Als Schiedsrichter Abdelkrim Berkhane am 29. Mai das letzte Heimspiel des VfR Ebel anpfiff, hatte Emre Kilic noch keines seiner beiden Saisonziele erreicht. Zum Aufstieg in die Bezirksliga fehlten dem VfR noch Punkte. Außerdem hatte der 21-Jährige seine selbst gesteckte Torquote noch lange nicht erfüllt.
Die vielen vergebenen Chancen in den Spielen zuvor spukten Emre Kilic noch sechs Spielminuten im Kopf herum. Pfosten, Latte, die Nerven: Es gab reichlich Gründe, warum das Leder nicht über die Linie wollte. Die „50“ hätte er so kurz vor Saisonende längst voll haben können. Im Spiel gegen Barisspor Bottrop benötigte er nicht lange, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Er nutzte gleich seine erste Möglichkeit zum 1:0. In den verbleibenden 84 Minuten sollte Kilic noch acht weitere Treffer folgen lassen. Das vorletzte war gleichzeitig das 50. Saisontor des gebürtigen Bottropers – Ziel erreicht.
50 Tore in einer Saison, das war zuvor noch niemandem im Fußballkreis Oberhausen/Bottrop gelungen. Kilic schraubte seine Ausbeute am letzten Spieltag sogar noch auf 52 Treffer. „Ich glaube der Rekord lag bei 46“, sagt Kilic, der sich zwar über seine beeindruckende Erfolgsquote freut, den Verdienst aber bescheiden mit allen Mitspielern teilt: „Ich gebe nur mein Bestes. Wie alle anderen Spieler auch.“ Ohnehin ist Kilic der Überzeugung, dass er Vieles hätte besser machen können: „Mit meiner Torausbeute bin ich nicht zu hundert Prozent zufrieden. Ich hatte so viele Chancen, es hätten auch gut und gerne 90 Saisontore werden können.“
Mit 90 Treffern wäre Kilic in der Rangliste der Amateurfußballer in Deutschland ganz weit vorne gelandet. Genau genommen auf Platz drei. So aber reichte es immerhin zum 60. Platz. In der Wertung, die nur Fußballer aus der A-Kreisliga berücksichtigt, findet sich Kilic sogar auf dem achten Platz wieder.
In der Nachbetrachtung muss selbst Emre Kilic schmunzeln. Denn der junge Fußballer begann seine Laufbahn eigentlich mit dem klaren Auftrag, Tore zu verhindern. Der Abwehrspieler näherte sich dem gegnerischen Tor nur langsam an. Erst nach einigen Spielen im Mittelfeld, zeigte er im Angriff sein wahres Talent. Ein Talent, dass auch anderen Vereinen nicht verborgen geblieben ist. Kilic hatte schon in der vergangenen Saison einige Angebote auf dem Tisch liegen, absolvierte Probetrainings bei Westfalen- und Oberligisten. Ein Wechsel kam für ihn aber nicht in Betracht: „Ich habe gleich gesagt, dass ich den Verein nicht verlassen werde, wenn wir in die Bezirksliga aufsteigen. Ich lasse meine Mannschaft und meinen Freundeskreis nicht im Stich.“
Der Straßenbauer stellt sich mit dem VfR Ebel jetzt also auf eine schwierige und harte Bezirksliga-Saison ein. Während Trainer Sadettin Senyüz als Ziel den Klassenerhalt ausgibt, ist Kilic etwas mutiger: „Ich freue mich vor allem auf die Duelle mit dem VfB Bottrop und dem SV Fortuna, aber auch mit den Mannschaften aus Oberhausen. 30 bis 40 Tore sollte ich für den Erfolg der Mannschaft schon beisteuern können.“