Bottrop. . Bottroper pfeift in der kommenden Saison Spiele in der Bundesliga der B-Junioren. Der Schiedsrichter will noch hoch hinaus.
Schiedsrichter Cedric Gottschalk ist gebürtiger Bottroper und pfeift für die Batenbrocker Ruhrpott-Kicker. Spielte er früher nur hobbymäßig mit Freunden Fußball, entschied er sich im Februar 2012 dazu, Unparteiischer zu werden. Zunächst, um ein wenig Taschengeld zu verdienen und um mit dem Schiedsrichterausweis kostenlos in deutsche Stadien zu kommen. Nun hat der erst 19-Jährige seine erste Saison in der Landesliga absolviert. Im Interview spricht er über seine ersten Erfahrungen, seinen Aufstieg in die B-Junioren Bundesliga und warum das Schiedsrichterwesen eine Charakterschule ist.
Herr Gottschalk, Sie sind nun seit dieser Saison in der Landesliga im Einsatz. Wie sind die Erfahrungen bislang für einen jungen Mann wie Sie?
Cedric Gottschalk: Ich würde sagen, dass ich zwei Spiele brauchte, um in die Liga hinein zu finden. Ich hatte dabei das Glück, dass ich in den ersten Spielen erfahrene Kollegen an der Linie hatte, die mir am Anfang eine große Unterstützung waren. Mittlerweile bin ich in der Liga angekommen. Natürlich treten immer Situationen auf, bei denen man Kleinigkeiten verbessern kann. Meiner Meinung nach ist die Saison aber gut verlaufen.
Sie haben gerade Kleinigkeiten angesprochen, was zum Beispiel?
Es ist nicht immer einfach, den richtigen Zeitpunkt der ersten persönlichen Strafe zu finden. Dazu kamen Aspekte wie das Lösen von Rudelsituationen und das Umgehen mit den unterschiedlichen Spielertypen. Durch viel Feedback wurde ich auf die verbesserungswürdigen Sachen aufmerksam gemacht und konnte sie gleich in den nächsten Partien umsetzen.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihren eigenen Leistungen und wie ist das Echo von Schiedsrichter-Beobachtern?
Vom aktuellen Standpunkt aus bin ich sehr zufrieden mit der Saison, da ich gemerkt habe, wie sehr ich mich weiterentwickelt habe. Ich habe auch sehr viel Feedback von Kollegen und Beobachtern bekommen, was mir persönlich sehr wichtig ist. Das Echo bei den unter Beobachtung stehenden Spielen in der Niederrheinliga der A-Junioren war sehr positiv, so dass ich die Chance erhielt, in der Rückrunde in einem Landesliga-Spiel unter Beobachtung meine Leistung zu bestätigen. Da mir dies gelungen ist, habe ich mein Ziel, in den Perspektivkader in der kommenden Saison zu kommen, erreicht.
Was ist der Perspektivkader genau?
Der Perspektivkader ist ein Stützpunkt für Schiedsrichter, in dem circa 20 talentierte Nachwuchsschiedsrichter aus dem Fußball-Verband Niederrhein sind und seit mindestens einem Jahr in der Landesliga tätig sind. Alle Schiedsrichter werden in der Saison in den ersten acht Spielen beobachtet. Der Kader trifft sich zudem mindestens viermal im Jahr an einem Wochenende, um Regelkunde zu schulen und auch, um die läuferischen Aspekte zu überprüfen. Außerdem werden relevante Themen aus den Spielleitungen analysiert und intensiv besprochen.
Sie pfeifen ab der kommenden Saison in der B-Junioren Bundesliga. Wie sehen Ihre sonstigen Ziele aus?
Zunächst möchte ich die mir genannten Verbesserungsvorschläge in der Landesliga umsetzen, da ich dort unter Beobachtung stehen werde. Die B-Jugend Bundesliga ist etwas Neues für mich, ich freu’ mich riesig über das Vertrauen, was mir zugesprochen wird. Ich möchte viele Erfahrungen sammeln und natürlich die bestmögliche Leistung zeigen. Wichtig ist, denke ich aber auch, erst einmal in der neuen Liga Fuß zu fassen.
Die Aufstiegsverfahren bei Schiedsrichtern sind etwas anders, wie funktionieren die genau?
Grundvoraussetzung sind natürlich körperliche und regelsichere Fitness. Dazu sind die Spielbeobachtungen mit der größte Faktor. Es sind meistens acht Spiele, bei denen man eine Note erhält. Dazu kommen verschiedene Fortbildungen wie der U21-Stützpunkt oder ein Lehrgang in Saarbrücken, die man durchläuft.
Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen guten Schiedsrichter aus?
Ich finde, ein guter Schiedsrichter sollte einen fairen Umgang mit den Spielern haben, er sollte freundlich aber bestimmt sein und sich durchsetzen können. Dazu sollte er kommunikativ sein und sich durch eine starke Persönlichkeit auszeichnen. Entscheidungen sollten, wenn möglich, im Team getroffen werden.
Seit einiger Zeit ist leider das aufkommende Thema, dass es vermehrt Gewalt, Vorfälle und Anfeindungen gegenüber Schiedsrichtern gibt. Wie stehen Sie dazu und wie gehen Sie damit um, wenn es Sie persönlich betrifft?
Das so etwas momentan in den Vordergrund kommt, finde ich schrecklich. Es ist schlimm für unser Hobby und wirft ein schlechtes Bild auf den Fußball. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es beeinflusst mich als Schiedsrichter überhaupt nicht. Vor und während der Spiele beschäftige ich mich mit dem Thema aber nicht, weil die Vorfreude überwiegt und ich fokussiert bin. Aber im Hinterkopf ist es sicher immer präsent und man sollte schon wissen, wie man plötzliche Situationen lösen könnte.
Werden Schiedsrichter Ihrer Meinung nach genug geschützt?
Teilweise finde ich schon, dass da mehr zu machen ist. Ich würde es nicht pauschalisieren, aber der Pflicht, Ordner zu stellen, kommen nicht alle Vereine nach. Dazu habe ich den Eindruck, dass manche Spieler es als normal empfinden, dem Schiedsrichter in Emotionslage gegenüber aggressiv oder bedrohlich zu agieren. Zum Glück sind es nur seltene Einzelfälle.
Gibt es für einen jungen Referee wie Sie Vorbilder, ähnlich wie bei Fußballern?
Was die Bundesliga betrifft, hätte ich kein großes Vorbild, bei dem ich sage, so möchte ich mal pfeifen. Da picke ich mir dann eher von jedem etwas heraus, was mir gut gefällt. Gerne schaue ich in die Ligen, in denen ich selbst pfeife oder es anpeile. Dort schaue ich, was die Kollegen gut machen und auch zu meinen Spielleitungen passen würde. Ich war nun drei Jahre an der Linie bei Robin Delfs (zur neuen Saison Regionalligaschiedsrichter, Anm. d. Red.). Dort habe ich sehr viel auch für meine Spielleitungen gelernt.
Warum sollte man Ihrer Meinung nach Schiedsrichter werden und welche Ratschläge können Sie jüngeren Kollegen geben?
Ich kann es nur jedem empfehlen, den Anwärterlehrgang zu machen. Ich habe an der Sache großen Spaß gefunden, weil es tolle Erfahrungen sind und die Schiedsrichter eine gute Gemeinschaft haben. Man hat verschiedene Treffen wie das Masters Turnier und unterschiedliche Fahrten, die man macht. Die Spiele selbst helfen einem auch persönlich, durch die Spiele habe ich mein Selbstbewusstsein deutlich verbessert. Dazu hält man sich fit und wird immer wieder gefordert. Mir macht es mehr Spaß, wenn ich Spiele in einem Team zusammen leite. Es ist aber schade, wenn jüngere Kollegen nach einem Jahr aufhören, weil sie keine Lust mehr haben. Es kommen immer wieder negative Erfahrungen dazu, aber ich finde die positiven überwiegen und daher sollte man sich davon nicht abbringen lassen.