Bottrop. . Eduard Schwabe geht in den sportlichen Ruhestand. Fast drei Jahrzehnte lang war er Trainer und Vorsitzender der Boxfreunde.

Er wollte so gehen, wie er einst gekommen war: still und leise, ohne großes Tamtam. Doch da hat er die Rechnung ohne die WAZ gemacht. Noch einmal kommt Eduard Schwabe zum Gespräch in den Boxraum in der Dieter-Renz-Halle, um seinen Abschied zu feiern. Fast drei Jahrzehnte war er Trainer und später Vorsitzender der Boxfreunde 26. Ein klammheimlicher Abschied? Den gibt es nicht!

Überhaupt: Die Worte still und leise passen nicht zu Eduard Schwabe. Kein großes Tamtam? Auch nicht. Bei Schwabe gab es immer mächtig Krachbumm. Beim Trainer, der Deutsche Meister formte. Der bestimmend auftrat, seine Schützlinge im Training zu Höchstleistungen antrieb. Mal laut, mal lustig. Hart, aber herzlich.

„Ich musste in den vergangenen Wochen einiges nachholen“, gesteht Schwabe, als er seine Kämpfer nun beim Training beobachtet. Der Raum ist erfüllt vom Klirren der Befestigungsketten und von dumpfen Schlaggeräuschen, als Fäuste auf Sandsäcke treffen. Er hat diese Geräusche vermisst, gibt der 71-Jährige zu. „Ich habe erst einmal Urlaub gemacht“, sagt Schwabe und lacht. „Ich hatte meiner Frau versprochen, mit 70 Jahren aufzuhören. Ich habe es auch vor dem 71. Geburtstag geschafft.“

Als „Leihgabe“ war er einst nach Bottrop gekommen. Die hiesigen Boxfreunde, ein Verein mit stolzer Vergangenheit und Heimat großer Namen wie Dieter Renz und den Koch-Brüdern, waren auf Trainersuche. Der Duisburger Eduard Schwabe, Trainer bei Westende Hamborn, sollte den Job für kurze Zeit übernehmen. Das war 1986 und aus der „kurzen Zeit“ wurden 29 Jahre. Fast drei Jahrzehnte, in denen er Rohdiamanten zu Champions schliff. Zunächst Christoph Fuchs, der zweimal DM-Dritter im Nachwuchsbereich (Halbschwergewicht) wurde. Dann Marcel „Mücke“ Hadjali, als Nachwuchskraft dreimal Deutscher Meister im Federgewicht. Schließlich Denis Makarov, der nach mehreren Jugendtiteln viermal Deutschlands Champion im Bantamgewicht und 2010 Europameister wurde. Schwabe: „Er war der beste Boxer, den ich je trainiert habe.“

Nun kommen die Söhne

Der Titelsammler der vergangenen Jahre: Alexander Kupreenko, Deutscher Meister von der U15 bis zur U19 im Halbweltergewicht. Mit den Erinnerungen an seine Boxer kommt es auch zum Rückblick auf viele durchtrainierte Nächte mit seinen Schützlingen, um vor wichtigen Turnieren „Gewicht zu machen“. Auf die vielen Turniere auf Bottroper Boden wie die Junioren-DM in der Berufsschule im Jahre 1997 (Sieger im Halbmittelgewicht: ein gewisser Arthur Abraham), an die vielen Ländervergleichskämpfe im Lichtenhof und die Westdeutsche Meisterschaft 2006. Poster und Zeitungsausschnitte an den Wänden dokumentieren die vergangenen Jahrzehnte.

Schwabe blickt erneut durch den Raum. Immer wieder zeigt er auf die jungen Boxer, die jetzt zum Seilchenspringen übergehen. Die Hand wandert von links nach recht. „Seinen Vater habe ich schon trainiert. Seinen auch.“ Familiär geht es zu – und international. Araber, Afghanen, Libanesen, Türken, Polen und Russlanddeutsche – schon immer waren die Boxfreunde ein buntgemischter Haufen. „Hier wurde die Integration schon gelebt, bevor sie in anderen Bereichen überhaupt diskutiert wurde“, sagt Schwabe.

Sein Nachfolger ist Hysen Riza – im vergangenen Jahr jüngster Trainer der Boxfreunde, nun jüngster Vorsitzender in der Vereinsgeschichte. „Ich wollte ja immer nach Norwegen ziehen, jetzt werde ich dort häufiger Urlaub machen“, sagt Schwabe. Und Bottrop? „Ich war immer gerne hier. Und ich komme gerne mal wieder vorbei, wenn Not am Mann ist.“