Bottrop. . Der Bottroper Schiedsrichter zieht Bilanz seiner ersten Saison in der Regionalliga West. Der 26-Jährige träumt jetzt vom Pfeifen im Profibereich.

Robin Delfs leitet seit der Saison 2017/18 Spiele in der Regionalliga und absolvierte sieben Partien. Der 26-jährige Bottroper ist seit 2009 Schiedsrichter und pfeift für die Sportfreunde 08/21. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen in der neuen Liga, über seine Ziele und darüber, welche Eigenschaften ein guter Unparteiischer haben sollte.

Robin Delfs, Sie sind seit letztem Sommer in der Regionalliga im Einsatz. Wie ist es Ihnen dort ergangen?

Delfs: Meine bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv, eine neue sportliche Herausforderung ist immer reizvoll. Nach einem Aufstieg geht man natürlich auch immer mit einer gewissen Aufbruchsstimmung in die neue Saison. Das hat sich zum Glück auch so bestätigt, dass es keinen Dämpfer gab. Ich habe mich recht gut in der neuen Liga zurechtgefunden und konnte Erfahrungen auf einem höheren Level sammeln.

Sind Unterschiede zur Oberliga zu erkennen?

Jede neue Liga hat so ihre eigenen kleinen Herausforderungen. Einer der größten Unterschiede ist mit Sicherheit, dass wir uns mittlerweile in einem Bereich bewegen, in dem es Berufsfußballer gibt. Das spiegelt sich stark in taktischen Ausprägungen und in der körperlichen Fitness wider. Das wiederum führt dazu, dass das Spiel an sich schneller ist.

Schnelle Akklimatisierung in der Liga

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren eigenen Leistungen und wie ist das Echo von den Schiedsrichter-Beobachtern?

Für meinen Teil bin ich sehr zufrieden mit dem Saisonverlauf. Bereits nach einigen Spielen konnte ich sagen, dass ich in der Liga angekommen bin. Es gab kein Spiel, bei dem ich mich fehl auf dem Platz gefühlt habe. Diese Einschätzung wurde zum Glück auch von den Beobachtern geteilt, so dass ich am Ende im oberen Tabellendrittel gelandet bin und damit sehr zufrieden sein kann.

Wie sehen Ihre Ziele für die nächsten Jahre aus? Kann man überhaupt Ziele formulieren?

Wenn ein Schiedsrichter in der Regionalliga ist und vom Alter noch alles passt, wäre der nächste große Schritt, in der dritten Liga zu pfeifen. Das würde dann zeitgleich bedeuten, dass man als Assistent in der 2. Bundesliga eingesetzt wird. Jeder Unparteiische in meiner Altersklasse hat sicherlich dieses Ziel. Realistisch ist es allemal, aber die Konkurrenz ist entsprechend groß. Letztlich denke ich, dass man sich auf seine eigenen Spielleitungen konzentrieren und das Beste aus sich herausholen muss. In der kommenden Saison werde ich weiterhin in der Regionalliga Spiele leiten. Mal sehen, was dann im nächsten Jahr drin ist.

Weshalb sind Sie Schiedsrichter geworden? Viele interessiert die Frage: Warum tut man sich das an?

Warum man sich das antut, ist eine sehr gute Frage, die ich auch oft höre. Bei mir war es zum Beispiel so, dass ich irgendwann grundlegendes Interesse daran hatte, das Spiel einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Meinen ersten Kontakt hatte ich auf einem Schulturnier, als ich mich gemeldet habe, als Schiedsrichter gesucht wurden. Um das Ganze dann auch bei richtigen Spielen machen zu können, habe ich mich mit ein paar Freunden beim Schiedsrichterneulingslehrgang angemeldet, weiter aber auch noch selbst Fußball gespielt. Wenn ich Glück gehabt hätte, hätte es vielleicht für die Bezirksliga gereicht. Als Schiedsrichter dagegen hat man die Möglichkeit, in höhere Ligen reinzukommen. Das hat sich zum Glück dann auch so bewahrheitet.

Warum sollte man Schiedsrichter werden?

Da gibt es jede Menge verschiedene Ansätze. Um Spaß am Fußball zu haben und um dem Sport verbunden zu bleiben. Das finde ich sehr wichtig. Jeder soll für sich seinen Platz finden. Der eine schafft den Sprung nach oben, der andere kickt lieber mit seinem gesamten Freundeskreis zusammen und die Liga spielt eine untergeordnete Rolle. Ohne Schiedsrichter kann keiner von beiden seinem Hobby nachgehen. Und so leistet man in allen drei Rollen seinen Beitrag zum Fußball, den wir alle lieben.

Spiel mit 25 Mann

Was zeichnet einen guten Schiedsrichter aus?

Für mich ist jemand ein guter Schiedsrichter, der Teil des Spiels ist. Nicht nur 22 Mann formen und bilden das Spiel, sondern 25. Diese 25 sollen dafür sorgen, dass am Ende ein schönes Fußballspiel steht. Die Spieler sollen mit dem Ball umgehen, die Trainer die Taktik besorgen und wir Schiedsrichter sorgen dafür, dass alles in geordneten Bahnen abläuft. Wenn das am Ende alles so gewesen ist, vor allem auch für die Zuschauer, dann haben alle einen guten Job gemacht. Unverzichtbar dafür sind aus meiner Sicht Regelkenntnis, Persönlichkeit, Authentizität und körperliche Fitness, die immer wichtiger wird.

Gibt es für einen Schiedsrichter Vorbilder, ähnlich wie bei den Fußballern?

Jeder Schiedsrichter, der es bis ganz oben geschafft hat, ist in gewisser Weise ein Vorbild, da er irgendwas hat, was ihn dafür qualifiziert, in der Bundesliga zu pfeifen. Deshalb schaut man vor allem auf die positiven Dinge, die bei allen unterschiedlich sind. Jeder Unparteiische hat seinen eigenen Charakter und Stil, wie er seine Spiele leitet.

Klare Kante beim Thema Gewalt

Seit Jahren sorgen Berichte über Angriffe auf Schiedsrichter im Amateurfußball für Ratlosigkeit und Kopfschütteln – mit zum Teil kontroversen Diskussionen über die Folgen und das richtige Strafmaß. Robin Delfs verurteilt die Gewalt und findet klare Worte für Täter.

Es gibt immer mehr Gewalt, Vorfälle und Anfeindungen gegen Schiedsrichter. Wie stehen Sie dazu und wie gehen Sie damit um?

Delfs: Ich bin bislang von Gewalt verschont geblieben und hoffe das auch für jeden, aber man kriegt das natürlich mit. Ich für meinen Teil kann in keiner Weise nachvollziehen, wenn sich in den unteren Ligen jemand hinstellt und sein Wochenende opfert für knapp 20 Euro, sein Bestes tut, damit die Jungs spielen können und sich dann noch körperlichen oder verbalen Anfeindungen ausgesetzt sehen muss, nur weil es einfach ist, sich jemanden auszusuchen, der auf sich gestellt ist. Für mich ist das ein Zeichen von menschlicher Schwäche. Stärke ist es, so was zu überstehen und sein Ehrenamt trotzdem fortzuführen.

Werden Schiedsrichter Ihrer Meinung nach genug geschützt?

Zuletzt habe ich in unserem Kreis zum Glück nichts von Vorfällen mitbekommen. Es ist eine schwierige Sache, auf die ich jetzt auch kein Patentrezept habe, da viele verschiedene Komponenten mit rein spielen.