Bottrop. Rund um das Bergwerk Prosper Haniel haben sich Läufer aus ganz Deutschland getroffen, um auf die mittlerweile traditionelle Strecke zu gehen.

  • 44. Herbstwaldlauf rund um das Geländer von Prosper Haniel ist einmal mehr ein voller Erfolg
  • Gert Mertens und Gabriele Kenkenberg gewinnen Ultra-Lauf über 50 Kilometer
  • Adler Langlauf stemmt die Veranstaltung mit einem großen Team an Ehrenamtlern

„High Noon“ war bei Bottrops größter Sportveranstaltung eine Stunde früher. Um 11 Uhr ging es im Lichthof des Bergwerks Prosper Haniel zu wie im Taubenschlag. Hunderte von Sportlern tummelten sich vor den Aushängen der Ergebnislisten, an der Rückgabestelle ihrer Startnummer bildeten sich Schlangen. Die Caféteria mit Kalt- und Heißgetränken sowie einer umfangreichen Auswahl leckerer Snacks für den kleinen und auch größeren Hunger brauchte sich über mangelnden Absatz nicht beklagen. Mitten im Trubel wartete das Treppchen, dass die Helfer von Adler Langlauf wegen des drohenden Regens kurzerhand von draußen nach drinnen befördert hatten; daneben prunkten die Trophäen für die Sieger der vier Läufe und der Bottroper Stadtmeisterschaften.

Um 11.20 Uhr war es soweit: Die erste Ehrung des 44. Bottroper RWW-Herbstwaldlaufs fand statt – mit den Schnellsten über die 6,8 Kilometer im Grubenwehr-Lauf. Die Mühlheimerin Rebbeka Rüttner holte sich Platz eins. Lotta Hemfort von der LC Adler nutzte den Heimvorteil und wurde Dritte. Die besten Bottroper „Herren“ waren der Nachwuchs: Simon Ehring und Jan Roskothen, Jahrgang 2003, von der LC Adler trennte im Ziel nur eine Sekunde. Die Zeitnehmer stoppten die Uhr bei Simon nach 28:07 Minuten. Lars Wenzel vom Triathlon Team der TG Witten wurde Sieger.

Internationale Starter über 50km

Die Top drei erhielten nicht nur wie alle Läufer Urkunden, Medaillen und T-Shirts mit dem Logo des Herbstwaldlaufes, sondern auch das beliebte Glas, das in diesem Jahr zusätzlich den Förderturm als Aufdruck trägt. Prosper-Haniel feierte als Start- und Zielpunkt der Wettbewerbe das zwanzigjährige Jubiläum, in dieser Zeit hat sich der Waldlauf zum überregionalen und internationalen Kultereignis entwickelt.

Dies zeigte sich einmal mehr beim 50 Kilometer-Lauf, dem Jürgen-Liebert-Ultra, den Oberbürgermeister Bernd Tischler startete. Der Sieg in der männlichen Konkurrenz ging nach Belgien – Gert Mertens hatte die beiden 25-Kilometer-Runden in 3:29:22 Stunden absolviert. Bei den Frauen war Gabriele Kenkenberg von der LC Olympia Wiesbaden die Schnellste. Über die 25 Kilometer im RWW-Heidhofsee-Lauf durfte der TuS Xanten feiern: Anna-Lina Dahlbeck, die einen neuen Streckenrekord aufstellte, und Christoph Verhalen sicherten ihrem Klub den Doppelsieg.

Annika Vössing gewinnt über 10 Kilometer

m 10-Kilometer-Lauf war Annika Vössing nicht zu stoppen. Sie siegte in 39:01 Minuten.
m 10-Kilometer-Lauf war Annika Vössing nicht zu stoppen. Sie siegte in 39:01 Minuten. © Olaf Fuhrmann

Besonderer Beliebtheit erfreute sich der RWW-Heidesee-Lauf. „Wir hatten sogar überlegt, die Meldeliste für diesen Wettbewerb vorzeitig zu schließen.“ Auch wenn dies letztlich nicht nötig wurde: Von den insgesamt 1767 Teilnehmern waren 665 Läufer allein auf der 10-Kilometer-Strecke unterwegs. Der erste Platz bei den Herren ging nach Essen; der für Tusem startende Matthias Büchel siegte in 34:40 Minuten.

Die schnellste Frau an diesem Morgen war Annika Vössing mit 39:01 Minuten. Die hatte den Lauf als „Trainingslauf“ im persönlichen Sportkalender eingetragen. „Für mich war die Saison nach einer Verletzung schon beendet, seit zwei Wochen bin ich wieder im Training.“ Das tat ihrer Freude keinen Abbruch. „Es ist eine profilierte und abwechslungsreiche Strecke. Und auch nicht gefährlich, die Wege waren gut von den Blättern gesäubert. Es hat Spaß gemacht.“

Ralf Knura und Nina Endt holen die Stadtmeistertitel 

- Über die 10 Kilometer ermittelten die Bottroper ihre Stadtmeister. „Torsten Graw ist eine andere Liga, wenn der fehlt, rechnet man sich schon was aus“, sagte Ralf Knura von Adler Langlauf, der 39:09 Minuten unterwegs war. LC Adlers Nina Endt war mit 42:29 Minuten sogar Dritte im Gesamtklassement und verwies Paulina und Gabriele Jansen von der TSG Kirchhellen auf die Plätze. „Durch den welligen Verlauf der Strecke war es ziemlich anstrengend. Aber ich war in guter Gesellschaft, ich bin mit meinen Trainern gelaufen“, freute sich die frischgebackene Stadtmeisterin.

Fleißige Helfer an der Strecke

- Über 120 Helfer waren für Adler Langlauf im Einsatz. Auf den Strecken kümmerten sich vier Versorgungsstationen um das Wohl der Sportler. Trotzdem lief es nicht für alle rund: Ein Teilnehmer hatte sich – in Gedanken versunken – verlaufen. „Man kann nicht überall jemanden hinstellen, der die Richtung weist“, stellte Pressesprecher Jörg Schlegel fest. Ultra-Läuferin Sigrid Eichner, eine feste Institution des Laufes, wurde vom Verband gestoppt. Die älteste Läuferin im Feld benötigte für die Hälfte der Strecke schon 3:53,30 Stunden und wurde überrundet.


- Unterstützung gab es erstmals durch die Malteser, die mit 20 Leuten im Einsatz waren und mit einem Quad auf der Strecke patrouillierten. Die Polizei sorgte mit Helfern aus dem Verein einmal mehr für eine sichere Querung des Alten Postweges. 2017 endet diese Unterstützung. Adler sucht Lösungen. „Eine Vollsperrung macht keinen Sinn, denn die Läufer kommen vereinzelt am Alten Postweg an“, so der erste Vorsitzende, Stephan Allermann.

Erster Ultra-Lauf mit 63 Jahren 

Die Nacht war kurz. Das Kribbeln aus den Beinen wollte einfach nicht verschwinden. Die Nachwehen der Premiere als Ultra-Läufer waren nicht zu verkennen, doch der Stolz ob des eigenen Durchhaltevermögens ließen die Strapazen schnell vergessen. Mit 63 Jahren bewältigte der Bottroper Waldemar Schmitke am Sonntag seinen ersten Ultra-Lauf über 50 Kilometer.

Waldemar Schmitke beendete seinen ersten Ultra-Lauf.
Waldemar Schmitke beendete seinen ersten Ultra-Lauf. © Lisa Schmitke

Als er gegen 15 Uhr das Ziel unter dem Förderturm erreichte, dürfte der Belgier Gert Mertens, diesjähriger Sieger beim Jürgen-Liebert-Ultra, bereits auf der Autobahn zurück in die Heimat gewesen sein. Auch die ersten Aufräumarbeiten waren bereits in Gange und doch zählte auch Waldemar Schmitke zu den strahlenden Gewinnern, als er von Ehefrau und Tochter mit Hund Oskar nach exakt 5:59,25 Stunden begeistert in Empfang genommen wurde.

Premiere im September auf Hawaii

Das große Ziel, einer Zeit von unter sechs Stunden und einer Marathon-Durchlaufzeit von unter fünf Stunden, war erreicht. Denn noch bei der Marathon-Premiere im September auf Hawaii hatte Schmitke eben jenes Ziel verpasst, als unter der Sonne von Maui nach 33 Kilometern die Kraftreserven verbraucht waren. Im Walking-Tempo stoppte die Uhr erst bei 5:14:02 Stunden.

Das wollte der ambitionierte Hobbyläufer nicht auf sich sitzen lassen und setzte die unermüdliche Trainingsarbeit bei Wind und Wetter fort, um vor der eigenen Haustür den Heimvorteil zu nutzen. Mit Erfolg! „Die erste Runde war ein Genuss und als dann die Durchgangszeit nach 42 Kilometern passte, wusste ich, dass ich auch die letzten acht Kilometer noch schaffe“, so der frischgebackene Ultra-Marathoni, der vorerst aber auf die Halbmarathon-Distanz zurückkehren wird. Ein Comeback über die legendären 42,195 Kilometer ist aber nicht ausgeschlossen. „Sich in New York noch einmal von den Zuschauern tragen zu lassen, wäre sicherlich ein Traum.“