Düsseldorf. . Kämpfer des JC 66 Bottrop überrascht beim Grand Slam in Düsseldorf die Konkurrenz. Der Bottroper zieht in die Runde der letzten 16 ein.

Hamsat Isaev ist auf der internationalen Judo-Bühne angekommen. Beim Grand Slam in Düsseldorf, einem von vier Turnieren mit der Weltklasse des Sports, kämpfte sich der Judoka des JC 66 Bottrop am Samstag bis ins Achtelfinale seiner Gewichtsklasse. Zwei Siege und eine Niederlage deuteten an, wie viel Potenzial noch in dem 23-Jährigen steckt.

ISS-Dome in Düsseldorf am vergangenen Samstag, 9.46 Uhr morgens. Hamsat Isaev tänzelt auf der mittleren von drei Matten vor und zurück, bläst die Backen auf – und wartet. Sein litauischer Konkurrent Kestutis Vitkauskas fehlt in dieser ersten Runde des Judo Grand Slams seit geraumer Zeit und lässt seine blutende Nase behandeln.

Bringt Isaev die Zwangspause aus dem Konzept? Flattern plötzlich die Nerven? Elf Sekunden, nachdem der Richter den Kampf wieder frei gegeben hat, hebelt der Bottroper Judoka seinen Gegner aus. Waza-ari, eine einfache Wertung. Vitkauskas, durch zwei Verwarnungen schon vorher unter Druck, kann nicht mehr antworten – und Hamsat Isaev gewinnt sein Debüt.

Hamsat Isaev ist gut vorbereitet

Dass der 23-Jährige auf die Welt-Bühne seines Sports gehört und dort bestehen kann, wird am Samstag überdeutlich. Mit dem Deutschen Meistertitel aus dem Januar im Rücken und einer guten Vorbereitung stellt er seine in der Weltrangliste (Klasse bis 73 Kilogramm) allesamt besser platzierten Kontrahenten vor teils unüberwindbare Hürden.

„Ich wusste, wie die Gegner kämpfen und habe mich darauf eingestellt“, erklärt Isaev mit einem Tag Abstand. So schlug der Kämpfer des JC 66 Bottrop nicht nur Vitkauskas, sondern in Runde zwei auch den US-Amerikaner Nicholas Delpopolo.

Hamsat Isaev besiegt den 37. der Welt

10.54 Uhr. Isaev, erneut im blauen Judo-Gi auf der Matte, hat einen Plan für Durchgang zwei. Sein Gegenüber Delpopolo kämpfte zum Auftakt nach regulären vier Minuten ganze fünf Minuten in der Verlängerung, ehe er das Duell für sich entschied. Die Nummer 37 der Welt, sowieso über die Physis kommend, hat also Kraft gelassen.

Hamsat Isaev setzt sich nach reifer Leistung gegen den US-Amerikaner Nicholas Delpopolo durch.
Hamsat Isaev setzt sich nach reifer Leistung gegen den US-Amerikaner Nicholas Delpopolo durch. © Falk Scherf

„Niemand hat unendlich Luft“, kommentiert Isaev mit einem Lachen. Der gebürtige Tschetschene beginnt überraschend offensiv und wirft den Amerikaner schon nach 20 Sekunden. Waza-ari oder doch Ippon, sprich eine Wertung, die das vorzeitige Ende nach sich zieht? Bundestrainer Daniel Gürschner tobt, als sich der Richter für eine einfache Wertung entscheidet. Doch Hamsat Isaev führt, lässt Delpopolo von nun an kommen und schafft es, ohne Verwarnung oder Punktverlust zu gewinnen. Eine reife Leistung.

Ich Achtelfinale stößt der Bottroper an Grenzen

Reife und Erfahrung stoßen beim 23-Jährigen aber noch an Grenzen, wie das Achtelfinale zeigt. 12.47 Uhr. Musa Mogushkov steht auf Weltranglistenplatz zwölf, nur sieben Kämpfer an diesem Wochenende haben eine bessere Platzierung.

Der dreimalige Grand Slam-Gewinner und Olympiateilnehmer ist ein anderes Kaliber, auch wenn Hamsat Isaev bemerkt: „Ich habe vom Griff gespürt, dass da was drin war. Aber der Kampf ging schneller um, als ich gedacht habe.“ Isaev lacht. Am Samstag gibt es dagegen nichts zu lachen, nach 122 Sekunden verliert der Bottroper Kämpfer Bodenkontakt. Ippon, das vorzeitige Turnierende.

Erfolge bringen eine Menge Punkte ein

Mit seinen 24 Weltranglistenpunkten ging Hamsat Isaev als 327. in den Düsseldorfer Grand Slam – nur drei der insgesamt 58 Teilnehmer in der Klasse bis 73 Kilogramm waren schwächer platziert.

Der Athlet des JC 66 Bottrop kämpfte sich in überzeugender Manier unter die besten 16 des Wettbewerbs und wurde dafür belohnt: Satte 160 Punkte wanderten auf sein Konto, in der Liste machte Isaev einen Sprung auf Rang 151.

Im Anschluss stürmt Hamsat Isaev in Richtung Kabine. Coach Gürschner, der lautstarke Anhang vom JC 66 und viele kleine Autogrammjäger bleiben zurück. „Die Enttäuschung über mich selbst war riesengroß. Nach einem Tag Schlaf fühlt sich das schon wieder anders an. Das sind Fehler, die mich weiterbringen“, erklärt Isaev reflektiert.

Für den Einstand sei das Ergebnis klasse gewesen, ebenso wie für Deutschland auf diesem Niveau vor der Kulisse von 4000 Menschen zu kämpfen, zieht der junge Mann Bilanz. Autogramme für den Nachwuchs gibt es in Düsseldorf natürlich trotzdem noch. Wenn Hamsat Isaev so weiter macht, wird es nicht die letzte Signierstunde gewesen sein.