Kirchhellen. . Der TSV wandelt seit Jahren am Abgrund, der kleine Verein bekommt nun unerwartet Verstärkung. Das erste Testspiel war schon vielversprechend.

Die Vereinsanlage war schon vor 20 Jahren nicht sonderlich modern und einladend. Der Hartplatz und die schwer in die Jahre gekommenen Vereinsgebäude stehen auch heute noch im krassen Kontrast zum familiären und herzlichen Vereinsleben beim TSV Feldhausen. Die Mitglieder identifizieren sich mit ihrem Verein. Aber: es sind halt nicht besonders viele.

Während Pessimisten schon seit Jahren das Aus für den Klub an der Marienstraße prognostizieren, schon heute Häuser an Stellen sehen, wo Fußballer noch auf roter Asche dem Ball nachjagen, lassen sich die Verantwortlichen immer wieder etwas einfallen. Für neuen Schwung beim TSV sorgt nun eine Frauenmannschaft. Das Team hat das erste Testspiel bereits absolviert und soll in der kommenden Saison in der Kreisliga um Punkte spielen.

Im Oktober klopfen Fußballerinnen an die Vereinstür

Chris Klingel ist Herr über 181 Vereinsmitglieder. Der Vorsitzende ist seit einem Jahr am Ruder und hat viel zu tun, um seinen Verein über Wasser zu halten. Noch immer gilt es, das riesige Loch zu füllen, das sich nach dem plötzlichen Tod von Heiner Dieckmann im März 2017 auftat. „Ich habe Heiner persönlich nicht kennen gelernt. Aber ich weiß aus vielen Erzählungen, wie wichtig er für den Klub war“, sagt Klingel über den Mann, der nicht nur viel Vorstandsarbeit leistete, sondern über lange Zeit einen Großteil aller Mannschaften an der Marienstraße trainierte.

Jetzt lenkt Klingel die Geschicke des Vereins. Er ließ sich nicht lange bitten, als im Oktober des letzten Jahres Fußballerinnen an seine Tür klopften. „Der SC Blau-Weiß Wulfen meldete seine Mannschaft ab, die Spielerinnen haben uns gefragt, ob sie nicht für den TSV spielen könnten“, erzählt Klingel. Seit dem wächst in Feldhausen eine Gruppe zusammen, die schon im Sommer in der Kreisliga auf Punktejagd gehen soll.

„Aktuell haben vier schon 15 Spielerinnen angemeldet, bei vier weiteren müssen wir nur noch die Formulare ausfüllen. Erst gestern hat sich noch eine Torhüterin bei uns gemeldet, die bei uns spielen will“, berichtet Klingel.

Der Trainer ist schon begeistert

Auch ein Trainer wurde bereits verpflichtet. Matthias Tomisch trainierte in Buer-Bülse zuletzt eine Jugendmannschaft, wollte eigentlich die A-Junioren des TSV übernehmen. Doch die löste sich mangels Spielern auf. „Bei der Gelegenheit hat mich Chris Klingel gefragt, ob ich die Frauen trainieren würde“, sagt Tomisch.

Seine spontane Zusage bereut der Gelsenkirchener bislang nicht. Im Gegenteil: „Wir haben zwar erst dreimal zusammen trainiert, aber die Spielerinnen sind hoch motiviert, sie sind zielstrebig und haben unheimlich Bock auf Fußball. So eine Mannschaft habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Das macht richtig Freude.“

Feldhausens Traum von einem eigenen Kunstrasen

Chris Klingel hat beim TSV Feldhausen noch viel vor. Der Gladbecker hat die Unterstützung der neu gegründeten Frauenmannschaft zu seinem Projekt erklärt: „Wir möchten, dass sich alle Spielerinnen bei uns heimisch und wichtig fühlen.“

An Ideen für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins mangelt es Chris Klingel nicht. Der Vorsitzende sagt: „Wenn wir hier in Feldhausen ein Kunstrasenspielfeld auf die Beine stellen könnten, wäre das eine große Sache.“ Aktuell lotet der Vorsitzende Möglichkeiten zur Umsetzung aus: „Sicher ist, dass wir dazu Unterstützung brauchen. Alle, die uns dabei helfen wollen, sind herzlich willkommen.“

Die Beobachtung des Trainers spiegelte sich auch im ersten Testspiel wider, das die Feldhausenerinnen am Sonntag gegen den FC Erkenschwick absolvierten. Durchaus vielversprechend, auch wenn die Partie unglücklich mit 2:3 verloren ging. Jennifer Burzik brachte Feldhausen in der 25. Minute in Führung. Erkenschwick konterte zwar schon zehn Minuten später und erzielte nach einer Stunde sogar den Führungstreffer, doch davon ließ sich die neue Mannschaft nicht verunsichern.

Katharina Grobosch traf zwei Minuten vor dem Schlusspfiff zum Ausgleich. Das wäre ein leistungsgerechtes Ergebnis gewesen, doch Erkenschwick traf in der Schlussminute glücklich zum Sieg.

Tomisch sieht in der Mannschaft großes Potenzial

„Wir waren eigentlich die bessere Mannschaft“, kommentierte Chris Klingel das Ergebnis. Matthias Tomisch sah das ganz ähnlich: „Meine Spielerinnen haben 100 Prozent gegen und schon 99 Prozent von dem umgesetzt, was wir in den wenigen Trainingseinheiten abgesprochen hatten. Das Team wird sich finden und wir werden dann sicher eine gute Rolle spielen, wenn die Saison im Sommer beginnt.“