Der Vorsitzende des Bottroper Sportbundes, Peter Scheidgen, will Entscheidungen um Sportplätze und Sporthallen mit Augenmaß treffen.
- Der Vorsitzende des Bottroper Sportbundes, Dr. Peter Scheidgen, möchte das Ehrenamt weiter stärken
- Vereine können beim Landes- und Stadtsportbund lukrative finanzielle Unterstützung erhalten
- Was den Neubau von Sporthallen angeht, bleibe abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt
Sportlich startet das Jahr am kommenden Wochenende mit den Hallenstadtmeisterschaften der Fußballer. Der erste von vielen Höhepunkten. Dr. Peter Scheidgen, Vorsitzender des Bottroper Sportbundes, sieht aber auch einige Herausforderungen abseits des sportlichen Geschehens auf die Vereine und die Verantwortlichen zukommen.
Herr Scheidgen, lassen Sie uns zunächst auf das vergangene Jahr zurückblicken. Wie fällt ihr Fazit für 2016 aus?
Unabhängig von der Situation in Bottrop war es kein gutes Jahr für den Sport. Es war von vielen Korruptionsfällen beeinflusst, die den Sport nachhaltig geschädigt haben.
Inwieweit hat sich das auch auf die Situation vor Ort ausgewirkt?
Unsere Aufgabe ist es vor allem, dass das Ehrenamt an der Basis nicht geschädigt wird. So etwas wie Politikverdrossenheit darf hier auf keine Fall entstehen. Wenn ich sehe, dass Uli Hoeneß beim FC Bayern München wiedergewählt wird, dann finde ich, hat das mit Fair Play nichts mehr zu tun. Wir müssen dafür sorgen, dass ethische Regeln aufrechterhalten werden.
Im Gespräch mit WAZ Redakteur Maximilian Lazar (r.) beleuchtete Scheidgen auch die Baustellen des Sportbundes.
Foto:
Heinrich Jung
Sie sprechen das Thema Ehrenamt an. Gerade im Breitensport ist das unabdingbar, oder?
Definitiv und deshalb unterstützen wir das auch, wo wir können. Allerdings stellen wir auch fest, dass nicht alle Vereine auch die Anträge stellen, um finanzielle Zuschüsse, zum Beispiel für Übungsleiter zu bekommen. Hier gibt es noch viel Potenzial. Wenn die Vereine beim Landessportbund die Zuschüsse beantragen und genehmigt bekommen, zahlen wir noch einmal 75 Prozent der Summe obendrauf – das sollten die Vereine nutzen.
Wo gibt es denn außerdem noch Handlungsbedarf?
Da fallen mir in erster Linie die Schulen ein. Dort haben wir meiner Meinung nach zu wenig Sporthelfer. Wenn wir dort wieder mehr gewinnen, ist das auch ein guter Einstieg für junge Menschen ins Ehrenamt.
Ein immer wieder aufkommendes Thema sind zudem die Sportplätze. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Der Sportplatz an der Neustraße ist geschlossen, die an der Paßstraße und in der Welheimer Mark stehen zur Diskussion. Gerade wegen des Behindertensports ist der Platz an der Paßstraße wichtig. Letztlich ist es aber eine Entscheidung der Politik. Da hat der Sportbund nur eine Stimme. Ich denke, man muss genau hinschauen, vielleicht kann auch an der einen oder andere Stelle eine Fusion von Vereinen helfen. Ich glaube, dass auch kleine Ortschaften ihre Sportplätze benötigen.
Bottrop hat aktuell sechs Kunstrasenplätze, drei renovierte Sporthallen. Sind Sie mit dem momentanen Stand zufrieden?
Insgesamt sind wir gut aufgestellt. Aber natürlich wünschen wir uns, dass alle die gleichen Voraussetzungen haben, auch was Kunstrasenplätze angeht. Es muss nicht jeder Verein zwingend eine eigene Anlage haben.
Gerade Eltern wollen häufig, dass ihre Kinder auf Kunstrasenplätzen trainieren. Entsteht so Wettbewerbsverzerrung unter den Vereinen?
Wie Sie schon sagen, die Eltern wollen das oft und entscheiden für die Kinder. Große Fußballer wie Pelé oder Eusebio sind in der Gosse groß geworden. Talent ist viel wichtiger als die Sportanlage. Darauf sollte viel mehr geachtet werden.
Gibt es denn Sportanlagen, die eine Renovierung besonders nötig hätten?
Zum Beispiel der Sportplatz des SV 1911 könnte eine Politur vertragen. Da hat der benachbarte Tennisverein TC Blau-Gelb Eigen eine deutlich bessere Position. Deren Anlage ist super in Schuss.
Dort, wo einst der Sportplatz an der Neustraße gelegen hat, entsteht eine neue Sporthalle. Es gibt Pläne für weitere Hallen. Wie sieht es da aus?
Auch hier gilt es ganz genau hinzuschauen. Ich kann der Politik nichts vorwegnehmen, aber wenn die Halle am Josef-Albers-Gymnasium fertig ist, entlastet das die Dieter-Renz-Halle. Dann muss man die Ströme für die Willy-Brandt-Gesamtschule und die Schulen in Kirchhellen analysieren, um eine Entscheidung zu treffen.
Welche Ziele haben Sie sich für 2017 gesteckt?
Ich denke, dass es an der Zeit wäre, den Pakt für den Sport zu erneuern. Den letzten hat noch Ex-Oberbürgermeister Peter Nötzel unterschrieben. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn sich der Bottroper Sportbund und der Sport- und Bäderbetrieb noch weiter annähern würden. Im besten Fall könnte zum Beispiel ein Mitarbeiter der Stadt für den Sportbund abbestellt werden. Im Gegenzug könnte der Sportbund dann auch Aufgaben vom Sport- und Bäderbetrieb übernehmen.
Das Sportjahr beginnt mit den Fußball-Hallenstadtmeisterschaften. In diesem Jahr in der Sporthalle an der Berufsschule. Haben Sie bedenken, dass es Probleme gibt?
Ich glaube nicht, dass es dort schlechter wird als in der Dieter-Renz-Halle in den vergangenen Jahren. Im unteren Bereich fehlt zwar ein wenig Raum, dafür ist es oben breiter. Am Ende gewinnt aber doch sowieso der VfB Bottrop (schmunzelt).
2017 wird auch das Förderprojekt in die nächste Runde gehen. Sind Sie mit dem bisherigen Stand zufrieden?
Meiner Meinung nach haben wir einen guten Weg eingeschlagen, der vor allem auch auf Kontinuität setzt. Wir verteilen die Gelder nicht mit der Gießkanne, sondern ganz bewusst und ausgewählt. Außerdem ist auch immer ein gewisses Eigeninteresse der Sportler Bedingung dafür, dass sie in den Genuss der Förderung kommen.
Wie sehen Sie den Sport in einigen Jahren?
Aktuell passiert viel. Zum Beispiel ist die Arena 79 mit den Klettermöglichkeiten ein voller Erfolg. Ich hoffe, das geht so weiter. Vereinssportarten haben es schwer, weil die Identifikation mit den Vereinen immer schwerer fällt. Dafür kommen Trendsportarten immer mehr auf, aber auch Radfahren ist zum Beispiel sehr beliebt. Es geht aber eindeutig dahin, dass kommerzielle Angebote immer mehr genutzt werden.
Ihre Amtszeit endet in diesem Jahr. Lassen Sie sich wiederwählen?
Ich stelle mich zur Verfügung und würde mich freuen, eine weitere Amtsperiode in Angriff nehmen zu können. Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass sich jüngere Kollegen finden, die den Vorstand bereichern. Das ist wichtig, damit auch für die kommenden Jahre gut und konstant aufgestellt sind.