Der Bottroper Journalist Tibor Meingast berichtet für das ZDF von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Als Monika Karsch die Silbermedaille gewann, saß er am Mikrofon.

Rio ist nicht Bottrop. Klar, es hat noch mehr Berge, durchaus auch höher als unsere Halden, bis zu 1022 Meter. Höher also sogar als der höchste Berg in Nordrhein-Westfalen. Es hat ein paar Einwohner mehr, ist über das Jahr heißer und ist optisch ein Genuss mit ganzjährigem Grün durch die subtropische Lage mit reichlich Regen. Nicht umsonst hat Rio mit dem Nationalpark Tijuca den größten Stadtwald der Welt, noch größer als der Bottroper Wald nördlich der Eichendorffstraße.

Kein Wunder: Schließlich ist Rio elfmal größer als Bottrop, 6,5 Millionen Menschen leben hier. Das Faszinierendste aber sind die Strände, gerade der des Stadtteils Barra, wo Olympia hauptsächlich stattfindet. 18 Kilometer lang und sogar noch schöner als die Strände am Heidesee westlich von Kirchhellen, auch ist der Sand heller als an den Bottroper Seen. Dafür ist aber das Bier in der Umgebung, an der Grafenmühle und am Heidhofsee, besser.

Die Leute sind wie in Bottrop. Viele freundlich, haben oft den Daumen hoch – ein beliebtes Zeichen in Brasilien, das Zustimmung signalisiert. Stinkstiefel gibt es aber auch genug, doch die kann man ja ignorieren. Manches funktioniert, manches nicht, dafür wird dann fleißig improvisiert.

Eine Einstellung, die wir uns in Deutschland gelegentlich zu eigen machen dürfen. Die touristischen Attraktionen Rios sind für mich im Moment übrigens hier noch unerreichbar, denn die Zeit versichert zwischen Hotel, Fernsehzentrum und Schießgelände im nördlichen Stadtteil Deodoro, wo auch die Bottroperin Stefanie Horn ihre Wettbewerbe im Kanu-Slalom hat.

Allerdings ist es auch dort zwischen den Bergen und mit meist fünf Grad mehr als 30 Kilometer entfernt am Atlantik ganz nett, gerade wenn der Sport so gut ist. Am Dienstagabend durfte ich für das ZDF die Silbermedaille von Monika Karsch im Schießen übertragen. Welch ein schöner Arbeitstag! Ihr Mann und Trainer Thomas hat übrigens ein kleines Hotel an der Copacabana, das ZDF am weniger bekannten Strand von Barra. Hier wie dort gibt es viele Restaurants und Bars, von denen jede mindestens drei Flachbildschirme für Sportübertragungen hat.

Aber wenn der Jubel richtig laut ist, dann ist gerade beim Fußball ein Tor gefallen. Nicht jedoch im OlympischenTurnier, sondern bei Flamengo, Fluminense oder Botafogo. Die Liga läuft nämlich weiter – und Olympia hat die Einwohner von Rio noch nicht so in seinen Bann gezogen.