strafraumgrenze an Polat verloren, VfB-Keeper Alexander Groß parierte den ersten Schuss prächtig, bekam auch noch die Hände an den Ball, als Polak den Nachschuss als Heber ansetzte. Der Ball trudelte Richtung Torlinie. Beim Klärungsversuch rutschte Daniel Schlak aus, der Ball zappelte im Netz. Ein Schlüsselmoment des Spiels, von dem sich der VfB erst in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit erholen sollte.

Denn nun machen die Gelsenkirchener das Spiel. Engin Polat traf nach 65 Minuten zur Führung und spätestens nach dem 3:1 durch Sahin Dogan (73.) schien das Spiel entschieden. Kaum einer unter den 2000 Zuschauern setzte jetzt noch auf Kirchhellen, auch Bartosz Maslon nicht. Doch dann lief die Schlussminute und Dominik Selm erzielte mit einem Schuss aus dem Gewühl den Anschlusstreffer. Als dann Schiedsrichterin Kathrin Heimann fünf Minuten Nachspielzeit anzeigte, mobilisierte der VfB die letzten Kräfte. Angriff auf Angriff rollte auf das Gelsenkirchener Tor. Die SG Eintracht verteidigte lange mit mehr Glück als Verstand, fing sich in der 96. Spielminute dann aber doch noch den Ausgleich durch Daniel Schlak.

Gelsenkirchen rettet sich in die Verlängerung

In der Verlängerung spielte nur noch der VfB Kirchhellen. Die Spieler der SG Eintracht Gelsenkirchen sanken im Minutentakt in den Rasen, mussten Blessuren und Krämpfe behandeln lassen. Selbst Torhüter Kristopher Schanze musste minutenlang behandelt werden. Kirchhellen drängte auf die Führung, schaffte es aber trotz guter Möglichkeiten nicht, den Ball über die Linie zu drücken.

Das Elfmeterschießen formte dann die Helden des Tages. VfB-Keeper Alexander Groß, der schon in den vorangegangenen 120 Minuten ein unfassbar gutes Spiel abgeliefert hatte, parierte die Elfmeter von Tuncay Günaydin und Abdullah Akca. Marc Bühler schritt zum entscheidenden Schuss. "Links, ich schieße immer links", erklärte der junge Mann später, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Kirchhellen ist Bezirksligist.