Bottrop. . Marvin Höner ist in der Rückrunde zum Dreh- und Angelpunkt des Aufstiegsaspiranten aufgestiegen und könnte am Sonntag sein Werk vollenden.
Barisspor Bottrop hat am Sonntag den ersten Matchball für die Bezirksliga auf dem Fuß. Dass es nach der durchwachsenen Hinrunde überhaupt dazu kommt, hängt viel mit dem Namen Marvin Höner zusammen. Der Spielmacher nimmt schon nach kurzer Zeit einen großen Einfluss auf sein Team – auch wenn er sich dafür Woche für Woche quält.
Marvin Höner reißt ein Fußballspiel an sich. Wer dem 27-Jährigen dabei zusieht, wie er bei Barisspor Bottrop durchs Mittelfeld wandert, dem fällt auf: Höner positioniert sich ständig neu zu Mit- und Gegenspielern, versucht anspielbereit zu sein und fordert den Ball. Wenn er die Kugel dann technisch sicher am Fuß hat – was ziemlich häufig der Fall ist –, lässt sich Höner von nichts aus der Ruhe bringen und leitet Bottroper Angriffe ein – oder bricht ab und baut neu auf. Mehr noch: Auch ohne Ball dirigiert die Nummer sechs seine Teamkollegen, gibt Anweisungen und Orientierung. Dass Marvin Höner erst seit März für Barisspor Bottrop aufläuft, fällt nicht auf.
Höner plagen dauerhafte Kniebeschwerden
Dabei dürfte Höner eigentlich gar nicht mehr auf dem Fußballplatz stehen. In der Saison 2017/18, als er als Stammspieler mit dem VfB Hüls in die Landesliga aufstieg, setzten Kniebeschwerden ein, die sich als dauerhafte Reizung der Patellasehne herausstellten. Es folgten acht Monate Pause, doch die Schmerzen blieben. „Der letzte Schritt wäre eine OP, aber das will ich aus beruflicher Sicht nicht. Solange Ibuprofen und der Physiotherapeut helfen, spiele ich weiter“, sagt Höner und fügt mit einem Lachen hinzu: „Für die Kreisliga A reicht es noch.“
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Dort landete der in Ebel aufgewachsene Bottroper nach Stationen unter anderem in der Junioren-Bundesliga (RW Essen), Oberliga (SV Zweckel) und Landesliga (VfB Bottrop, Hüls). Bezugspunkt bei Barisspor war schließlich Tacettin Senyüz, der schon zusammen mit Höners Vater kickte und den Sohnemann von klein auf kennt. „Marvin ist ein sehr guter Fußballer, aber noch wichtiger: ein sehr guter Mensch“, weiß der rot-weiße Teammanager.
Höner bringt Gelassenheit und Ruhe ein
Die Akklimatisation fiel dem 27-Jährigen deshalb nicht schwer, zumal er den einen oder anderen Kicker schon persönlich kannte. Auch der türkisch geprägte Hintergrund der Mannschaft ist für Marvin Höner kein Hindernis. „Hey, wir sind hier im Ruhrgebiet. Da verbindet Fußball, egal welche Sprache, Kultur oder Religion es gibt.“ Vielmehr ergänzt er die zuweilen feurigen Rot-Weißen. „Im Team steckt viel Temperament – manchmal zu viel. Ich versuche Gelassenheit und Ruhe einzubringen, was ganz gut funktioniert.“
Trainerlaufbahn beginnt mit Rhenanias Frauen
Da Marvin Höners Körper nicht für eine lange Fußballkarriere gemacht ist, schaut sich der 27-Jährige schon nach Alternativen um – und ist bei den Bezirksliga-Frauen von Rhenania Bottrop fündig geworden. Dort ist er seit der Rückrunde Co-Trainer von Marc Wittstamm und ist begeistert.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht. Die Frauen haben richtig Ehrgeiz und lernen viel schneller – ein krasser Unterschied zu den Männern“, berichtet Höner. Die Verlängerung des Vertrages war die logische Konsequenz, seine Trainerkarriere fängt damit aber erst an.
Das Engagement des Bottropers beschränkt sich derweil nicht nur auf den Aufstiegskampf in der Kreisliga A, im Hintergrund bringt sich Marvin Höner auch für die Zukunft des Vereins ein. Das neue Logo des FC Bottrop 2019 stammt aus der Feder seiner Freundin, während Höner Expertise aus dem höherklassigen Fußball beisteuert. „Nur, weil du zwei Mal aufsteigst, hast du nicht zwangsläufig eine gute Bezirksliga-Mannschaft. Ich versuche die Jungs aufs nächste Jahr vorzubereiten.“
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Dass Barisspor aufsteigt, daran lässt der Mittelfeldspieler keine Zweifel. Mit einem 3:2 mache seine Mannschaft schon am Sonntag im Derby bei Dostlukspor den ersten Matchball perfekt, sagt Marvin Höner und schiebt nach: „Und dann feiern wir gemeinsam in Bottrop.“ Ob Höner dann auch ab Sommer auf neuem Platz unter neuem Namen mitmischt, ist noch nicht sicher.
„Das Gesamtpaket muss stimmen. Noch steht nichts fest, aber ich bin da ganz zuversichtlich“, erklärt der 27-Jährige – und erhält gleich die Replik von seinem Teamchef. Tacettin Senyüz: „Wir würden es begrüßen. Und wenn es nicht klappt, dann steht Marvin auch in Zukunft Tür und Tor bei uns offen.“