Kirchhellen. Sven Helbing und der JC 66 Bottrop begeistern an der Grundschule Grafenwald für den Kampfsport und vermitteln Verhaltensregeln und Werte.

Judo, aus dem Japanischen übersetzt „der sanfte Weg“, ist im Moment Gesprächsthema Nummer eins in der Grundschule Grafenwald. Sven Helbing, Trainer beim JC 66 Bottrop, leitet derzeit das von der ELE finanzierte Projekt der Stadt Bottrop, das den Grundschülern neben dem Sport wichtige Judo-Werte vermittelt und damit zum sozialen Miteinander anleitet.

Die ersten Schritte auf der Judo-Matte sind noch nicht getan, da wartet auf den Nachwuchs schon die erste Lektion. Bevor es nämlich in der Halle um Judo-Techniken geht, helfen sich die Kinder gegenseitig beim Anziehen der Trainingsanzüge. Besser gesagt: Sie sollen lernen, sich gegenseitig dabei zu helfen. Denn „bei den Mädchen funktioniert es bereits wunderbar, die Jungs haben noch ihre kleinen Schwierigkeiten damit“, beschreibt Sven Helbing die Problemchen, die während der ersten Lektion im Rahmen des Projekts noch auftreten.

„Manche Jungs lassen sich nicht so gern helfen und sind lieber mit anderen Dingen beschäftigt, als damit, sich umzuziehen“, gibt der neunjährige Len offen zu. Und während die Mädchen der ersten und vierten Klasse bereits geschlossen auf den Judo-Matten sitzen und geduldig auf erste Anweisungen von Sven Helbing warten, finden die Jungs erst nach und nach den Weg in die Halle.

„Mate“ in der Halle und zuhause

Nach ein paar mahnenden Worten des Coaches kann das Training aber beginnen. Immer wieder schallt es dann „Hajime!“ oder „Mate!“ durch die Turnhalle. Die beiden japanischen Begriffe sind zentral beim Training mit den Kindern. Während das erste Wort, das im Japanischen für „Anfang“ steht und somit zu Beginn jeder Interaktion zwischen den Trainingspartnern von Sven Helbing ausgerufen wird, bedeutet Mate „Stop!“. „Manche Eltern berichten davon, dass ihre Kinder auch zu Hause in manchen Situationen nur noch durch ein lautes „Mate“ zu beruhigen sind“, berichtet der Trainer schmunzelnd über die Auswirkungen des Judo-Trainings auf das Alltagsgeschehen der Kinder.

Neben den speziellen Judo-Ausdrücken und Kampftechniken stehen wichtige Regeln des Zusammenlebens von Menschen im Mittelpunkt des Projekts. „Respekt, Hilfsbereitschaft und Höflichkeit“, antwortet die neunjährige Lara auf die Frage, was sie neben den Judo-Techniken bereits während des Schulprojekts gelernt hat. Begleitend zum Training in der Turnhalle werden den Kindern im Rahmen des Schulunterrichts die zehn Judo-Werte vermittelt – mithilfe eines Löwen.

Leo, der Hauptcharakter des Buches, lernt sich wie die Schüler richtig zu verhalten – und löst Begeisterung aus. Der siebenjährigen Liyan aus der ersten Klasse gefallen die Geschichten aus dem Buch sogar noch besser als das Judo-Training: „Die Geschichten sind sehr schön und wir lernen viel dabei. Als Sport gefällt mir Leichtathletik besser“, berichtet das Mädchen begeistert über Leo. Mitschüler Benjamin hingegen gefällt das Hinwerfen seiner Trainingspartner auf die Matten viel mehr. „Das macht richtig viel Spaß. Besser als selbst hinzufallen“, berichtet der Sechsjährige - über das gesamte Gesicht strahlend - von seiner Lieblingsbeschäftigung während des Judo-Trainings.

Einige der Kinder machten bereits vor Beginn des Schulprojekts erste Erfahrungen mit Kampfsportarten oder überlegten sich während des laufenden Projekts, Judo im Verein auszuprobieren. „Karate, WingTsun und Krav Maga“, sagt die Viertklässlerin Lara „habe ich bereits ausprobiert.“ So bleibt es zu wünschen übrig, dass sich noch viele andere Kinder vom Judo-Fieber anstecken lassen und damit neben der Freude an der Bewegung noch viele weitere wichtige Lektionen fürs Leben lernen.