Kirchhellen. . Stefan Schlenski steht als 51-Jähriger noch seinen Mann auf dem Parkett und kämpft mit der TSG Kirchhellen am Sonntag um den Klassenerhalt.
Wenn die TSG Kirchhellen am Sonntag ausgerechnet im Derby beim SC Bottrop II um den Bezirksliga-Klassenerhalt kämpft, dann taucht Stefan Schlenski wieder in der Defensive auf. Keine große Sache für den 51-Jährigen, dafür aber für seine Gegenspieler – denn die könnten nicht nur glatt als seine Söhne durchgehen, sondern bekommen auch die harten Seiten des Oldies zu spüren.
Erfahrung aus drei Jahrzehnten Handball
Der sechste Saisonsieg der TSG Kirchhellen führte am vergangenen Wochenende nicht nur zum Sturz des Spitzenreiters aus Alstaden, sondern verschaffte den Orange-Schwarzen nach Wochen und Monaten der Hoffnungslosigkeit eine realistische Chance auf den Klassenerhalt – quasi mit dem vorletzten Atemzug. Seinen Teil dazu bei steuerte auch Stefan Schlenski. Nicht mit den meisten Einsätzen in der Saison. Nicht mit übermäßiger Spielzeit. Nicht mit derer zwei Toren, die in acht Partien notiert sind. Dafür aber mit der Erfahrung aus 33 Jahren Handball, die der Routinier für seine Mannschaft einsetzt.
Ausgangslage bietet Stoff für einen Krimi
Die Ausgangslage am letzten Spieltag der Bezirksliga liefert Stoff für einen Krimi. Die TSG Kirchhellen steht mit einem Punkt Vorsprung aktuell über dem Strich, doch abhängig von den Ergebnissen der höheren Ligen könnte auch Tabellenplatz zwölf den Abstieg bedeuteten.
Einen Rang wollen die Kirchhellener also noch klettern, jeweils einen Zähler voraus sind Osterfeld und Dümpten II. Die treten im direkten Duell gegeneinander an – und dürfen nicht Remis spielen. Dann bliebe die TSG wegen den verlorenen direkten Vergleichen Zwölfter und müsste zittern.
Michael Zawadzki spricht in höchsten Tönen über Stefan Schlenski. Der Trainer der TSG stand dem gebürtigen Oberhausener früher meist als Gegner gegenüber, lediglich in Biefang kämpften die beiden mal gemeinsam auf dem Parkett um Punkte und Siege. „Stefan ist einer vom alten Schlach“, sagt Zawadzki im typischen Ruhrgebiet-Slang und fährt lachend fort: „Er geht dahin, wo es weh tut. Er lebt Handball vor und macht das auch mal mit gebrochenen Rippen.“ Ein Typ Malocher, der die Ärmel hochkrempelt. Und der auch seine lethargischen Kirchhellener gerne mal umkrempelt.
Zweite Leidenschaft Triathlon
Das erledigt Stefan Schlenski aber erst seit 2019 wieder, denn in der Hinrunde widmete sich der Beschäftigte der Oberhausener Agentur für Arbeit seinem zweiten Hobby, dem Triathlon. Sowieso hatte Schlenski nach dem Jubiläumsspiel gegen Tusem Essen vor zwei Jahren eigentlich seine Schuhe an den Nagel gehängt, doch als „Standby-Spieler“ lässt sich der Routinier immer wieder verpflichten, wenn Not am Mann ist. So wie in der Rückrunde eben.
Dann steht Stefan Schlenski in der Abwehr wie ein Fels in der Brandung. „Für die Gegner ist das ungewohnt – nicht nur wegen meinem Alter. Ich komme aus einer anderen Epoche und spiele deutlich härter, das überrascht“, spricht der 51-Jährige über seine Erlebnisse gegen Alstaden oder Hamborn, die zu Siegen beitrugen.
Der Horror kommt am nächsten Morgen
Die Quittung folgt dann am nächsten Tag – Thema Verschleißerscheinungen. „Ein bis zwei Stunden nach dem Spiel ist noch alles in Ordnung. Der Horror kommt am nächsten Morgen“, sagt Stefan Schlenski und muss lachen. Warum tut er sich das Ganze dann überhaupt noch an?
„Erstmal ist Handball meine Sportart Nummer eins“, setzt Kirchhellens Nummer 16 an. „Und dann will ich auch was weitergeben. Beim Triathlon bin ich selbst Schuld, wenn es nicht läuft. Aber beim Handball steht ein Team auf dem Feld und gibt alles füreinander, das versuche ich vorzuleben.“ Und für den einen oder anderen Kniff, den Gegner mit allen legalen (und illegalen) Mitteln vom Siebenmeter-Raum fernzuhalten, ist Schlenski auch immer zu haben.
Oppa geht – solange es noch geht
Dass sich Schlenski trotzdem nicht mehr ewig für die TSG in die Bresche werfen wird, ist dem 51-Jährigen auch klar. „Ich sage immer: Guckt mal auf meinen Tacho, ich bin 51. Aber wenn die Jungs dann kommen mit ‘Oppa, es geht noch’, dann mach ich das – solange es eben geht.“
Gehen wird es am Sonntag auf jeden Fall. Im Abstiegsendspiel reiben sich dann die Nachwuchs-Talente des SC Bottrop II die Augen über den Oldie, bevor sie seine beinharte Seite zu spüren bekommen. Denn Stefan Schlenski mag ergraut sein, zum alten Eisen gehört er aber noch lange nicht.