Am Freitagabend beginnen die Hallenstadtmeisterschaften. Der SV Vonderort tritt in den Gruppenspielen mit ehemaligen Bundesligaspielern an.
Welchen Stellenwert haben die Hallenstadtmeisterschaften für die Klubs? Während der eine oder andere Verein kurz vor Anpfiff seinen Hut nimmt und den Organisatoren damit einen Bärendienst erweist, hat der SV Vonderort Bock auf Budenzauber. So sehr, dass der C-Ligist 324 Minuten Europapokal-Erfahrung beim Turnier in der Sporthalle an der Berufsschule aufbietet.
Die Wienberg-Löwen möchten raus aus dem Kreisliga-Keller. Trainer Peter Arndt firmiert deshalb mit seiner ersten Mannschaft unter dem Namen SV Vonderort II in der vermeintlich leichteren C-Liga-Staffel III, um den Aufstieg zu realisieren. Das Ziel ist noch in Reichweite, die Arndt-Elf spielte sich zuletzt mit neun Zählern aus vier Partien auf Rang drei. Im Spielberichtsbogen tauchen dabei zwei Namen auf, die früher auf isländischem Kunstrasen statt auf Bottroper Asche kickten: Dennis Brinkmann und Stefan Lorenz.
Bundesliga für den VfL Wolfsburg
Das Duo beendete seine Profikarriere gleichzeitig in der Saison 2011/12 bei Regionalligist Wuppertaler SV, spielte davor aber in ganz Deutschland – und Europa. Dennis Brinkmann wird den Fans von Alemannia Aachen und Eintracht Braunschweig ein Begriff sein, für die er in der zweiten Bundesliga (100 Partien) und in der sensationellen Aachener Europapokal-Saison 04/05 (Aus in der Zwischenrunde gegen AZ Alkmaar) die Schuhe schnürte.
Noch ein Stockwerk höher ging es für Stefan Lorenz, der im Dress des VfL Wolfsburg eine Minute Bundesligaluft schnupperte und damit 2003 Teil des 3:2-Erfolgs über Energie Cottbus wurde. Alle drei Bundes-, Regional- und Oberligen, DFB-Pokal: der defensive Mittelfeldspieler Brinkmann und sein Innenverteidiger-Kollege Lorenz sind herumgekommen. Und jetzt am Wienberg gelandet.
Routiniers sollen das Team tragen
Brinkmanns Nachwuchs lernt in der SVV-Jugend das Fußball-Einmaleins, die älteren Semester spielen seit knapp zwei Monaten in der Kreisliga C. „Die Jungs heben das Durchschnittsalter“, sagt Peter Arndt über seine 36- bzw. 39-jährigen Routiniers und muss lachen – so als könne er selbst kaum glauben, wer da am Samstag für Vonderort aufläuft. Zwar könne das Duo die Partien gegen Kirchhellen, Barisspor und die Welheimer Löwen nicht alleine entscheiden, doch der Coach weiß: „Ich habe hier zwei Granaten.“
Der Underdog der Gruppe schielt also mit anderthalb Augen auf die Zwischenrunde, dort wäre dann aber wohl endgültig Schluss. Denn: Brinkmann und Lorenz kicken am Sonntag beim NRW-Traditionsmasters für die grauen Wölfe von Rot-Weiss Essen.
Gruppe A: VfB Bottrop eröffnet das Turnier
Der Titelverteidiger ist gewarnt: Nach dem vorzeitigen Aus beim Jürgen-Weber-Turnier vor Wochenfrist möchte der VfB Bottrop bei den Stadtmeisterschaften in die Erfolgsspur zurückfinden und seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Schon heute Abend ist das Team von Mevlüt Ata in der Vorrunde im Einsatz. Los geht’s um 18 Uhr gegen den VfL Grafenwald.
Ebenfalls in der Gruppe: Weber-Pokal-Sieger SV Rhenania. Und der VfB, der jüngst gegen das Team von Dirk Rovers verlor, sinnt auf Revanche: „Gegen Rhenania will man immer gewinnen“, sagt VfB-Coach Mevlüt Ata, der mit seinem Team die Titelverteidigung anstrebt.
Dirk Rovers möchte mit den Rhenanen mindestens die Vorrunde überstehen. „Wir sind selbstbewusst, haben gesehen, dass in der Halle alles möglich ist“, sagt er. Neben dem VfB und seinem Team rechnet er vor allem mit Blau-Weiß Fuhlenbrock. BWF-Trainer Dennis Washofer stapelt aber tief: „Wir gehen ohne Ambitionen in das Turnier. Hauptsache es verletzt sich niemand. Danach können wir endlich Pause machen.“
Außenseiterchancen haben der VfL Grafenwald und die Reserve der Welheimer Löwen, die für den SSV Bottrop 51 einspringt. „Wenn wir gegen den VfB Remis spielen, wäre das ein Zeichen an die Konkurrenz“, hofft Grafenwalds-Trainer Bernd Kroker auf einen guten Start ins Turnier.
Gruppe B: Fortuna spielt gegen den Fluch
Am SV Fortuna Bottrop sollte in der Gruppe B normalerweise kein Weg vorbei führen. Der Bezirksligist ist der große Favorit – tut sich in der Halle aber traditionell schwer.
„Bei den Stadtmeisterschaften haben wir uns nie mit Ruhm bekleckert“, sagt Fortunen-Coach Marco Hoffmann. Immerhin hat sein Team beim Weber-Turnier aufhorchen lassen, dort den zweiten Platz belegt und möchte bei den Stadtmeisterschaften mindestens die Endrunde erreichen. „Der VfB Bottrop ist die Mannschaft mit dem größten Anspruch auf den Titel, aber auch mit unseren Neuzugängen wollen wir in die Endrunde und uns vernünftig präsentieren“, so Hoffmann.
In der Vorrunde treffen die Hoffmann-Schützlinge auf den SV 1911, die Sportfreunde 08/21, den VfR Ebel und die Fuhlenbrocker Haie, die in diesem Jahr die Hobbyliga vertreten. „Ohne große Ambitionen gehen wir an den Start“, sagt Evelyn Masuth, stellvertretende Geschäftsführerin der Hobbyliga. Für die Haie gelte das olympische Motto „Dabei sein ist alles“. Masuth stellt aber klar: „Natürlich wollen wir die Favoriten ärgern.“ Wer das hinter dem SV Fortuna ist, wird sich wohl erst im Turnierverlauf herauskristallisieren, denn hinter dem Bezirksligisten ist ein enges Rennen zwischen den B-Ligisten um Rang zwei zu erwarten.
Gruppe D: Außenseiter in Lauerstellung
An der Rollenverteilung vom David und Goliath rütteln in Gruppe D Polonia Bottrop und die Batenbrocker Ruhrpott-Kicker. Der TSV Feldhausen ist ein unbeschriebenes Blatt, Dostlukspor verpatzte den Stadtmeisterschafts-Testlauf: Besser standen die Chancen für eine Premiere der Underdogs noch nie.
Polonia und die Zwischenrunde – das war bislang keine Liebesbeziehung. „Ich glaube, wir haben noch nie den Sonntag erreicht“, sagt Trainer Matthias Pech und verweist auf die Horrorbilanz der Titelkämpfe. Im neuen Jahr könnte alles anders werden, erste Fingerzeige lieferte Polonia beim starken dritten Platz des Jürgen-Weber-Turniers. Zumal Pech betont: „Wir haben fast die identische Mannschaft am Start.“
Die Rotations-Maschine wirft dagegen Can Uçar an. Dostlukspors kickendem Coach gefiel der Auftritt seiner Rot-Schwarzen in der Vorwoche überhaupt nicht: „Wir hatten Schwierigkeiten. Ich brauche Jungs, die zu 100 Prozent Gas geben – das war beim Jürgen-Weber-Turnier nicht der Fall.“ Deshalb sitzen die vermeintlich besten Budenzauberer des A-Kreisligisten auf dem Sofa, was auch dem Dritten im Bunde neue Möglichkeiten bietet.
Die Ruhrpott-Kicker um Marko Schmidt hinterließen zum Jahresende über weite Strecken einen starken Eindruck und verpassten nur knapp den Sprung unter die besten Vier des Gedächtnisturniers. Als echte Wundertüte kommt dagegen Westfalens B-Kreisligist TSV Feldhausen in die Halle an der Berufsschule.